Wer zahlt Gehälter der Pfarrer?
Mit den Kirchensteuern werden die Gehälter der Bischöfe bezahlt, könnte man annehmen. Dem ist jedoch nicht so, denn diese Gehälter zahlt der Staat und somit die Steuerzahler. Diese Regelung ist im Grundgesetz verankert und die Begründung für dieses Gesetz kann man in der Geschichte finden, die über 200 Jahre zurückliegt. Ein Teil der Kirchensteuer wird jedoch tatsächlich für Versorgungsleistung der Pfarrer verwendet, die generell nicht von der Kirchengemeinde, sondern der Landeskirche gezahlt werden.
Jährlich zahlt der Staat rund 442 Millionen Euro für die Gehälter der Kirchendiener. Diese Summe ist vollkommen unabhängig von den Kirchensteuern, die noch einmal zusätzlich berechnet werden. Somit ist jeder Bürger, ob er die Kirchensteuer entrichtet oder nicht, an der Zahlung der Kirchengehälter beteiligt.
Damals, im Februar des Jahres 1803, wurde die Reichskirche durch die Reichsdeputation Regensburg enteignet. Die Kirche verlor über zweihundert Klöster, achtzig Abteien, achtzehn Bistümer und vier Erzbistümer. Mit diesen Besitztümern entschädigte man die Fürsten, die ihre Gebiete an Napoleon abtreten mussten. Seitdem zahlt der Staat der Kirche eine Entschädigung und ein Ende dieser Zahlungen ist noch nicht abzusehen.
Die Gehälter der Kirchendiener
Bischöfe, Erzbischöfe, Weihbischöfe, Vikare – all diese Kirchendiener erhalten vom Staat ihre Gehälter. Für die Gehälter der Bischöfe wird sich nach den Besoldungsstufen von Spitzenbeamten gerichtet. Ein Bischof wird meistens nach der Besoldungsstufe B6 bezahlt und damit erhält er etwa 8.000 Euro als Grundgehalt. Ein Erzbischof kann bis zur Besoldungsstufe B10 kommen und damit würde er ein Grundgehalt von zirka 11.000 Euro beziehen.
Die Bischöfe erhalten zusätzlich zum Grundgehalt noch Dienstwohnungen und einen Dienstwagen mit Fahrer. Priester, Pfarrer und andere Mitarbeiter werden von den Bistümern oder Diözesen bezahlt. Diese Gehälter stammen von den Kirchensteuern. Die Höhe des Gehalts richtet sich nach dem Beamtenbesoldungsgesetz. Pfarrer beider Kirchen (evangelische und katholische) bekommen zu Beginn ein Grundgehalt nach der Stufe A13. Das entspricht dem Grundgehalt eines Regierungsrates.
Das Gehalt eines Pfarrers beläuft sich somit im Durchschnitt zwischen 3.700 Euro und 4.500 Euro.
Zuschläge und weitere Boni für Pfarrer
Nach neuestem Stand erhalten Pfarrer weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld, so Dirk Heuing, Juristischer Referent in der Kirche von Westfalen. Für Pfarrer besteht ebenfalls ein sogenannter Residenzzwang. Das bedeutet, sie dürfen höchstens in Ausnahmefällen in eine eigens ausgesuchte Wohnung ziehen. Die Regel ist, dass Pfarrer verpflichtet sind, in einer Dienstwohnung der Kirche zu ziehen. Diese richtet sich nach dem örtlichen Mietsspiegel, den staatlichen Gesetzen und steuerlichen Regeln für Dienstwohnungen. Oft sind diese Wohnungen jedoch von der Höhe gekappt und etwas älter, was einen Nachteil darstellt.
Vom Bruttogehalt eines Pfarrers werden Steuern und ein monatlicher Eigenbetrag für die Krankenversicherung in Höhe von zirka dreihundert Euro abgezogen. Andere Sozialversicherungsbeiträge muss ein Pfarrer nicht bezahlen.
Pfarrer erhalten die gleichen Vorzugstarife wie jeder Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Diese Vorzugstarife beziehen sich unter anderem auf die KFZ-Haftpflichtversicherung, die Krankenversicherung und auf weitere Versicherungen. Die katholischen Pfarrer müssen ihre Pfarrhaushälterin nur zum Teil aus der eigenen Tasche bezahlen: Je nachdem zu welchem Bistum der Pfarrer gehört werden 50 bis 85 Prozent dieser Kosten von den Kirchensteuern bezahlt.
Pfarrermangel und Kirchenaustritte
Gute Gehälter, Zuschläge und andere finanzielle Vorteile – und trotzdem gibt es immer weniger Männer, die den Beruf des Pfarrers ergreifen wollen. Vor allem die katholische Kirche leidet unter der schrumpfenden Zahl junger Priester: In Deutschland wurden 79 Priester im Jahr 2012 geweiht. In den sechziger Jahren sah die Zahl noch anders aus. Mehr als fünfhundert Priester wurden jedes Jahr geweiht. Der Mangel an Pfarrern wird in einigen Jahren noch spürbarer werden, denn die zur zeit aktiven Pfarrer treten in naher Zukunft in den Ruhestand. 2012 lag die Zahl der Priester bei 14.636 von 24,3 Millionen katholischen Kirchenmitgliedern.
Das Erzbistum Berlin trifft bereits Vorkehrungen, denn man geht davon aus, dass im Jahre 2020 eine Pfarrei von lediglich dreißig Priestern geleitet wrid. Nun soll es ein Zusammenschluss der rund hundert Gemeinden zu dreißig Großpfarreien geben.
Bei den Protestanten sieht es nicht viel anders aus. 7800 Theologiestudenten wurden 1992/1993 erfasst. Auf den Listen für das Wintersemester 2011/2012 standen lediglich 2400 evangelische Theologiestunden.
Vielleicht könnten noch höhere Gehälter ein Anreiz für junge Menschen sein, den Beruf des Pfarrers zu ergreifen? Allerdings: Wie lange könnte dieser Anreiz Bestand haben? Immer mehr Menschen treten aus der katholischen Kirche aus. 2013 wurden rund 180.000 Kirchenaustritte gezählt. Damit fließen weniger Gelder in die Kassen der Kirchensteuer.
Gründe für die zunehmenden Kirchenaustritte werden zum einen in der Ersparnis durch die wegfallenden Kirchensteuern gesehen und zum anderen durch Skandale wie der des Bischofs Tebartz-van Elst und die Missbrauchfälle.
Weiterführende Infos zum Thema:
Mehr Gehalt durch Kirchenaustritt vertretbar?
Was verdient eigentlich der Limburger Bischof Tebartz van Elst?