Den ganzen Tag in einem Kraftfahrzeug sitzen und damit Geld verdienen – das ist der Traum von vielen Autonarren. Doch zu einer Tätigkeit als Testfahrer bzw. Testfahrerin gehört deutlich mehr als nur das bloße Fahren – vielmehr lässt sich das Berufsbild mit dem eines Testingenieurs vergleichen.
Weitere gängige Berufsbezeichnungen sind Versuchsfahrer bzw. Versuchsfahrerin sowie Erprobungsfahrer bzw. Erprobungsfahrerin.
Der Arbeitsalltag eines Testfahrers besteht zwar tatsächlich größtenteils aus bloßem Fahren. Im Gegensatz zum Steuern eines Autos zum Privatvergnügen findet dies jedoch unter klar definierten Kriterien und Richtlinien statt. Nur selten wird ein Auto ganzheitlich getestet, stattdessen werden Einzelaspekte isoliert durchleuchtet. Manchmal sind es bestimmte Fahreigenschaften wie Kurvenverhalten, Lautstärke oder Komfort, manchmal separate Fahrzeugkomponenten wie das Bremssystem oder ausgeklügelte Dämpfereinheiten, welche unter die Lupe genommen werden.
Die Testfahrten können im Straßenverkehr oder auf eigens hergerichteten Teststrecken stattfinden und werden mit Versuchsfahrzeugen oder Prototypen durchgeführt. Da jede Simulation individuelle Zwecke verfolgt, folgt der Testfahrer hierbei eigens festgelegten Fahrprofilen. Besonders Dauertests stehen häufig auf dem Programm, um die Leistungsgrenzen des Gefährts zu ermitteln.
Während der Testfahrt ist das Fahrzeug stets mit diversen Messgeräten und Computern verbunden, welche der Erprobungsfahrer vorher einrichtet. Alle Daten und Wahrnehmungen werden protokolliert und nach der Fahrt in einem Bericht zusammengefasst.
Ein Testfahrer arbeitet in der Regel bei Produzenten von Kraftfahrzeugen bzw. Kraftfahrzeugmotoren. Darüber hinaus existieren Ingenieurbüros, welche sich auf Aspekte der Fahrzeugentwicklung spezialisiert haben, und daher Testfahrer suchen. Schließlich besteht auch bei Fachzeitschriften für Automobilthemen ein nennenswerter Bedarf, wenn ein Testbericht über ein neues Vehikel veröffentlicht werden soll.
Der Beruf der Testfahrerin ist nicht offiziell reglementiert – daher gibt es keinen vordefinierten Ausbildungsweg. Automobilhersteller rekrutieren angehende Testfahrerinnen normalerweise direkt aus den eigenen Werkstätten und Versuchsabteilungen, doch auch Quereinsteiger haben realistische Chancen, in diesem Arbeitsfeld Fuß zu fassen.
In jedem Falle sollten angehende Testfahrerinnen jedoch zumindest eine Ausbildung im Kfz-Bereich mitbringen, beispielsweise als Mechatronikerin, wenn nicht gar ein entsprechendes Studium, z. B. in Fahrzeugtechnik. Darüber hinaus werden in der Regel mindestens fünf Jahre Berufserfahrung erwartet. Bevor die tatsächliche Ausbildung beginnt, werden Anwärterinnen häufig auch bis zu einem Jahr lang vom Unternehmen beobachtet. Danach folgt theoretischer und praktischer Unterricht – hinzu kommt üblicherweise ein engmaschiges Mentoring-Programm, bei dem einer zukünftigen Testfahrerin erfahrene Ingenieurinnen zur Seite stehen.
Eine Testfahrerin sollte an erster Stelle natürlich sicher und gewandt Autofahren können, doch ebenso wichtig sind technisches Know-how sowie ein feines Gespür und Gehör für das Verhalten des Fahrzeugs. Um eventuelle Probleme schnell und zuverlässig zu erkennen, werden ausgeprägte Sorgfalt und Aufmerksamkeit benötigt. Alle Fahreindrücke werden mit großer Genauigkeit und Akribie mit den verantwortlichen Ingenieuren diskutiert und in Reports zusammengefasst – daher wird eine hohe Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift erwartet.
Überaus wichtig sind auch Belastbarkeit und Flexibilität: Eine Testfahrerin spult innerhalb eines Jahres zehntausende Kilometer ab und muss an einem Tag manchmal viele hundert Kilometer zurücklegen. Unregelmäßige Arbeitszeiten und Schichtarbeit sind durchaus üblich, besonders bei Dauertests muss Sitzfleisch bewiesen werden.