In der Medizin kommen, vor allem in der Strahlentherapie, viele Lösungen zur Anwendung, die mit Physik und physikalischen Gesetzen in Verbindung stehen. Medizinphysiker und Medizinphysikerinnen (auch Medizinphysik-Experten oder kurz MPE) entwickeln physikalische Lösungen, die Schmerzen lindern oder Krankheiten heilen können. Sie stellen somit eine Schnittstelle zwischen Physik, Anatomie, Technik und Chemie dar.
Das genaue Aufgabenfeld eines Medizinphysikers ist davon abhängig, in welchem Bereich er beschäftigt ist. Grundsätzlich kann er in jedem Gebiet tätig werden, in dem physikalische Verfahren in der medizinischen Diagnostik und Therapie eingesetzt werden. Dabei arbeiten sie meist eng mit Ärzten und Medizinisch-technischen Assistenten (MTA) zusammen.
In der Strahlendiagnostik und -therapie nutzen Medizinphysiker beispielsweise physikalische Berechnungen, um die Bestrahlung von Krebspatienten zu planen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Tätigkeit besteht in der sogenannten Dosimetrie. Dies ist die Messung der Energiemenge von Strahlen. Diese wird gemessen, um die ionisierende Strahlung optimal zu nutzen und gleichzeitig die möglichen Strahlenschäden gering zu halten.
Medizinphysik-Experten sind außerdem in der Qualitätssicherung tätig. Gemeinsam mit der Industrie führen sie neue Produkte und Geräte ein und bewerten deren Funktionalität. So gewährleisten sie die erforderte Sicherheit und Qualität.
Medizinphysiker beraten außerdem medizinische Institutionen bei der Auswahl und dem Erwerb neuer Geräte. Das medizinische Fachpersonal wird in der Anwendung dieser Anlagen und Verfahren von ihnen geschult.
In der medizinischen Forschung entwickeln Medizinphysiker beispielsweise neue Methoden und Geräte für die Strahlentherapie und veröffentlichen unter anderem Forschungsergebnisse. An Hochschulen unterrichten sie Studierende, bereiten Vorlesungen und Seminare vor und nehmen Prüfungen ab. Nach einem Masterstudium und einer Promotion führen Medizinphysiker gegebenenfalls auch eigenständige wissenschaftliche Forschungen durch.
Medizinphysiker finden vor allem in Kliniken und Krankenhäusern Beschäftigung. Doch auch Unternehmen der medizinischen Industrie und Einrichtungen der medizinischen Forschung und Entwicklung sowie Hochschulen sind mögliche Einsatzorte für Medizinphysiker.
Die Ausübung des Berufs Medizinphysikerin kann, abhängig vom Bundesland, reglementiert sein. In der Regel ist ein Studium der Fächer Medizinische Physik oder Physik für den Berufseinstieg erforderlich. Um die Berufsbezeichnung Medizinphysikerin tragen zu dürfen, ist die Erlaubnis der zuständigen Landesbehörde notwendig. Außerdem müssen Medizinphysikerinnen gegebenenfalls einen Fachkundenachweis gemäß der Strahlenschutzverordnung vorweisen.
Medizinphysikerinnen müssen von Zeit zu Zeit bei Operationen anwesend sein. Dies erfordert eine gewisse Belastbarkeit. Die Bedürfnisse der Patienten müssen bei ihrer Arbeit stets im Fokus stehen, was Empathie und Einfühlungsvermögen voraussetzt. Daneben sind ein sicherer Umgang mit Zahlen und ein systematisches sowie präzises Vorgehen unabdingbar. Medizinphysikerinnen benötigen darüber hinaus Kenntnisse über die Strahlenschutzvorschriften. In der Zusammenarbeit mit technischem und medizinischem Personal sind interdisziplinäres Denken und Teamfähigkeit essenziell. In internationalen Projektteams können außerdem Fremdsprachenkenntnisse, vor allem in Englisch, gefordert sein.