Deutsche tun sich immer schwer, wenn es darum geht, über Geld zu sprechen. Sicherlich liegt das auch darin begründet, dass man von Kind an lernt, über Geld redet man nicht, man hat es. Doch diese Scheu ist in vielen Situationen nicht wirklich angebracht. Schließlich ist man als normaler Arbeitnehmer darauf angewiesen, ein auskömmliches Einkommen zu erzielen. Darüber hinaus ist es auch nur gerecht, wenn man nach einer qualifizierten Ausbildung oder sogar einem langjährigen Studium und womöglich noch vielen Jahren Berufserfahrung ein adäquates Gehalt erwartet. Dazu sollte man durchaus auch stehen und diese Einstellung bereits im Anschreiben vertreten. Ansonsten können Arbeitgeber leicht auf ein mangelndes Selbstbewusstsein und nur ein gering ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen schließen – Eigenschaften, die im Arbeitsleben nicht gerade gefragt sind. Wer sich nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus um eine neue Stelle bewirbt, sondern einen Wechsel auch aus finanziellen Gründen anstrebt, sollte diese Tatsache ebenfalls offensiv vertreten. Sonst besteht die Gefahr, dass dieses Vorhaben scheitert.
Mit dem Gehaltswunsch sollte man auf keinen Fall beginnen, das wirkt, als ob man mit der Tür ins Haus fällt. Vielmehr sollte man zunächst detailliert auf die in der Stellenzeige angeforderten Qualifizierungen und Eigenschaften für den ausgeschriebenen Arbeitsplatz eingehen und genau erläutern, inwiefern man sie mitbringt. Aus dieser Schilderung ergibt sich dann quasi wie von selbst, dass der Kandidat aufgrund seiner ausgezeichneten Eignung auch mit einem guten Gehalt rechnen darf.
Es ist durchaus eine gute Idee, die Gehaltsvorstellung in einer Bandbreite anzugeben. Dabei sollte man nicht zu bescheiden auftreten, auf der anderen Seite aber auch nicht unverschämt. Auch Formulierungen wie „ich möchte, ich hätte gerne“ oder ähnliche Ausdrücke im Konjunktiv sind wenig ratsam. Dies wirkt zu wenig souverän. Viel besser geeignet ist ein Satz, wie zum Beispiel „ Meiner Auffassung nach liegt ein angemessenes Gehalt für die angebotene Position in einer Spanne zwischen ….“.
Durch die Angabe einer Bandbreite vermeidet man eine Situation im späteren Vorstellungsgespräch, bei dem der Arbeitgeber nur noch vor einer „Friss oder stirb“-Entscheidung steht. Erfahrungsgemäß ist es nicht weiter tragisch, wenn man mit dieser Einschätzung leicht unter dem Wert bleibt, den der Arbeitgeber für angemessen hält. Im Interesse einer ausgewogenen Gehaltsstruktur bieten viele Arbeitgeber von sich aus mehr Geld an oder stellen Sonderzahlungen in Aussicht. Wenn man aus anderen Gründen großes Interesse an der Position hat, sollte man schon im Anschreiben eine gewisse Verhandlungsbereitschaft signalisieren. So vermeidet man, dass die Bewerbung von Anfang an wegen einer zu hohen Gehaltsforderung aussortiert wird.
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