Medizinrecht ist eines der komplexesten Rechtsfelder, welches teilweise auch Überschneidungen mit dem Strafrecht aufweist. Aus diesem Grund arbeiten nur etwa drei Prozent der Fachanwältinnen und Fachanwälte als Fachanwalt bzw. Fachanwältin für Medizinrecht. Sie haben spezielle Kenntnisse im Rechtsgebiet ihrer Fachanwaltsbezeichnung und vertreten ihre Mandanten und deren Interessen in medizinrechtlichen Angelegenheiten gerichtlich sowie außergerichtlich.
Andere Bezeichnungen für dieses Berufsbild sind Anwalt bzw. Anwältin für Gesundheitsrecht oder umgangssprachlich auch Patientenanwalt bzw. Patientenanwältin. Neben dem Medizinrecht können Fachanwältinnen und Fachanwälte auch in anderen Bereichen tätig sein, beispielsweise dem Familienrecht, dem Erbrecht oder dem Arbeitsrecht.
Das Fachgebiet Medizinrecht wurde erst im Jahr 2006 eingeführt und befasst sich mit sehr komplexen medizinrechtlichen Angelegenheiten. Aus diesem Grund besitzt ein Fachanwalt für Medizinrecht selbst fundiertes Wissen aus der Medizin, um seine Mandanten fachgerecht vertreten zu können. Sein Schwerpunkt ist die Beratung und Vertretung in zivilrechtlichen und strafrechtlichen Angelegenheiten der Arzthaftung, beispielsweise Honorarfragen, Kassenzulassung, Praxisübertragung oder berufsrechtliche Bestimmungen. Ein Fachanwalt für Medizinrecht vertritt dabei sowohl Ärzte als auch Patienten. Er hat die Aufgabe, seinen Mandanten in medizinrechtlichen Angelegenheiten zu beraten, den geschilderten Sachverhalt zu prüfen und festzustellen, ob die Wünsche und Forderungen seines Klienten rechtlich durchsetzbar sind. Ein Fachanwalt für Medizinrecht wird vor allem dann zu Rate gezogen, wenn Behandlungsfehler, Kunstfehler oder Diagnosefehler vorliegen, die beispielsweise eine Verlängerung der Therapie oder gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Hier berät und vertritt er als Patientenanwalt seinen Klienten, um beispielsweise eine Bußgeldzahlung oder Schmerzensgeld zu fordern. Auch bei Verstößen gegen das Arzneimittelrecht oder Medizinprodukterecht sowie bei Strafprozessen wegen Organhandel wird er tätig.
Ein Fachanwalt für Medizinrecht vertritt seine Mandanten auch vor Gericht. Er bereitet jede Gerichtsverhandlung sorgfältig vor, sichtet die Akten und verhandelt mit Gerichtsgegnern, wobei er bei jedem individuellen Fall darauf achtet, dass eine objektive, sachliche und medizinisch korrekte Entscheidung getroffen wird. Er vertritt seine Klienten jedoch nicht nur vor Gericht, sondern berät auch außergerichtlich bei medizinrechtlichen Konflikten und begleitet sie zu Terminen bei Behörden oder Privatpersonen. Nach einem Prozess handelt er mit seinem Mandanten das Honorar aus und wickelt sonstige vertragliche Angelegenheiten ab.
Ein Fachanwalt für Medizinrecht findet in der Regel eine Beschäftigung in einer Anwaltskanzlei. Aber auch die Eröffnung einer eigenen Kanzlei, die auf medizinrechtliche Angelegenheiten spezialisiert ist, und somit der Schritt in die Selbstständigkeit, ist eine Möglichkeit.
Der Zugang zur Tätigkeit der Fachanwältin für Medizinrecht ist reglementiert. Am Anfang steht das Studium der Rechtswissenschaften, welches in der Regel neun Semester dauert und mit dem ersten Staatsexamen beendet wird. Darauf folgt das Rechtsreferendariat, während dem die angehende Fachanwältin für Medizinrecht Praxiserfahrung im Gerichtssaal sammeln kann. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Fachanwaltstitel ist das zweite Staatsexamen. Nach erfolgreichem Bestehen ist die Anwältin nun offiziell Volljuristin.
Fachanwältin für Medizinrecht ist eine Weiterbildung nach dem Studium. Die Rechtsanwaltskammer hat die Befugnis, gemäß der Fachanwaltsverordnung (FAO), unter Berücksichtigung einiger Voraussetzungen, diesen Titel zu verleihen. Die angehende Fachanwältin für Medizinrecht muss eine mindestens dreijährige anwaltliche Zulassung haben und innerhalb der letzten sechs Jahre in diesem Beruf tätig gewesen sein. Außerdem muss sie einen Fachanwaltslehrgang besuchen, dessen Dauer je nach Anbieter und Region variieren kann. Zusätzlich muss sie ausreichend praktische Erfahrung in der Bearbeitung von medizinrechtlichen Fällen aufweisen können. Erfüllt sie diese Voraussetzungen, darf sie sich nach der abgeschlossenen Weiterbildung Fachanwältin für Medizinrecht nennen.
Da der Job einer Fachanwältin für Medizinrecht an den Nerven zerren kann, sollte sie äußerst belastbar und stressresistent sein. Auch Durchsetzungsvermögen sowie eine engagierte und lösungsorientierte Arbeitsweise sind wichtige Eigenschaften einer Fachanwältin für Medizinrecht. Außerdem sollte sie eine schnelle Auffassungsgabe und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit besitzen.