Lebenslanges Lernen ist seit einigen Jahren nicht nur ein Schlagwort, sondern die Ausgangsbasis für die Entstehung eines eigenen Marktes für Lernmedien, Lehrgänge, Seminare, Aufbaustudien und Coaching. Berufliches Wissen verändert sich heute sehr viel schneller als dies in früheren Jahrzehnten der Fall war. Dazu kommt eine starke Umstrukturierung in der Arbeitswelt. Für viele Erwerbstätige ist es unumgänglich, sich in einem ohnehin hoch qualifizierten Beruf ständig weiterzuentwickeln und sich stets auf dem neuesten Stand zu halten. Das sichert ihnen beispielsweise Beförderungen innerhalb eines Betriebes. Mediziner sind sogar von Berufs wegen dazu verpflichtet, sich stets über neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Behandlungsmethoden oder Medikamente zu informieren und dementsprechend in regelmäßigen Abständen zertifizierte Weiterbildungen zu absolvieren. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt oder auch persönliche Notwendigkeiten bringen Menschen dazu, im Laufe ihres Lebens nicht nur einen, sondern mehrere Berufe zu erlernen. In den vergangenen Jahren entwickelte sich daher eine eigene Branche, die vielfältige Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung für alle Berufszweige anbietet.
Beratung zu seriösen Angeboten an Aus- und Weiterbildung wiederum erhalten Interessenten beispielsweise von den regionalen Industrie- und Handelskammern, Ärztekammern oder anderen Berufsverbänden. Zusätzliches Wissen oder zusätzliche Bildungsabschlüsse, die weiterbringen, können an Volkshochschulen, per Fernstudium oder an einer Abendschule erworben werden. Wer seinerseits Wissen weiterzugeben hat, findet in der Aus- und Weiterbildungsbranche mittlerweile ein breites Betätigungsfeld, selbst dann, wenn er kein ausgebildeter Pädagoge ist. Denn hier besteht nicht nur die Möglichkeit, sich mit Kursen, Vorträgen oder als Dozent für bestimmte Wissensgebiete selbstständig zu machen. Auch zahlreiche Online- oder Fernakademien haben sich mittlerweile auf dem Markt etabliert und suchen Lehrkräfte mit Praxisbezug und Berufserfahrung.
Im Anstellungsverhältnis sind in der Aus- und Weiterbildungsbranche in Deutschland allein etwa 30.000 Beschäftigte tätig. Auch die Universitäten und Hochschulen sehen mittlerweile ihre Aufgabe nicht mehr nur in der reinen Forschung und Lehre, sondern auch in der Weiterbildung bereits Berufsstätiger. Wer als Dozent in diesem Bereich aktiv werden will, der sollte sich auf die zuweilen recht unterschiedlichen Vorkenntnisse und Erwartungen dieser Studierenden einstellen. Das Wissens- und Anspruchsniveau ist allgemein hoch, entsprechend müssen die Seminare abwechslungsreich, mit starkem Praxisbezug und möglichst aktivierend gestaltet werden. Um sich auf diese neue Zielgruppe, auf Weiterbildungswillige, entsprechend vorzubereiten, können nun auch Universitätsdozenten modulare Weiterbildungen mit zertifiziertem Abschluss absolvieren.
Zu spürbaren Einschnitten für die Aus- und Weiterbildungsbranche führte die starke Einschränkung der staatlichen Förderungen beispielsweise bei Arbeitslosen. Derzeit wird Förderung über ein nachfrageorientiertes Gutscheinsystem gesteuert. Bildungsanbieter können entsprechend weniger gut planen. Wer beruflich weiterkommen möchte, muss nun häufig selbst investieren, was sich auf die Struktur des Aus- und Weiterbildungsmarktes natürlich auswirkt. Dennoch ist die Branche optimistisch: Viele Privatpersonen finanzieren ihr berufliches Fortkommen oder gar berufliche Neustarts selbst, und viele Betriebe investieren üppig in die Weiterentwicklung wertvoller und engagierter Mitarbeiter.