Vielen Menschen erleichtert es den Abschied, wenn sie ihren verstorbenen Angehörigen vor der Beisetzung noch einmal so sehen können, wie er oder sie als lebender Mensch ausgesehen hat. Die Aufgabe des Thanatopraktikers bzw. der Thanatopraktikerin ist es, den Toten wieder so herzurichten, dass eine offene Aufbahrung möglich ist. Deutschlandweit gibt es nur etwa 100 Thanatopraktiker und Thanatopraktikerinnen.
Sie werden auch Einbalsamiererinnen oder Thanatologen genannt.
Ein Thanatopraktiker arbeitet eng mit Bestattungsinstituten zusammen, seine Aufgaben sind jedoch sehr viel weitreichender als die eines herkömmlichen Bestatters. Seine Arbeit ermöglicht den Hinterbliebenen, den Verstorbenen offen aufzubahren ohne die Angst vor sichtbaren Verwesungsprozessen oder unangenehmen Gerüchen.
Zu Beginn wäscht der Thanatopraktiker den Toten gründlich und kaschiert Totenflecke. Um den Verwesungsprozess zu verlangsamen, tauscht er Körperflüssigkeiten durch konservierende und desinfizierende Flüssigkeiten aus. Zudem verwendet er Kosmetika, um das ursprüngliche Aussehen des Verstorbenen wiederherzustellen. In Deutschland ist der Beruf des Thanatopraktikers nicht weit verbreitet, da die Nachfrage nach seinen Diensten vergleichsweise gering ist. Ist der Tote jedoch Opfer eines Unfalls oder Verbrechens wird der Thanatopraktiker benötigt, um schwere Verletzungen und offene Wunden zu kaschieren.
Wenn die Leiche ins Ausland überstellt werden soll, ist eine Behandlung durch einen Thanatopraktiker meist Pflicht, vor allem bei warmen Zielländern. Die Aufbereitung des Toten endet mit der Einbalsamierung, aus diesem Grund wird der Thanatopraktiker auch Einbalsamierer genannt. Oftmals unterstütz er auch die Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen, indem er beispielsweise bei der Identifizierung von Wasserleichen hilft.
Da der Beruf der Thanatopraktikerin in Deutschland nicht sehr verbreitet ist, konzentrieren sich die Arbeitsplätze hauptsächlich auf die Großstädte. Eine Thanatopraktikerin arbeitet meist in Bestattungsinstituten oder gerichtsmedizinischen Instituten, doch auch die Selbstständigkeit ist eine Möglichkeit. Thanatopraktikerinnen werden meist über ein Servicetelefon vermittelt, um den Hinterbliebenen die Organisation zu erleichtern.
Beim Beruf des Thanatopraktikers handelt es sich um eine berufsbegleitende Weiterbildung. Um zugelassen zu werden, muss der Bewerber zuvor eine Ausbildung zum Bestatter absolviert haben. Die Weiterbildung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil und schließt mit einer staatlich anerkannten Prüfung ab, welche vor der Handwerkskammer in Düsseldorf abgelegt wird.
Während des Theorieunterrichts erlangt der Auszubildende Kenntnisse über den Aufbau des menschlichen Körpers, Mikrobiologie, Organe und Muskeln. Auch das Wissen über viele verschiedene Krankheiten und die Auswirkungen von Medikamenten auf den Körper werden dem angehenden Thanatopraktiker vermittelt. Während des praktischen Teils sucht sich der Auszubildende einen Mentor und beobachtet diesen über einen längeren Zeitraum bei dessen Arbeit. Die Weiterbildung dauert in der Regel anderthalb Jahre und verschafft dem Bestatter einen Wettbewerbsvorteil.
Nicht alle Menschen sind für die tägliche Arbeit mit Toten geeignet. Eine Thanatopraktikerin muss psychischsehr belastbar sein und die Fähigkeit besitzen, die Situation stets distanziert zu betrachten. Sie sollte keine Scheu haben, mit Toten zu arbeiten oder mit ungewöhnlichen Situationen konfrontiert zu werden. Auch weitreichende medizinische Kenntnisse sowie ein Interesse am menschlichen Körper sind wichtig.