Diese Faktoren bestimmen das Einstiegsgehalt nach dem Studium
Dass sich ein universitärer Abschluss auch finanziell lohnt, ist bekannt. Was viele unterschätzen: Dies macht sich schon zu Beginn der Karriere deutlich im Geldbeutel bemerkbar. In den ersten drei Berufsjahren können akademische Berufseinsteiger*innen im Median bereits ein Jahresbruttoeinkommen von 48.100 Euro erwarten. Das sind rund 16.500 Euro mehr, als Berufseinsteiger*innen ohne Studium erhalten.
Ein akademischer Abschluss hat schon zu Beginn der Karriere einen hohen Einfluss.
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Eine signifikante Diskrepanz gibt es allerdings nicht nur zwischen Berufstätigen mit und ohne Studienabschluss, auch zwischen Akademiker*innen können zum Teil große Unterschiede bestehen, denn tatsächlich gibt es zahlreiche zusätzliche Faktoren wie Studienfach, Branche, Unternehmensgröße und Arbeitsort, welche einen entscheidenden Einfluss auf den eigenen Lohn besitzen. Welche Studienabschlüsse lohnen sich finanziell also besonders? In welchen Bundesländern können akademische Berufsstarter*innen mit einer besonders hohen Vergütung rechnen? Und welche Rolle spielt eigentlich die Firmengröße? Um diese Fragen zu beantworten, hat GEHALT.de 43.782 Gehaltsdaten von berufstätigen Akademiker*innen ausgewertet.
Dabei zeigte sich etwa: Männliche Berufseinsteiger verdienen zum Berufseinstieg im Median bereits 50.800 Euro, weibliche Berufseinsteigerinnen hingegen nur 45.100 Euro. Das ergibt eine unbereinigte Lohnlücke von 5.700 Euro. Hier gibt es in der Arbeitswelt durchaus Nachholbedarf.
Einstiegsgehalt Akademiker*innen
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Allgemein |
42.492 € |
48.134 € |
50.435 € |
55.220 € |
Frauen |
37.837 € |
45.086 € |
46.726 € |
50.927 € |
Männer |
45.645 € |
50.833 € |
53.075 € |
58.117 € |
Einstiegsgehalt Nicht-Akademiker*innen
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Allgemein |
27.216 € |
31.518 € |
32.914 € |
36.771 € |
Ingenieurswissenschaftler*innen verdienen am meisten, Geisteswissenschaftler*innen am wenigsten
Einen noch größeren Faktor als das Geschlecht stellt allerdings das jeweilige Studienfach dar – Student*innen der Ingenieurswissenschaften können sich zum Berufsstart etwa über ein jährliches Entgelt in Höhe von circa 51.000 Euro freuen, Informatiker*innen über knapp 48.400 Euro.
Wer ein Studium im Bereich Ingenieurswissenschaften oder Informatik abschließt, hat beste Aussichten auf ein lukratives Gehalt zum Berufseinstieg. Die Komplexität der Stellenanforderungen lässt die Einkommen für die heiß umkämpften qualifizierten Fachkräfte in die Höhe schießen.
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Nur minimal weniger verdienen Naturwissenschaftler*innen mit einem Einstiegsgehalt von rund 47.500 Euro pro Jahr, während Absolvent*innen der Wirtschaftswissenschaften im Schnitt 44.300 Euro beziehen. Geisteswissenschaftler*innen landen im direkten Vergleich hingegen auf dem letzten Platz; das anfängliche Einkommen beträgt hier im Median 33.500 Euro jährlich. Die Diskrepanz zu Ingenieurswissenschaftler*innen beträgt somit schon zu Beginn der Laufbahn knapp 17.500 Euro. Dieser Unterschied bleibt auch während der späteren Karriere deutlich bestehen.
Eine Möglichkeit, um die eigenen Gehaltschancen zu verbessern, liegt in der Promotion.
Der Doktortitel gilt in vielen Bereichen als ‘Karrierebooster‘ und Türöffner zu Führungspositionen. Viele Vorstandsstellen werden nach wie vor durch Promovierte besetzt.
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Insbesondere Naturwissenschaftler*innen und Geisteswissenschaftler*innen können davon profitieren: Ein zusätzlicher Doktorgrad bedeutet hier ein Einkommensplus von 30 bzw. 27 Prozent, das Einstiegsgehalt von Absolvent*innen der Naturwissenschaften liegt dann im Median bei etwa 61.900 Euro. Selbst promovierte Ingenieur*innen verdienen in diesem Stadium der Karriere mit rund 62.000 Euro jährlich nur geringfügig mehr. Geisteswissenschaftler*innen können ihr Einkommen zum Berufsstart mit einem Doktortitel auf fast 42.700 Euro steigern.
Einstiegsgehalt nach Studienfach (Bachelor + Master)
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Ingenieurs- |
43.627 € |
51.032 € |
51.930 € |
55.861 € |
Informatik |
43.059 € |
48.429 € |
50.751 € |
54.506 € |
Naturwissen- |
40.486 € |
47.524 € |
50.253 € |
55.915 € |
Wirtschafts- |
37.773 € |
44.317 € |
46.853 € |
52.056 € |
Geisteswissen- |
29.602 € |
33.525 € |
35.489 € |
39.000 € |
Akademiker*innen Berufseinstiegsgehalt (Doktortitel)
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Gehalts- |
Ingenieurs- |
51.267 € |
61.994 € |
66.532 € |
75.674 € |
21% |
Naturwissen- |
53.617 € |
61.867 € |
65.416 € |
74.311 € |
30% |
Informatik |
54.961 € |
59.194 € |
62.666 € |
74.832 € |
22% |
Wirtschafts- |
47.848 € |
51.906 € |
52.743 € |
61.782 € |
17% |
Geistes- |
36.682 € |
42.697 € |
45.683 € |
53.209 € |
27% |
Chemie, Metall und Autoindustrie: In diesen Branchen sind die Einstiegsgehälter für Akademiker*innen am höchsten
Auch beim Blick auf verschiedene Branchen zeigt sich: Deutschland ist und bleibt ein Land der Ingenieure, denn hier dominieren vor allem industrielle und technische Wirtschaftsfelder die Rangliste der Einstiegslöhne für Akademiker*innen. Ganz vorne steht die Chemiebranche, zu der zudem das Gebiet der Verfahrenstechnik gezählt wird – im Median verdienen Absolvent*innen hier 55.800 Euro in den ersten drei Berufsjahren. Gute finanzielle Perspektiven bieten ebenso die Autoindustrie sowie die Metallbranche mit anfänglichen Jahresbruttoentgelten in Höhe von etwa 53.500 bzw. 52.900 Euro; nur knapp dahinter liegen Medizintechnik (52.500 Euro) und Anlagenbau (52.200 Euro).
Vergleichsweise weniger lukrativ sind die Aussichten für Akademiker*innen, die in der Hotellerie arbeiten: Trotz Hochschulabschluss gibt es hier zum Berufseinstieg im Median 29.000 Euro jährlich. Auf den hinteren Rängen im Branchenranking liegt zudem die PR- und Werbe-Domäne, hier können Young Professionals mit 34.300 Euro pro Jahr rechnen. Nur minimal höher liegt das Einstiegsgehalt in sozialen Einrichtungen (35.400 Euro) und Kulturbetrieben (35.500 Euro), und auch in den Branchen Einzelhandel bzw. Textil und Bekleidung ist zum Berufseinstieg ein verhältnisweise niedriges Entgelt zu erwarten – dieses liegt im Median bei etwa 36.300 Euro jährlich.
Akademiker*innen Berufseinstieg nach Branchen
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Top-Branchen |
|
|
|
|
Chemie, |
47.552 € |
55.823 € |
64.294 € |
69.303 € |
Autoindustrie |
48.425 € |
53.470 € |
57.902 € |
63.345 € |
Metall |
46.055 € |
52.931 € |
58.287 € |
63.721 € |
Medizintechnik |
46.150 € |
52.528 € |
57.037 € |
64.654 € |
Anlagenbau |
44.800 € |
52.164 € |
59.747 € |
68.503 € |
Flop-Branchen |
|
|
|
|
Hotel und Gast- |
24.174 € |
28.963 € |
31.619 € |
33.903 € |
Werbung und PR |
30.270 € |
34.339 € |
35.834 € |
39.352 € |
Soziale |
32.047 € |
35.384 € |
36.984 € |
40.578 € |
Kultur |
28.781 € |
35.492 € |
36.422 € |
42.173 € |
Einzelhandel, |
30.889 € |
36.325 € |
39.967 € |
44.120 € |
Einstiegsgehälter für Akademiker*innen im Ländervergleich: Spitzenreiter Baden-Württemberg
Wichtig für das eigene Einkommen ist jedoch nicht nur, in welchem Bereich man arbeitet, sondern auch, wo der Arbeitgeber angesiedelt ist. Hier zeigt unsere Analyse: Die höchsten Einstiegsgehälter können Hochschulabsolvent*innen in Baden-Württemberg erwarten, der Jahresverdienst im Median liegt hier zu Karrierebeginn bei circa 52.100 Euro. Knapp dahinter rangieren mit Hessen (51.800 Euro) und Bayern (49.600 Euro) zwei weitere südlich gelegene Bundesländer.
Anders sieht es hingegen im Osten aus: Im Länderranking nimmt Mecklenburg-Vorpommern mit einem jährlichen Medianeinkommen von knapp 36.300 Euro den letzten Platz ein. Ein niedriges Gehaltsniveau für akademische Berufsstarter*innen lässt sich zudem in Bundesländern wie Sachsen-Anhalt (37.400 Euro), Brandenburg (38.200 Euro), Sachsen (38.200 Euro) und Thüringen (38.700 Euro) beobachten. Hier zeigt sich erneut die bekannte Kluft zwischen West und Ost: Nur in einem der neuen Bundesländer (Berlin) liegt der mittlere Jahresbruttolohn zum Karrierestart bei über 40.000 Euro.
Ein geringeres Lohnniveau geht jedoch häufig auch mit niedrigeren Lebenshaltungskosten einher und ist deshalb nicht zwangsläufig mit verminderter finanzieller Attraktivität gleichzusetzen.
Einstiegsgehälter für Akademiker*innen nach Bundesländern
|
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
Baden- |
43.794 € |
52.115 € |
53.984 € |
59.534 € |
Hessen |
45.953 € |
51.845 € |
54.311 € |
59.804 € |
Bayern |
42.643 € |
49.603 € |
52.649 € |
57.480 € |
Nordrhein- |
41.058 € |
48.257 € |
49.856 € |
55.566 € |
Hamburg |
43.401 € |
47.246 € |
50.816 € |
58.146 € |
Bremen |
39.385 € |
46.174 € |
48.281 € |
51.191 € |
Rheinland-Pfalz |
39.757 € |
45.734 € |
48.958 € |
52.623 € |
Saarland |
39.144 € |
45.638 € |
46.740 € |
50.768 € |
Niedersachsen |
38.194 € |
44.814 € |
46.341 € |
49.859 € |
Berlin |
38.881 € |
43.725 € |
47.137 € |
51.840 € |
Schleswig- |
35.454 € |
42.116 € |
43.673 € |
46.939 € |
Thüringen |
32.855 € |
38.731 € |
40.780 € |
44.578 € |
Sachsen |
32.208 € |
38.192 € |
40.156 € |
43.158 € |
Brandenburg |
31.807 € |
38.158 € |
40.962 € |
44.258 € |
Sachsen-Anhalt |
32.159 € |
37.432 € |
38.467 € |
42.306 € |
Mecklenburg- |
31.384 € |
36.288 € |
38.115 € |
41.194 € |
Welche Rolle spielt die Firmengröße?
Selbst innerhalb einer Branche oder eines Bundeslandes können Löhne stark variieren. Ein entscheidender Faktor ist hier die Größe des Unternehmens, bei dem Akademiker*innen beschäftigt sind. Während der jährliche Einstiegslohn in kleineren Unternehmen mit bis zu 100 Beschäftigten bei durchschnittlich 40.400 Euro liegt, beträgt der Wert bei mittleren Firmen mit 101 bis 1.000 Mitarbeiter*innen mehr als 49.300 Euro. In Großkonzernen mit mehr als 1.000 Angestellten können Akademiker*innen zum Berufsstart im Schnitt mit einem Jahreseinkommen von ungefähr 52.500 Euro rechnen.
Hier gilt also die Faustregel: Je größer das Unternehmen, desto höher die Gehälter.
Einstiegsgehälter bei Akademiker*innen nach Firmengröße
Mitarbeiter- |
Q1 |
Median |
Mittelwert |
Q3 |
klein < 101 |
34.528 € |
40.357 € |
42.897 € |
47.364 € |
mittel 101 - 1000 |
42.369 € |
49.331 € |
54.579 € |
60.000 € |
groß > 1000 |
45.406 € |
52.469 € |
57.531 € |
63.464 € |
Einstiegsgehälter in Zeiten von Corona: Kein Absinken zu erwarten
In den prekären Zeiten einer weltweiten Pandemie müssen alle Arbeitgeber Abstriche machen. Umso nachvollziehbarer ist daher die Sorge von Studierenden, dass sich dies in sinkenden Einstiegsgehältern bemerkbar machen könnte, schließlich werden diese jedes Jahr neu verhandelt. Dieser Worst Case gilt jedoch als unwahrscheinlich:
Die Gehälter für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger werden in der Totale nicht sinken. Einerseits würde bei einer Senkung der Einstiegsgehälter für Unternehmen ein Wettbewerbsnachteil auf dem Arbeitsmarkt nach dem Ende der Krise entstehen. Andererseits müssen Lohnstrukturen innerhalb eines Unternehmens einheitlich und intern vergleichbar bleiben.
Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de
Entgegen gängiger Annahmen sinken Löhne nämlich auch in Krisenzeiten nicht, sondern können in der Praxis schlimmstenfalls stagnieren. Somit ist auch bei Einstiegsgehältern kein Absturz zu befürchten.
Die hier gezeigten Gehaltsdaten beruhen auf 43.782 Datensätzen von Beschäftigten mit akademischem Bildungshintergrund analysiert. Dabei wurden Faktoren wie akademischer Abschluss, Berufserfahrung, Region, Studienfach, Firmengröße, Geschlecht sowie Branche berücksichtigt. Der Median beschreibt dabei die Mitte aller Daten: 50 Prozent liegen über dem Wert, 50 Prozent darunter. Der Median ist daher genauer als der Durchschnittswert, der durch Ausreißer verzerrt werden kann.