Gehaltsbiografie 2018: die Entwicklung des Einkommens im Laufe des Berufslebens
Wie viel Geld verdienen wir vom Karriereanfang bis zum Renteneintritt? Welche Gehaltsunterschiede liegen in verschiedenen Branchen, Berufen oder Hierarchieebenen vor? Was bedeutet es in Zahlen, wenn jemand mit 40 Jahren durch einen Schicksalsschlag plötzlich Arbeitslosengeld / ALG II (Hartz IV) bezieht und sich sein Erwerbsleben dadurch dramatisch ändert? Antworten auf diese Fragen liefert unsere neue Studie „Gehaltsbiografie 2018“.
Für die Untersuchung wurden 218.509 Vergütungsdaten der vergangenen 12 Monate analysiert und nach diversen Parametern ausgewertet. 40 Prozent der Daten stammen von weiblichen Beschäftigten, 60 Prozent von männlichen.
Allgemeine Gehaltsentwicklung für Fachkräfte
Bei der Betrachtung aller Daten für Fachkräfte ohne Personalverantwortung kommen wir zum folgenden Ergebnis: Die Gehaltsentwicklung für Fachkräfte in Deutschland ist verhältnismäßig schwach. Mit 20 Jahren beginnen sie ihre Karriere mit einem Durchschnittsgehalt von rund 30.000 Euro im Jahr. Mit 60 Jahren hat sich ihr Lohn auf 50.000 Euro erhöht. Das sind in 40 Jahren 20.000 Euro und damit etwa 500 Euro mehr pro Jahr.
Allgemeine Gehaltsentwicklung für Führungskräfte
Deutlich anders sieht da die Gehaltssituation für leitende Angestellte aus: Führungskräfte erhalten bereits in jungen Jahren (im Alter von 25 Jahren) ein Gehalt von durchschnittlich über 73.000 Euro. Bis zum 60. Lebensjahr steigt ihr Lohn auf 133.900 Euro an. Dies macht einen Unterschied von 60.900 Euro und bedeutet damit einen Zuwachs von rund 1.500 Euro pro Jahr.
Wer sein Gehalt deutlich steigern möchte, sollte öfter den Job öfter wechseln, sich weiterbilden und leitende Positionen anstreben
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Führungskräfte: Akademiker vs. Nicht-Akademiker
Akademiker, die eine Führungsposition besetzen, verdienen in der Regel höhere Gehälter als Nicht-Akademiker. Nicht-Akademiker beziehen mit 25 Jahren im Durchschnitt rund 57.500 Euro. Beschäftigte mit einem Hochschulabschluss erhalten im gleichen Alter fast 66.000 Euro im Jahr. Gravierender wird der Gehaltsunterschied im Laufe des Berufslebens: Mit 40 Jahren verdienen Akademiker bereits über 112.271 Euro jährlich, während Nicht-Akademiker bei 81.856 Euro liegen. Ein höherer Bildungsabschluss macht sich damit deutlich bemerkbar.
Gehaltsentwicklung bei Fachkräften nach Geschlecht
Die folgende Tabelle zeigt den Vergleich zwischen den Gehältern von Frauen und Männern. Dabei wurden die Durchschnittsgehälter je nach Alter betrachtet. Die sich daraus ergebende Entgeltlücke ist demnach unbereinigt und mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, da viele Parameter wie Beruf, Berufserfahrung oder Region nicht angeglichen werden. Dennoch zeigt sich stets eine Gehaltslücke zu Ungunsten der Frauen. Am stärksten weichen die Gehälter im Alter von 45 Jahren mit 30 Prozent ab.
Gehaltsentwicklung bei Führungskräften nach Geschlecht
Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist bei Führungskräften prozentual ähnlich. In absoluten Werten sind die Unterschiede jedoch sehr groß. So verdienen männliche Führungskräfte im Alter von 55 Jahren im Durchschnitt 126.769 Euro jährlich, die Frauen hingegen 92.155 Euro. Somit ergibt sich ein Unterschied von 34.614 Euro pro Jahr. Auch in diesem Vergleich sind die Werte unbereinigt und lediglich als grobe Orientierung zu verstehen.
Zum Thema Entgeltlücke in Deutschland haben wir im vergangenen Jahr den Entgeltmonitor 2017 der Vergütungsberatung Compensation Partner vorgestellt.
Lebensszenario: Altenpfleger mit und ohne Arbeitslosengeld II (ALG II)
Stellen wir uns Folgendes vor: Ein Altenpfleger im Alter von 40 Jahren wird durch einen Schicksalsschlag plötzlich arbeitslos. Zunächst bezieht er ALG I, danach folgt ALG II und damit Hartz IV. Leider schafft er es nicht, in seinen Beruf zurück zu kehren und bleibt bis zu seinem 65. Lebensjahr Hartz IV-Empfänger. In diesem Beispielszenario möchten wir zeigen, wie sich das Gehalt eines Altenpflegers ändert. Mit 45 Jahren muss dieser bereits Gehaltseinbußen von 134.335 Euro hinnehmen, mit 65 Jahren sind es 656.217 Euro.
Lebenseinkommen mit ALG II und Mindestlohn
Immer wieder hören und lesen wir über Menschen, die lieber Hartz IV beziehen anstatt zu arbeiten. Doch wie groß ist der Unterschied zwischen den Bezügen eines Singles, der ALG II erhält und eines Beschäftigten mit Mindestlohn? Gehen wir davon aus, dass beide Personen mit 20 Jahren in ihre jeweilige Lebenssituation starten (ohne Veränderung des Berufslebens) und diese bis zum 65. Lebensjahr bleibt.
ALG II-Empfänger erhalten als Single 10.554 Euro pro Jahr
Die Berechnungsgrundlage für den ALG II-Empfänger ist der Satz für eine Singleperson in einer 50m² großen Wohnung in Hamburg. Dieser liegt bei 416 Euro – der Angemessenheitswert der Wohnung beträgt 463,50 Euro. Dies ergibt insgesamt rund 879,50 Euro pro Monat. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 10.554 Euro.
In den 45 Jahren unter ALG II hat der Hartz IV-Empfänger insgesamt 485.484 Euro erhalten. Als Basis gilt hier der Satz vom Dezember 2017 für das Bundesland Hamburg. Der Mindestlohnempfänger hat in der gleichen Zeit 846.400 Euro verdient und damit 360.916 Euro mehr als der Erwerbslose mit ALG II. Als Basis dient hier ein Mindestlohn-Fixum von 8,84 Euro pro Stunde und eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden.
Steuern müssen selbstverständlich abgezogen werden und es sind 40 Stunden die Woche zu leisten. Doch summiert bleibt deutlich mehr übrig für einen besseren Lebensstandard – beispielsweise eine größere Wohnung, einen kleinen Urlaub und das eigene Wohlbefinden.
18.400 Euro im Monat mit Mindestlohn
Laut Gesetz wird die Höhe des gesetzlichen Mindestlohns alle zwei Jahre neu festgelegt. Dieser beträgt im Jahr 2018 -wie auch im Jahr zuvor- 8,84 Euro. Der Mindestlohn kann aber auch je nach Branche höher ausfallen. Für unsere Berechnung wird jedoch ein Fixum von 8,84 Euro pro Stunde angenommen und die Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche festgelegt. Multipliziert wird der Wochenlohn mit 4,33 Arbeitswochen. Daraus ergibt sich ein Jahreseinkommen von aufgerundet 18.400 Euro. Ab 2019 soll der Mindestlohn auf 9,19 Euro angehoben werden.
Lebenseinkommen mit Hartz IV und Mindestlohn
Alter | Hartz IV | Mindestlohn |
---|---|---|
20 | 10.554 € | 18.400 € |
25 | 63.324 € | 110.400 € |
30 | 116.094 € | 202.400 € |
35 | 168.864 € | 294.400 € |
40 | 221.634 € | 386.400 € |
45 | 274.404 € | 478.400 € |
50 | 327.174 € | 570.400 € |
55 | 379.944 € | 662.400 € |
60 | 432.714 € | 754.400 € |
65 | 485.484 € | 846.400 € |
Arbeiten lohnt sich auch auf Mindestlohnniveau
Der Vergleich mit einem ALG-II-Empfänger zeigt: Arbeiten lohnt sich deutlich mehr als Hartz IV zu beziehen. Es hat aber nicht nur finanzielle Vorteile, den Weg aus dem ALG II zu suchen: Wer arbeitet, hat grundsätzlich bessere Chancen, neue Stellen und lukrativere Jobs zu bekommen. Hinzukommt die psychologische Komponente: Eine Leistung zu erbringen, damit einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag zu leisten und dafür entsprechend entlohnt zu werden.
Viele weitere Ergebnisse, wie zum Beispiel das Lebenseinkommen für diverse Berufe oder die Gehaltsunterschiede nach Studiengängen, finden Sie in unserer Studie „Gehaltsbiografie 2018“