Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Weihnachtsgeld aus?
Die Folgen der Corona-Krise wirken sich auch auf das allgemeine Gehaltsniveau aus – nur folgerichtig ist daher die Annahme, dass dies auch für das Weihnachtsgeld gilt, welches vielerorts als Bonuszahlung ausgeschüttet wird, manchmal in Form eines vollen 13. Monatsgehalts. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die Hamburger Unternehmen GEHALT.de und Statista in einer gemeinsamen Umfrage mehr als 1.000 Arbeitnehmer*innen befragt.
Ergebnis: Während im letzten Jahr noch 60 Prozent aller Beschäftigten ein Weihnachtsgeld erhalten hatten, können sich aktuell nur noch 24 Prozent darauf verlassen. 18 Prozent aller Arbeitnehmer*innen halten dies zumindest für sehr wahrscheinlich, weitere 12 Prozent für wahrscheinlich; gleichzeitig weiß jedoch bereits mehr als ein Viertel aller Angestellten, dass es zum Ende dieses Jahres keinen weihnachtlichen Bonus geben wird.
Haben Sie letztes Jahr Weihnachtsgeld erhalten? | |
Ja | 60% |
Nein | 39% |
Ich weiß es nicht | 1% |
Wie wahrscheinlich ist, dass Sie dieses Jahr Weihnachtsgeld erhalten werden? | |
Ich weiß, dass ich Weihnachtsgeld erhalten werde |
24% |
Sehr wahrscheinlich | 18% |
Wahrscheinlich | 12% |
Unwahrscheinlich | 9% |
Sehr unwahrscheinlich | 5% |
Ich weiß, dass ich KEIN Weihnachtsgeld erhalten werde |
26% |
Ich weiß es nicht | 6% |
Wie viel Weihnachtsgeld erhalten Arbeitnehmer*innen im Durchschnitt?
Beschäftigte können im Durchschnitt mit einem Weihnachtsgeld in Höhe von fast 2.300 Euro rechnen. Dies ergaben Analysen von GEHALT.de auf Basis von etwa 115.000 Gehaltsangaben der vergangenen zwölf Monate. Während Fachkräfte ein Zusatzentgelt von knapp 2.200 Euro erhalten, bekommen Führungskräfte einen Zuschlag von mehr als 4.000 Euro.
Somit gilt: Je höher das Einkommen, desto höher das Weihnachtsgeld. Dies gilt auch dann, wenn nicht die absoluten Zahlen betrachtet werden, sondern die Zulage in Verhältnis zum regulären Einkommen analysiert wird. Liegt das Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 Euro, so gehen 23 Prozent davon aus, dass ihr Weihnachtsgeld mindestens 80 Prozent des Bruttogehalts betragen wird; bei Arbeitnehmer*innen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro liegt dieser Anteil bei 37 Prozent.
Diese Unterschiede zeigen sich ebenso am Anteil derer, welche überhaupt Weihnachtsgeld beziehen werden: Während 70 Prozent der Besserverdienenden ein Zusatzentgelt erwarten können, sinkt diese Quote bei Beschäftigten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro auf 37 Prozent.
Was schätzen Sie, wie hoch wird Ihr Weihnachtsgeld im Verhältnis zu Ihrem monatlichen (brutto) Einkommen sein? |
Haushaltsnettoeinkommen | |||
Gesamt | unter 1.500 € | 1.500 € bis unter 3.000 € |
3.000 € und mehr | |
Weniger als 20% | 10% | 13% | 11% | 8% |
20% bis weniger als 40% |
19% | 27% | 21% | 18% |
40% bis weniger als 60% |
21% | 10% | 26% | 20% |
60% bis weniger als 80% |
12% | 17% | 14% | 11% |
80% bis weniger als 100% |
9% | 10% | 3% | 15% |
Genau 100% (13. Monatsgehalt) |
17% | 13% | 14% | 21% |
Mehr als 100% | 1% | 0% | 1% | 2% |
Ich weiß es nicht | 9% | 10% | 9% | 6% |
Unterschiede beim Weihnachtsgeld: Auch Geschlecht und Wohnort spielen eine Rolle
Die Gehaltsschere macht auch vor dem Weihnachtsgeld nicht Halt: Ähnlich wie beim Monatseinkommen erhalten Männer hier deutlich mehr als Frauen. Während männliche Beschäftigte im Durchschnitt mit etwa 2.400 Euro zusätzlich rechnen können, liegt der Betrag für weibliche Angestellte bei circa 2.100 Euro. Ebenso stellt die Größe des Arbeitgebers einen gewichtigen Faktor dar; während Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten ein durchschnittliches Weihnachtsgeld in Höhe von über 2.600 Euro ausschütten, liegt jener Wert bei Firmen mit bis zu 100 Angestellten bei etwa 2.000 Euro.
Weiterhin sind regionale Unterschiede festzustellen: Das höchste Weihnachtsgeld beziehen Arbeitnehmer*innen aus Hamburg (2.620 Euro), Hessen (2.450 Euro) sowie Berlin (2.410 Euro); einen vergleichsweise geringen Bonus gibt es hingegen in Sachsen-Anhalt (1.830 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (1.840 Euro) und Sachsen (1.850 Euro). Bei der Interpretation dieser Zahlen darf allerdings nicht vergessen werden, dass sich Bundesländer nicht nur in Hinsicht auf das Vergütungsniveau unterscheiden, sondern auch abweichende Lebenshaltungskosten aufweisen.
Höhe des Weihnachtsgelds nach Geschlecht | Mittelwert |
Frauen | 2.073 € |
Männer | 2.380 € |
Höhe des Weihnachtsgelds nach Firmengröße (Mitarbeiteranzahl) |
Mittelwert |
Über 1.000 | 2.623 € |
101-1.000 | 2.222 € |
0-100 | 2.012 € |
Höhe des Weihnachtsgelds nach Bundesland | Mittelwert |
Hamburg | 2.624 € |
Hessen | 2.446 € |
Berlin | 2.419 € |
Bremen | 2.405 € |
Bayern | 2.295 € |
Baden-Württemberg | 2.282 € |
Rheinland-Pfalz | 2.282 € |
NRW | 2.268 € |
Saarland | 2.230 € |
Niedersachsen | 2.050 € |
Schleswig-Holstein | 2.043 € |
Brandenburg | 1.928 € |
Thüringen | 1.877 € |
Sachsen | 1.850 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 1.842 € |
Sachsen-Anhalt | 1.829 € |
Weihnachtsgeld im Branchenvergleich: Unternehmensberater*innen an der Spitze
Mit einem durchschnittlichen Weihnachtsgeld in Höhe von rund 3.900 Euro erweist sich der Sektor der Unternehmensberatung als besonders lukrativ. Hohe Weihnachtsgelder können zudem Beschäftigte aus den Bereichen Pharma (3.600 Euro), Banken (3.500 Euro), Finanzdienstleistung (3.400 Euro) und Software (3.300 Euro) erwarten.
Am Ende der Branchentabelle befindet sich im Gegensatz hierzu der Lebensmitteleinzelhandel; mit einem Bonus in Höhe von circa 1.400 Euro müssen sich Arbeitnehmer*innen aus diesem Berufsfeld ebenso wie Mitarbeiter von Autohäusern (1.500 Euro) auf ein verhältnismäßig geringes Weihnachtsgeld einstellen. Ähnliche Zahlen gelten für Beschäftigte im Einzelhandel für Bau und Einrichtung bzw. Bekleidung und Textilien; genau wie Handwerker*innen können sie mit einem Zusatzentgelt von knapp 1.600 Euro rechnen.
Ohnehin macht sich die Unsicherheit innerhalb der am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen auch beim Weihnachtsgeld bemerkbar: Etwa die Hälfte aller Beschäftigten aus den Sektoren Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungen geht davon aus, dass es in diesem Jahr keinen Weihnachtsbonus geben wird.
Höhe des Weihnachtsgelds nach Branchen | Mittelwert |
Top-Branchen | |
Unternehmensberatung | 3.853 € |
Pharma | 3.631 € |
Banken | 3.495 € |
Finanzdienstleistung | 3.411 € |
Software | 3.348 € |
Flop-Branchen | |
Einzelhandel, Bau und Einrichtung | 1.607 € |
Einzelhandel, Bekleidung/Textil | 1.602 € |
Handwerk | 1.600 € |
Autohäuser | 1.529 € |
Lebensmitteleinzelhandel | 1.387 € |
Fazit: Weitgehende Zufriedenheit trotz Krise
Wie gut eine Firma die pandemiebedingte Rezession übersteht, wird sich auch am Weihnachtsgeld zeigen:
Das Weihnachtsgeld kann speziell in diesem Jahr einerseits Ausdruck für besondere Leistungen sein, andererseits aber auch die Auswirkungen der Krise auf das Einkommen sichtbar machen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Unternehmen, die schwer von der Krise betroffen sind und eine entsprechend variable Regelung haben, überhaupt ein Weihnachtsgeld auszahlen werden.
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Sollte es zu einer Auszahlung kommen, dann muss die Mehrzahl aller Beschäftigten jedoch keine Abstriche befürchten. Zwar gehen 17 Prozent davon aus, ein im Vergleich zum Vorjahr geringeres Weihnachtsgeld zu erhalten – insgesamt erwarten aber drei Viertel aller Angestellten keine signifikanten Änderungen. Dies zeigt sich auch darin, wie zufrieden Arbeitnehmer*innen mit der Regelung des Weihnachtsgelds sind:
„Das Jahr 2020 war für Unternehmen wie Arbeitnehmer*innen sicherlich turbulenter als erwartet. Die Zufriedenheit der Beschäftigten mit der Handhabung des Weihnachtsgelds ist dennoch hoch. Trotz großer Hürden, die es zu meistern gab, sehen wir versöhnliche Signale: So sind 48 Prozent der Arbeitnehmer*innen (sehr) zufrieden mit ihrem Arbeitgeber, ein Viertel ist neutral eingestellt. Insbesondere in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe sind die Angestellten (sehr) zufrieden (62 Prozent).“
Nicolas Loose, Director of Market Research bei Statista
Somit bleibt nur noch eine letzte Frage zu klären – wofür möchten die Angestellten ihr Weihnachtsgeld ausgeben? Für ein Drittel lautet die Antwort hierauf: Gar nicht. Sie wollen das Geld stattdessen sparen. 44 Prozent aller weiblichen und 31 Prozent aller männlichen Befragten planen hingegen, zumindest einen Teil des Extraeinkommens für Weihnachtsgeschenke zu verwenden.
Und was schätzen Sie, wie hoch wird Ihr Weihnachtsgeld im Vergleich zu letztem Jahr sein? |
Haushaltsnettoeinkommen | |||
Gesamt | unter 1.500 € |
1.500 € bis unter 3.000 € |
3.000 € und mehr | |
Weniger als letztes Jahr | 17% | 29% | 18% | 15% |
Ungefähr gleich wie letztes Jahr |
75% | 54% | 77% | 77% |
Höher als letztes Jahr | 4% | 13% | 4% | 3% |
Ich weiß es nicht | 4% | 4% | 2% | 5% |
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Arbeitgeber bezüglich der Handhabung von Weihnachtsgeld? |
|
Sehr zufrieden | 21% |
Zufrieden | 27% |
Neutral | 26% |
Unzufrieden | 10% |
Sehr unzufrieden | 11% |
Ich weiß es nicht | 6% |
Was haben Sie mit Ihrem Weihnachtsgeld vor? (Mehrfachnennung möglich) |
Frauen | Männer | |
Geschenke kaufen | 37% | 44% | 31% |
Investitionen | 12% | 10% | 13% |
Rechnungen bezahlen oder Schulden begleichen | 17% | 17% | 18% |
Reisen und Urlaub | 17% | 17% | 16% |
Haus und Garten | 10% | 10% | 11% |
Lebenshaltungskosten (Miete, Lebensmittel, Bekleidung usw.) |
11% | 13% | 9% |
Freizeitaktivitäten | 13% | 12% | 14% |
Für eine (große) Anschaffung verwenden |
8% | 8% | 8% |
Altersvorsorge und Versicherungen |
6% | 5% | 7% |
Ich spare das Geld | 33% | 33% | 33% |
Sonstiges | 1% | 1% | 2% |
Ich weiß es nicht | 6% | 5% | 7% |
Methodik: Online-Umfrage mit 1.038 Befragten, 18 Jahre und älter in Deutschland zwischen dem 4. und 9.11.2020. Abgefragt wurden auch Alter, Geschlecht, Haushaltsnettoeinkommen sowie Branche und Beruf. GEHALT.de hat des Weiteren 115.665 Vergütungsangaben der vergangenen 12 Monate von Beschäftigten unter dem Parameter „Weihnachtsgeld“ analysiert. Dabei wurden Faktoren wie das Geschlecht, Führungsposition, Region und Branche berücksichtigt.
Über die Statista GmbH
2007 in Deutschland gegründet, beschäftigt Statista rund 900 Mitarbeiter auf vier Kontinenten an zwölf Standorten. Statista ist eine führende Daten- und Business Intelligence-Plattform und stellt internationale Markt- und Verbraucherstudien bereit. Das Geschäftsmodell "Data as a Service" ist in dieser Form einzigartig, es gibt keine direkten Wettbewerber am Markt.