Tierphysiotherapeutinnen bzw. Tierphysiotherapeuten behandeln Bewegungs- und Haltungsstörungen bei Tieren mithilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen. Dieser Beruf überschneidet sich hinsichtlich der Techniken und Methoden stark mit den Tätigkeiten eines Physiotherapeuten.
Tierphysiotherapeuten und Tierphysiotherapeutinnen werden nach ihrer Spezialisierung auch Pferdephysiotherapeutin bzw. Pferdephysiotherapeut oder Hundephysiotherapeutin bzw. Hundephysiotherapeut genannt.
Ähnliche Berufe zur Tierphysiotherapeutin sind Tierheilpraktiker, Tierärztin sowie Tierchiropraktiker.
Der Tierphysiotherapeut ergänzt in der Regel die tierärztliche Untersuchung und Behandlung mithilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen. Behandlungen kann er zudem ohne ärztlichen Befund durchführen, beispielsweise zur Prävention von Gelenkkrankheiten.
Die meisten Patienten von Tierphysiotherapeuten sind Hunde und Pferde, allerdings gibt es auch vereinzelt Therapeuten, die auch Alpakas, Katzen und andere Kleintiere behandeln.
Ein Tierphysiotherapeut hilft den Tieren dabei mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen. Dabei verwendet er unter anderem folgende therapeutische Maßnahmen:
Bei Krankheiten, nach Operationen oder Unfällen erhalten Tierbesitzer vom Tierarzt eine Überweisung zum Tierphysiotherapeuten. Zu Beginn einer Behandlung untersucht der Tierphysiotherapeut seine tierischen Patienten, indem er ihre funktionellen Auffälligkeiten begutachtet und dokumentiert. Auf dieser Grundlage bespricht und plant er die Behandlungsmethoden mit dem Tierhalter und konzipiert individuelle Therapiepläne. Er hält sowohl Erfolge als auch Fehlschläge fest, sodass der behandelnde Tierarzt über die Fortschritte informiert bleibt.
Der Tierphysiotherapeut wird beispielsweise zur Nachbehandlung von Bandscheibenvorfällen konsultiert. Er untersucht Störungen des Skelett-, Muskel- und Nervensystems und therapiert angeborene oder erworbene Fehlhaltungen, Traumata, Übergewicht und körperliche Inaktivität. Darüber hinaus behandelt er auch degenerative Prozesse im Bewegungsapparat wie Arthrose. Mit seinen Heilmethoden versucht er den Bewegungsapparat der Tiere wiederherzustellen oder zu optimieren. Er möchte Funktionsstörungen abbauen, Sekundärschäden vorbeugen und somit die Lebensqualität des Tieres steigern. In der Prävention vermittelt er dem Tierhalter funktionelle Zusammenhänge des Organismus, sodass dieser ein Verständnis für die Maßnahmen entwickelt und diese bei Bedarf ebenfalls Zuhause praktizieren kann.
Auch wenn manche Krankheiten nicht komplett heilbar sind, versucht der Tierphysiotherapeut Schmerzen und Einschränkungen des Tieres auf ein Minimum zu reduzieren. Er behandelt vorsorglich und nachsorglich Tiere, die im Wettkampfsport eingesetzt werden und begleitet sie bei Wettkämpfen, um Symptome rechtzeitig zu erkennen.
Eine Tierphysiotherapeutin arbeitet angestellt in veterinärmedizinischen Kliniken und Praxen, aber auch häufig selbstständig in ihrer eigenen Praxis. Darüber hinaus findet sie Arbeit in tierphysiotherapeutischen Rehabilitationseinrichtungen oder macht Hausbesuche bei stark eingeschränkten Tieren und in Reitställen.
Die Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten ist nicht staatlich geregelt und dementsprechend gibt es auch keinen einheitlichen Werdegang. Abgesehen von der Volljährigkeit müssen keine formalen Voraussetzungen erfüllt werden. Sowohl Personen mit Hauptschulabschluss als auch Studienabsolventen können die Ausbildung beginnen, jedoch ist es wichtig, seine eigenen Fähigkeiten und sein Lernvermögen ehrlich einzuschätzen. Vorkenntnisse in der Tiermedizin oder in den Naturwissenschaften sind von Vorteil.
Die Ausbildung wird an ausgewählten Standorten oder als Fernlehrgang angeboten und kann berufsbegleitend absolviert werden. Ähnlich wie beim klassischen Physiotherapeuten müssen Auszubildene die Kosten für die Ausbildung selbst tragen. Der Anbieter bestimmt sowohl die Kosten als auch die Dauer der Ausbildung und die Ausbildungsform. Außerdem kann er bestimmen auf welche Tierart er sich spezialisiert, beispielsweise auf Haustiere oder Nutztiere. Durchschnittlich beträgt der Zeitraum der Ausbildung zwischen 12 und 36 Monate.
Um seine Kenntnisse zu erweitern, kann jeder Tierphysiotherapeut Fortbildungen in zusätzlichen Behandlungsmethoden absolvieren. Diese sind beispielsweise die Fachbereiche Osteopathie und Chiropraktik. Im Besitz einer Hochschulzugangsberechtigung hat er ebenfalls die Möglichkeit, ein Studium zu beginnen. Naheliegende Studiengänge sind Tiermedizin, Biologie oder Zoologie.
Als Tierphysiotherapeutin steht die Liebe zum Tier im Vordergrund. Die Therapeutin ist verantwortungsbewusst und sorgfältig im Umgang mit ihren Patienten und steht ebenfalls den Tierhalterinnen empathisch und feinfühlig gegenüber. Auch bei Angstpatienten oder aggressiven Tieren hat sie keine Berührungsängste und verfügt über genügend Fachwissen, um alle notwendigen therapeutischen Maßnahmen anzuwenden und den Tieren zu helfen.
Eine Tierphysiotherapeutin arbeitet nicht nur am Tier, sondern auch Hand in Hand mit Tierärztinnen und den Tierbesitzerinnen. Deshalb ist sie kommunikativ und organisiert, wenn es um die Dokumentation von Behandlungsmethoden geht. In emotionalen Momenten ist sie sozial kompetent und einfühlsam, allerdings kommuniziert sie auch ehrlich, wenn die Therapie nicht anschlägt. Für die Arbeit mit Pferden ist körperliche Fitness und Stabilität von großem Vorteil. Gleichzeitig sollte die Tierphysiotherapeutin geduldig sein, da nicht jedes Tier die Behandlungsmethoden widerstandslos akzeptiert.