Der Beruf der Verfahrenstechnologen und -technologinnen für Mühlen- und Getreidewirtschaft, die bis 2017 Müller und Müllerinnen hießen, existiert in ähnlicher Form grundsätzlich schon seit dem Mittelalter. Obwohl die Kernaufgabe auch heute noch die Herstellung von Mahlerzeugnissen ist, ist das Herstellungsverfahren mittlerweile hochtechnologisch und komplex geworden.
Übrigens gibt es neben dieser auch eine weitere Ausprägung des Verfahrenstechnologen: der Verfahrenstechnologe Metall. Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Berufsbild, sodass diese beiden Berufe nicht miteinander verwechselt werden sollten.
Verfahrenstechnologen für Mühlen- und Getreidewirtschaft stellen unter anderem Mahlerzeugnisse, Tierfuttermischungen, Ölprodukte, Nussmehle sowie Gewürzmischungen her und verarbeiten beispielsweise Hülsenfrüchte. Die Aufgabe der Müller ist es hierbei insbesondere, die Produktionsanlagen zu bedienen, zu steuern und zu überwachen. Bevor sie mit der Produktion beginnen, planen und dokumentieren sie zunächst die Arbeitsabläufe, damit Kundenaufträge ordnungs- und plangemäß ausgeführt werden können. Sie nehmen das Liefergut wie beispielsweise Getreide an und entnehmen Proben. Diese werden entweder an ein Labor weitergeleitet oder selbst hinsichtlich der Qualität untersucht. Die Rohstoffe werden von den Müllern gemischt und gelagert. Vor der Verarbeitung werden die Mahlgüter gereinigt, gegebenenfalls geschält und dann mit einem Rohrleitungssystem vom Silo in die Mühle und zu den einzelnen Verarbeitungsstationen transportiert.
Je nach Mahlgut und Produkt gibt es für die Anlagen verschiedene Programme, die die Verfahrenstechnologen für Mühlen- und Getreidewirtschaft über eine Leitzentrale abrufen. Von dort aus überwachen sie auch die ablaufenden Prozesse und steuern gegebenenfalls die Verpackungsstraßen bzw. das Befüllen von Silofahrzeugen. Hierbei achten die Müller besonders darauf, dass die Verordnungen und Gesetze bezüglich der Verpackung und des Transports eingehalten werden. Sie stellen beispielsweise sicher, dass das Lagergut stets vor Insekten, Vögeln oder Nagetieren geschützt ist. Die Verfahrenstechnologen für Mühlen- und Getreidewirtschaft reinigen außerdem die Anlagen, kümmern sich um Wartungsarbeiten und führen kleinere Reparaturen durch.
Mit abgeschlossener Ausbildung finden Müller neben Getreidemühlen in folgenden Betrieben und Bereichen Anstellung:
Die anerkannte Ausbildung zur Verfahrenstechnologin für Mühlen- und Getreidewirtschaft wird dual an Berufsschulen und in Betrieben der Industrie und des Handwerks innerhalb von drei Jahren absolviert. Die angehenden Müllerinnen haben in der Ausbildung die Möglichkeit, zwischen den Fachrichtungen Müllerei und Agrarlager zu wählen.
Eine Müllerin, die sich weiterbilden möchte, kann eine Weiterbildung zur Technikerin in der Fachrichtung Mühlenbau, Getreide und Futtermilchtechnik antreten. Sie kann außerdem die Meisterweiterbildung zur Müllermeisterin absolvieren. Auch ein Bachelor- oder Masterstudium in den Fächern Lebensmitteltechnologie oder Verfahrenstechnik bietet bei entsprechender Zugangsvoraussetzung gute Möglichkeiten, das eigene Profil zu stärken.
In Industriebetrieben arbeiten Müllerinnen häufig im Schichtdienst. Sie sind sorgfältig und verantwortungsbewusst, besonders in Hinblick auf die Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick gehören zu ihren Stärken. Bei Störungen handeln sie entscheidungsfreudig und reaktionsschnell, um den Betrieb nie länger als notwendig aufzuhalten.