Viele unserer Lebensmittel werden entweder industriell gefertigt oder verpackt. Lebensmittelingenieure und Lebensmittelingenieurinnen (auch Ingenieure und Ingenieurinnen für Lebensmitteltechnologie genannt) entwickeln und verbessern Herstellungsverfahren für einzelne Zutaten, Produkte und deren Verpackung.
Die genauen Aufgaben eines Lebensmittelingenieurs können je nach Einsatzbereich variieren. Ist er in der Lebensmittelentwicklung und -produktion tätig, entwickelt er Verfahren zur Herstellung von Lebensmitteln oder von einzelnen Inhaltsstoffen. Unter Berücksichtigung von geschmacklichen, ökologischen, ökonomischen und ernährungsphysiologischen Aspekten optimiert er diese Prozesse. Außerdem plant, baut, installiert und wartet ein Lebensmittelingenieur Maschinen und Anlagen, die für die Herstellung von Nahrungsmitteln und deren Verpackung notwendig sind.
Die Qualität der Lebensmittel muss laufend kontrolliert werden. Hierfür führen Lebensmittelingenieure Lebensmittelanalysen sowie physikalische und chemische Untersuchungen durch, bei welchen die Inhaltsstoffe überprüft werden. Dabei arbeiten Lebensmittelingenieure gegebenenfalls mit Lebensmittelchemikern zusammen. Sie entwickeln Qualitätsstandards und überwachen diese auf jeder Produktionsstufe. So werden sowohl Rohwaren als auch Hilfsstoffe und das fertige Produkt untersucht. Idealerweise wird so sichergestellt, dass mögliche Untersuchungen durch einen Lebensmittelkontrolleur positiv verlaufen. Lebensmittelingenieure, die als Betriebsingenieure tätig sind, leiten den Maschinenpark, planen die Lebensmittelproduktion und sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Herstellungsprozesses.
Lebensmittelingenieure können darüber hinaus in der Kundenbetreuung und im Vertrieb tätig sein. Zu ihren Aufgaben zählt es dann, Maschinen vor Ort zu montieren und für den Betrieb bereitzustellen. Sie beraten Unternehmen hinsichtlich verschiedener Anlagen sowie Herstellungsprozesse und übernehmen gegebenenfalls auch Aufgaben im Werbe- und Marketingbereich.
In Führungspositionen übernehmen Lebensmittelingenieure auch kaufmännische sowie verwaltende Aufgaben und definieren beispielsweise Unternehmensziele. In der wissenschaftlichen Forschung und Lehre wirken sie an Forschungsvorhaben mit und verfassen sowie veröffentlichen Forschungsberichte. Außerdem bereiten sie Vorlesungen und Seminare vor und nehmen Prüfungsleistungen ab.
Lebensmittelingenieure finden vor allem in Betrieben der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Beschäftigung. Auch Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus und der chemischen Industrie kommen als mögliche Arbeitgeber infrage.
Um als Lebensmittelingenieurin tätig werden zu können und um die Bezeichnung Ingenieurin tragen zu dürfen, wird in der Regel ein abgeschlossenes Studium im Bereich der Lebensmitteltechnologie vorausgesetzt. Auch der Titel Beratende Ingenieurin ist geschützt. Hierfür sind mehrjährige Berufserfahrung, die Mitgliedschaft in einer Länderingenieurkammer und die Eintragung in die Liste der Beratenden Ingenieure Voraussetzung.
Je nach beruflicher Vorbildung kann ein weiterführendes Studium weitere Karrierechancen eröffnen. Studiengänge wie Brauerei- und Getränketechnologie und Verfahrenstechnik bieten beispielsweise eine gute Möglichkeit, sich zu spezialisieren. Lebensmittelingenieurinnen, die eine Führungsposition oder eine Tätigkeit in Wissenschaft und Forschung anstreben, benötigen meist ein abgeschlossenes Masterstudium und gegebenenfalls auch eine Promotion oder gar Habilitation.
Ingenieurinnen für Lebensmitteltechnologie arbeiten eigenverantwortlich und sorgfältig. Sie verfügen über technisches Verständnis, eine analytische Denkweise und eine betriebswirtschaftliche Sichtweise. Kommt es im Produktionsprozess zu einem Störfall, müssen zügig Entscheidungen getroffen werden, um den laufenden Betrieb möglichst wenig zu beeinträchtigen. Daher sind Lebensmittelingenieurinnen entscheidungsfreudig, kommunikativ und durchsetzungsstark. In der Zusammenarbeit mit Lieferanten oder Produktionsstätten im Ausland können Fremdsprachenkenntnisse, vor allem in Englisch, und interkulturelle Kompetenzen gefragt sein. In Industriebetrieben richtet sich die Arbeitszeit der Ingenieurinnen gegebenenfalls nach den Produktionsrhythmen, sodass sie möglicherweise im Schichtdienst arbeiten und daher flexibel sein müssen.