Gehaltsatlas: Das verdienen BWL-Absolventen 2017
Das Studium der Betriebswirtschaftslehre zählt zu beliebtesten Studiengängen in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt haben mehr als 310.000 Studenten im vergangenen Wintersemester ein Studienfach aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften begonnen. Mit welchen Einstiegsgehältern Absolventen mit einem BWL-Abschluss in der Tasche rechnen können, haben wir in unserer neuen Auswertung anhand von 3.288 Datensätzen ermittelt.
Neben der Top-Branchen und -Regionen möchten wir das Studium selbst etwas beleuchten.
Branchenvergleich: Versicherungen winken mit hohen Einstiegsgehältern
Wer als BWL-Absolvent auf hohe Einstiegsgehälter hofft, sollte spätestens bei der Bearbeitung der Abschlussarbeit nach potenziellen Branchen Ausschau halten. Die höchsten Gehälter erhalten Absolventen in der Versicherungsbranche. Das Einstiegsgehalt für BWL-Absolventen liegt hier im Median bei knapp über 50.000 Euro im Jahr. Auf über 48.000 Euro jährlich kommen die Berufseinsteiger in der Autoindustrie sowie in Unternehmensberatungen.
Insbesondere Unternehmensberatungen sind das Ziel vieler Absolventen. Wer als Berater einsteigt, kann hier in kurzer Zeit sehr viele praktische Erfahrungen sammeln und sich hocharbeiten. Neben hohen Gehältern bedeutet das jedoch viel Mehrarbeit. Überstunden stehen in Unternehmensberatungen auf der Tagesordnung.
Im Ranking folgt die Chemieindustrie mit einem Gehalt von rund 47.000 Euro jährlich sowie dicht gefolgt das Bankenwesen mit 46.870 Euro.
Eine Übersicht über die Top-Branchen für BWL-Absolventen zeigt die nachfolgende Grafik.
Im Vergleich über alle Branchen liegt das Gehalt für Berufseinsteiger mit einem Hochschulabschluss in BWL bei knapp 42.000 Euro im Jahr.
Insgesamt handelt es sich bei den Top-Branchen um die Industriezweige, die über reichlich Kapital verfügen und ein dementsprechend höheres Budget für ihre Personalkosten zur Verfügung haben. Thematiken der Branchen sind vor allem zahlenfixiert und im Bereich der technischen Forschung und Entwicklung.
Regionen: BWLer ab nach Frankfurt
In der Auswertung im Hinblick auf die Regionen mit den besten Gehältern für Hochschulabsolventen liegt die Metropolregion rund um Frankfurt am Main ganz vorne. In der Finanzmetropole können Absolventen mit Gehältern um 48.000 Euro im Jahr rechnen.
Es folgen die Landeshauptstädte Stuttgart (47.852 Euro) sowie München (47.518 Euro). Dass diese Regionen ihren Beschäftigten hohe Gehälter zahlen, haben wir bereits in unseren Regionenanalysen wie dem Gehaltsatlas 2016 und der Länderanalyse 2017 ermittelt.
Laut Ranking folgen die Regionen rund um Erlangen, Wiesbaden sowie Nürnberg. Die Einstiegsgehälter liegen hier im Median bei über 45.000 Euro.
Zu den Top-Regionen zählen außerdem Leipzig und Dresden. Hier liegen die Einstiegsgehälter für BWL-Absolventen bei knapp über 35.000 Euro. Dies ist für einen Berufseinsteiger ohne praktische Erfahrung und angesichts der vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten vollkommen im Rahmen.
Eine ausführliche Übersicht der Top-Regionen zeigt die nachfolgende Tabelle.
Neben Region und Branche spielen natürlich immer auch weitere Faktoren beim Einstiegsgehalt eine Rolle. Wer in einen kleinen Betrieb einsteigt, muss auch in München mit einem vergleichsweise niedrigeren Jahresgehalt rechnen. Die Firmengröße ist ein entscheidender Faktor bei der Zusammensetzung des Gehalts. Welche Gehaltsfaktoren es noch gibt, haben wir in einem weiteren Artikel für Sie aufbereitet.
Worum geht es eigentlich? Inhalte eines BWL-Studiums
Fast jede Universität oder Hochschule bietet das Studienfach Betriebswirtschaftslehre an. Doch was genau wird Studenten hier vermittelt? Welche Themen beinhaltet das Studium?
In BWL erlernen Studenten die Grundsätze wirtschaftlichen Handelns und die betrieblichen Zusammenhänge. Insbesondere das Bachelorstudium ist oftmals sehr generalistisch aufgebaut und holt die Erstsemester zu verschiedenen Thematiken der BWL ab.
Hierzu gehören unter anderem Inhalte aus dem Bereich:
- Finanzierung
- Rechnungswesen
- Wirtschaftsmathematik
- Personalwesen
- Marketing
- Management
- Volkswirtschaftslehre
- Statistik
Neben zahlreichen Einführungsvorlesungen, in denen alle Studenten des Fachs auf den gleichen Wissensstand gebracht werden, sind Seminare und Vertiefungsprofile dafür da, den individuellen Stärken und Interessen gezielter nachgehen zu können. Diese Projektarbeiten stehen vor allem ab dem dritten Semester auf dem Stundenplan.
Wer sich für ein Studium interessiert, für den spielt oft der Studienort eine große Rolle. Doch auch die Inhalte des Studiums selbst, sind entscheidend. Viele Ausrichtungen sind bereits an der Art des Abschlusses zu erkennen – der Bachelor of Science hat den Fokus in der Regel eher auf Controlling und Rechnungswesen, während der Bachelor of Art auf Personalmanagement, Marketing oder Unternehmenskommunikation ausgelegt ist.
Der Bachelor of Business Administration ist der Bachelorabschluss in BWL mit einer starken internationalen Ausrichtung. Er wird fast ausschließlich an privaten Hochschulen angeboten.
Generell gilt: Wem das wissenschaftliche Arbeiten gefällt und wer sich weiter spezialisieren möchte, kann sich ruhigen Gewissens für ein Anschlussstudium entscheiden. Wer sein theoretisches Wissen endlich in der Praxis anwenden möchte, ist auf dem Arbeitsmarkt besser aufgehoben.
BWL-Studium als Weiterbildung für kaufmännische Ausgebildete
Viele Beschäftigte, die eine kaufmännische Ausbildung absolviert haben, entscheiden sich nach erfolgreichem Abschluss dieser für ein BWL-Studium. Sie haben in diesem Grundstudium die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Erfahrung aus der Ausbildung zu festigen und mit theoretischen Aspekten zu verknüpfen. Insbesondere in anspruchsvollen Fächern wie Rechnungswesen und Buchhaltung können die ehemaligen Azubis im Studium punkten.
Von einem BWL-Studium als Weiterbildung profitieren Fachkräfte stark: Neben deutlich höheren Gehaltsaussichten haben sie durch ein Studium sehr viel bessere Chancen, später in eine Führungsposition zu wechseln. Ihnen fällt außerdem der Berufseinstieg nach dem Uniabschluss leichter, da sie die praktischen Erfahrungen mitbringen, die Unternehmen bei vielen Akademikern vermissen.
BWL als beste Alternative?
Viele Abiturienten, die in jedem Fall studieren möchten, aber noch keine genaue Vorstellung davon haben, wohin es beruflich gehen wird, entscheiden sich für ein betriebswirtschaftliches Studium. Dies spiegelt sich auch in den hohen Immatrikulationszahlen wieder. Es gilt: Mit BWL kann man erst einmal nichts falsch machen. Aber ist das auch so?
Ein BWL-Studium ist auf jeden Fall hilfreich, um ein Gespür für betriebsorientiertes Handeln zu erhalten und später im Beruf komplexe Wirtschaftszusammenhänge besser nachvollziehen zu können und Strategien zu entwickeln.
Der Markt ist gefüllt von Akademikern mit einem BWL-Abschluss. Hier gilt es, den Unterschied zu machen. In welchen Thematiken ist ein Schwerpunkt sinnvoll oder andersherum: Wo sollte aufgrund fehlendem Interesse kein Fokus gesetzt werden? Mögliche Schwerpunkte sind beispielsweise das Personalmanagement, Marketing, Organisation und Führung oder Controlling.
Wer sich wenig für betriebsorientiertes Handeln oder Gewinnoptimierungen, Finanzen oder Strategieentwicklungen interessiert, kann in diesem Studium seine Interessen und Fähigkeiten nicht zielführend erarbeiten und wird sich auch nicht wohl fühlen. Einen Versuch ist es aber vielleicht dennoch wert.
Weiterführende Informationen
10 Faktoren, die das Gehalt entscheidend beeinflussen
Länderanalyse 2017: Bundesländer und der Gehaltseinfluss ihrer Hauptstädte