Die Glasherstellung kann sowohl als Kunst als auch als Handwerk angesehen werden. Glasbläser und Glasbläserinnen sind dabei eher auf der künstlerischen Seite dieser Berufsgruppe angesiedelt und formen zum Beispiel kunstvolle Gebrauchsgegenstände oder Dekorationsgegenstände. Die wohl bekannteste Form der Glasbläserei stammt von der italienischen Insel Murano, die namensgebend für das Murano-Glas ist.
Einen sehr ähnlichen Beruf üben Glasapparatebauer, Glasmacherinnen, Leuchtröhrenglasbläser oder Ocularistinnen aus. Diese Berufe haben vor allem eine industrielle und handwerkliche Ausrichtung, indem ihre Produktionen einen höheren praktischen Nutzen haben.
Das Berufsfeld der Glasbläserei unterteilt sich in mehrere Fachbereiche: Die Glasgestaltung, den Fachbereich für Christbaumschmuck und die Fachrichtung der Herstellung von Kunstaugen.
Die Glasbläser erreichen ihr Ziel in allen Spezialisierungen grundsätzlich durch die gleiche Technik: Sie erhitzen die Rohmaterialien über einer Flamme, bis sie formbar werden und arbeiten dann mithilfe einer Glasmacherpfeife und weiterem Werkzeug die gewünschte Form heraus. Im Anschluss daran wird das Glaserzeugnis durch Bemalungen, Lackierungen oder durch das Aufkleben von Dekorationen gegebenenfalls noch zusätzlich verziert und dekoriert.
In allen Bereichen werden die Produkte regelmäßig nach Kundenwünschen hergestellt, daher stehen neben der Herstellung der Kunstwerke auch Beratungsgespräche mit den Kunden sowie die Auftragserfassung auf der Tagesordnung. Während der Gespräche erfragen sie alle möglichen Einzelheiten und Details von den Kunden wie beispielsweise Größe, Farbe oder Verzierungen und klären sie über die Kosten und die Dauer der Herstellung auf. Anschließend fertigen sie mithilfe von Modelliermasse einen Entwurf an, an dem sie sich bei der Herstellung des Glaserzeugnisses orientieren können.
Auf der anderen Seite stellen Glasbläser aber auch eigene Produkte her, die entweder aus eigenem Antrieb oder in Form einer größeren Produktionsreihe entstehen. Diese werden dann in Schaufenstern von Läden ausgestellt, um Kunden anzulocken.
Der Fachbereich der Glasgestaltung beschäftigt sich mit der Herstellung von kunstvollen und dekorativen Glasartikeln wie Vasen, Trinkgläsern oder Obstschalen und ist damit sowohl die begehrteste als auch historischste Form der künstlerischen Glasbläserei. Bei der Herstellung arbeiten sie mit Temperaturen von 1.200° Celsius bis 1.400° Celsius und nutzen diese Hitze, um das Glas zu formen. Für die Verzierung der Produkte wenden sie verschiedene Techniken an, die entweder im heißen Zustand oder im abgekühlten Zustand erfolgen. Ist das Kunstwerk noch heiß können die Glasbläser beispielsweise Ringe oder Rosetten auflegen oder Fäden ziehen, ist es abgekühlt, arbeiten sie mit Gravierungen, schleifen das Produkt oder ätzen das Glas.
Diese Spezialisierung legt den Fokus auf die Herstellung von Weihnachtsschmuck und Weihnachtsdekorationen. Sie stellen ganzjährig Schmuck her, der Weihnachtsbäume, Weihnachtsgestecke oder Adventskränze verzieren soll. Neben Kugeln für den Christbaum blasen sie das Glas also auch zu anderen Formen wie Weihnachtsmänner, Engel oder Zapfen. Anschließend fertigen sie noch eine kleine Krone aus Metall an, an der die Dekoration aufgehängt oder befestigt werden kann. Im Gegensatz zur Glasgestaltung sind die Temperaturen, die in diesem Spezialbereich verwendet werden sogar noch etwas höher: Für gewöhnlich arbeiten die Glasbläser mit Temperaturen zwischen 1.430° Celsius und 1.480° Celsius.
Dieser Fachbereich ist der am wenigsten kunstvolle der Glasbläserei, hat auf der anderen Seite aber den höchsten praktischen Nutzen. Glasbläser, die sich auf die Fertigung von Kunstaugen spezialisiert haben, stellen künstliche Augen her, die als Prothesen für Menschen herhalten können und besonders nach einem operativen Eingriff verwendet werden. Dafür nutzen die Glasbläser ein besonderes Material, Kryolithglas, welches eine besondere Verträglichkeit mit der menschlichen Bindehaut aufweist und andererseits nicht zu sehr auf Tränenflüssigkeit reagiert. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Herstellung von Kunstaugen für Plüschtiere und Puppen. In diesem Spezialbereich arbeiten die Glasbläser nur mit Temperaturen zwischen 600° Celsius und 800° Celsius.
Eine Spezialisierung, die in der Branche der Glasbläserei beheimatet ist, aber nicht unter die Rubrik kunstvolle Glasbläserei gezählt wird, ist der Glasapparatebauer. In dieser Fachrichtung haben sich die Arbeitenden auf die Herstellung von – vor allem medizinischen – Geräten und Apparaten wie beispielsweise Reagenzgläsern oder Destillierkolben spezialisiert. Diese Produkte finden in medizinischen und chemischen Laboren Anwendung, ebenso in der Medizinforschung und der Verfahrenstechnik.
Ein weiterer Berufszweig findet sich in einem industrielleren Kontext. Glasmacher stellen Glas in verschiedenen Formen meist als Massenproduktion her, indem sie entweder per Hand arbeiten oder die Produkte vollautomatisch mit Maschinen hergestellt werden. Zu ihren Erzeugnissen gehören unter anderem Teller, Schalen, Vasen oder Flaschen. Im Gegensatz zur Glasgestaltung findet sich in diesem Beruf kein künstlerischer Aspekt wieder.
Darüber hinaus besteht ein weiteres Berufsfeld in der Glasveredlung. Dieser Bereich der Glasherstellung legt den Fokus auf die Herstellung von künstlerischen Verglasungen wie Bleiglasfenster, die sowohl im privaten als auch sakralen Gebrauch benutzt werden. Basierend auf den Kundenwünschen erstellen Glasveredler händisch oder digital Entwürfe mit verschiedenen Designs wie Familienwappen oder religiösen Abbildungen. Mithilfe der Entwürfe wählen sie das geeignete Glas aus, in welches sie anschließend mit speziellen Werkzeugen mosaikartige Strukturen schneiden. Der letzte Arbeitsschritt besteht schließlich in der Färbung des Glases. Darüber hinaus übernehmen Glasveredler auch die Aufgabe der Restaurierung solcher Kunstverglasungen.
Glasbläserinnen arbeiten in den allermeisten Fällen in Glasbläserwerkstätten, können aber je nach Spezialisierung auch in handwerklichen Betrieben und Manufakturen eine Anstellung finden.
In der gesamten Branche sind außerdem Beschäftigungsmöglichkeiten in größeren Produktionshallen denkbar, in denen sich weniger auf Handarbeiten fokussiert wird, sondern vor allem Massenprodukte hergestellt werden.
Die Ausbildung zum Glasbläser wird dual durchgeführt und dauert drei Jahre. Der Berufsschulunterricht findet dabei als Blockunterricht in zentralisierten Fachklassen statt wie beispielsweise die Berufsfachschule Glas in Lauscha in Thüringen. Während die Ausbildung in den ersten beiden Jahren noch allgemeine Inhalte zur Glasbläserei beinhaltet, müssen sich die Auszubildenden im dritten Lehrjahr für eine Spezialisierung entscheiden: Zur Auswahl stehen hier die Glasgestaltung, der Fachbereich Christbaumschmuck und die Herstellung von Kunstaugen.
Die allgemeinen Inhalte der ersten beiden Ausbildungsjahre sind unter anderem:
Im dritten Ausbildungsjahr unterscheiden sich die Inhalte je nach Spezialisierung. Somit ergeben sich für die Auszubildenden der Richtung Glasgestaltung unter anderem folgende Inhalte:
Für die Fachrichtung Christbaumschmuck:
Für die Spezialisierung Kunstaugen:
In allen Fachbereichen der Glasbläserei wird mit hohen Temperaturen gearbeitet, um das Glas formbar zu machen, weshalb eine gewisse Hitzebeständigkeit und eine robuste Gesundheit absolut notwendige Voraussetzungen sind. Darüber hinaus benötigen Glasbläserinnen feinmotorische Fähigkeiten, um die Glasformen möglichst genau und präzise bearbeiten und verzieren zu können. Außerdem sind weitere wichtige Fähigkeiten handwerkliches Geschick, zeichnerische Fähigkeiten und ein Gespür für Ästhetik. Glasbläserinnen brauchen auch kommunikative Fähigkeiten, die vor allem in den Kundengesprächen zum Einsatz kommen.