Aggressives Verhalten, Angst oder Nervosität können die Beziehung zu einem geliebten Vierbeiner erschweren. Die Tierpsychologie bzw. Veterinärpsychologie beschäftigt sich daher mit Verhaltensstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten bei Haustieren. Tierpsychologinnen und Tierpsychologen therapieren verhaltensauffällige Tiere und harmonisieren das Zusammenleben von Mensch und Tier.
Die Tierpsychologie hat keine Verbindung zur Humanpsychologie, obwohl davon ausgegangen wird, dass menschliches und tierisches Verhalten auf den gleichen Grundlagen basieren. Vielmehr hat das Berufsfeld Verbindungen zur Verhaltensforschung als Teilbereich der Biologie bzw. Zoologie.
Tierpsychologen helfen in erster Linie den Besitzern dabei, ihre Haustiere besser zu verstehen. Sie unterstützen die Tierhalter bei einer artgerechten Haltung und versuchen ihnen die psychologische Perspektive der Tiere näherzubringen. Bei Verhaltensauffälligkeiten oder Störungen in der Beziehung zwischen Mensch und Tier oder zwischen verschiedenen Tieren ergründen Tierpsychologen die Ursache bzw. den Auslöser. Dafür beobachten sie nicht nur die Haustiere, sondern befragen und beobachten auch den Besitzer.
Wurde die Ursache für das unerwünschte Verhalten ermittelt, erstellen Tierpsychologen einen Therapieplan. Dieser kann zum Beispiel alternative Erziehungsmethoden enthalten. Haben Tiere bei vorherigen Besitzern Misshandlungen erfahren, können Tierpsychologen auch dabei helfen, das Vertrauen des Tieres zum Menschen wieder aufzubauen. Außerdem helfen Tierpsychologen den Tierhaltern bei der Umsetzung des Plans.
Liegt die Ursache für die Verhaltensauffälligkeit in einer körperlichen Erkrankung, sorgen Tierpsychologen dafür, dass das Tier eine medizinische Behandlung von einem Tierarzt erhält. Auch bei schädlichen Begleiterscheinungen wie zum Beispiel der Selbstverstümmelung arbeiten Tierpsychologen mit einem erfahrenen Tierarzt zusammen, damit Geist und Körper gleichermaßen heilen können.
Des Weiteren dürfen Tierpsychologen mit einem tierärztlichen Hintergrund Gutachten ausstellen, zum Beispiel über das Aggressionspotenzial von Hunden.
In seltenen Fällen unterstützt ein Tierpsychologe Hundehalter übrigens auch bei der Grundausbildung. Jedoch übernimmt diese Aufgabe in der Regel ein Hundetrainer von einer Hundeschule.
In der Regel arbeiten Tierpsychologinnen freiberuflich. Nur in Ausnahmefällen sind sie in Tierarztpraxen beschäftigt. Manchmal stellen auch zoologische Gärten oder Tierparks Tierpsychologinnen an, aber in der Regel wird diese Aufgabe bereits von einem ausgebildeten Zoologen abgedeckt.
Die Berufsbezeichnung Tierpsychologe ist nicht gesetzlich geschützt. Daher kann sich generell jeder als Tierpsychologe bezeichnen. Außerdem ist keine spezielle Ausbildung vorgeschrieben.
Es gibt in Deutschland verschiedene Fernlehrgangsanbieter, die ein Tierpsychologiestudium anbieten. Diese sind jedoch eher als Zusatzqualifikation für Tierarzthelferinnen, Tierheilpraktiker, Tierphysiotherapeutinnen, Tierpfleger und Züchterinnen gedacht. Dennoch kann ein erfolgreich abgeschlossener Fernlehrgang mit einem Zertifikat ein Einstieg zur Selbstständigkeit als Tierpsychologe sein.
Je nach gewähltem Schwerpunkt können die Lerninhalte der Fernlehrgänge stark variieren. Die Spezialisierungen beziehen sich meistens auf eine bestimmte Tierart
Eine Tierpsychologin braucht Geduld und Einfühlungsvermögen für die tierischen Patienten als auch für die Tierhalterinnen. Für eine erfolgreiche Therapie muss eine Tierpsychologin in der Lage sein, Verhaltensweisen und Ursachen anschaulich zu erklären. Außerdem sollte eine Tierpsychologin trotz Empathie in der Lage sein, analytisch und faktenbasiert zu arbeiten, um in Verhaltensweise keine eigenen Empfindungen und Ideenbildern hineinzuinterpretieren.