Tierwirte und Tierwirtinnen kümmern sich um den Erhalt und Fortbestand der Tiere von Nutztierbetrieben. Zeitgleich sorgen sie dafür, dass tierische Erzeugnisse verkauft werden können. Sie spezialisieren sich auf Rinderhaltung, Geflügelhaltung, Schweinehaltung, Schäferei oder Imkerei. Von 1985 bis 1990 war die Berufsbezeichnung Facharbeiter bzw. Facharbeiterin für Tierproduktion gängig.
Heute sind ähnliche Berufsbezeichnungen Hirte, Schäferin, Imker, Landwirtin und Landwirtschaftshelfer. Auch die Tätigkeiten als Herdenmanagerin, landwirtschaftlich-technischer Assistent und Melkerin haben mit dem Tierwirt Gemeinsamkeiten. In der Schweiz ist der Beruf Landwirt und in Österreich der Job landwirtschaftlicher Facharbeiter mit dem Tierwirt gleichzusetzen.
Das Arbeiten mit Tieren ist für viele Menschen eine absolute Traumvorstellung. Als Tierwirtin kann diese Vorstellung wahr werden, denn sie kümmert sich um die Züchtung, Versorgung und Haltung von Nutztieren. Gleichzeitig erhält sie die Wirtschaftlichkeit der Betriebe, indem sie die Tiere und ihre Erzeugnisse zum Verkauf anbietet.
Die Tierwirtin hat die Wahl zwischen fünf Fachrichtungen:
Je nach Fachrichtung unterscheiden sich nicht nur die Tiere, sondern auch die Ausbildungsinhalte und die Tätigkeiten im Beruf. Aktivitäten, die für jede Fachrichtung gleich sind, sind die Berechnung von Futterrationen und das Füttern der Tiere per Hand oder mithilfe von Geräten wie Futterautomaten oder Futterbänden. Diese reinigt, wartet und repariert die Tierwirtin. Zusätzlich züchtet, mästet und melkt sie die Tiere. Dabei beachtet sie stets die vorgegebenen Hygienestandards.
Tierwirtinnen müssen im Alltag die elektronische Stalltechnik bedienen. Auch sonst müssen sie dafür sorgen, dass wichtige Geräte wie landwirtschaftliche Maschinen funktionsfähig und einsatzbereit sind. Weitere tägliche Aufgaben sind das Reinigen der Ställe und Anlagen und das Lagern von Abfallprodukten zur Wiederverwendung als Düngemittel.
Da das Wohl der Tiere für die Tierwirtin an oberster Stelle steht, hat sie sie gut im Auge, sodass ihr Veränderungen im Verhalten oder Verletzungen sofort auffallen. Bei erkrankten Tieren unterstützt sie die Tierärzte bei der Behandlung und versorgt sie danach weiterhin mit Medikamenten. Verwaltungstechnische und buchhalterische Aufgaben erledigt die Tierwirtin am Computer.
Um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu erhalten und zu optimieren, kalkuliert die Tierwirtin Erträge, informiert sich über günstige Haltungsformen und setzt diese gegebenenfalls um. Manchmal besucht sie Tierschauen, um die Zuchttiere zu präsentieren und verkauft ihre Erzeugnisse.
Zu den Aufgaben einer Tierwirtin mit Schwerpunkt Rinderhaltung gehören die Versorgung von Rindern, Kühen oder auch Büffeln. Dabei stellt die Tierwirtin sicher, dass sowohl die Fleisch- als auch die Milchqualität der Rinder garantiert ist. Wenn sich die Rinder auf der Weide befinden, sorgt die Tierwirtin dafür, dass die Weide ausreichend bewirtschaftet und umzäunt ist.
Für die Milchproduktion melkt sie die Nutztiere maschinell per Melkmaschine oder auch mit der Hand. Danach säubert und desinfiziert die Tierwirtin die Euter und die Geräte. Die Milch wird dann kühl gelagert und gerührt, damit die gute Qualität erhalten bleibt. Um den Artbestand zu sichern, sorgt die Tierwirtin dafür, dass sich die Rinder zum richtigen Zeitpunkt paaren können, oder sie führt eine künstliche Befruchtung durch. Vor und während der Geburt leistet sie Hilfe und versorgt nachträglich das Muttertier und das Kalb. Zur Versorgung der Kälber gehört zudem die Kennzeichnung ihrer Ohren mit Marken oder Transpondern und die Enthornung.
Tierwirtinnen in der Fachrichtung Geflügelhaltung kümmern sich um Hennen, Enten, Puten und anderes Geflügel. In den zuständigen Betrieben ziehen sie Küken auf und gewinnen Eier. Sie sortieren, kennzeichnen und verpacken ihre Eier für die Vermarktung. Um die Legeleistung auch in der dunklen Jahreszeit zu erhalten, simulieren Tierwirtinnen durch ein Lichtprogramm die Jahreszeiten Frühling und Sommer. Zudem impfen sie die Küken und kontrollieren den Entwicklungsstand der Embryos. In Mastbetrieben müssen die Tierwirtinnen das Geflügel schlachten und für den Verkauf aufbereiten.
Damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen, ist es nicht unüblich, dass die Tierwirtin die Tierschnäbel kupieren muss. Mit Kupierung ist die Verstümmelung der Schnäbel gemeint, die laut Tierschutzgesetz auch nur erlaubt ist, wenn die Tierwirtin beweisen kann, dass sich das Geflügel sonst gegenseitig gefährdet.
Tierwirtinnen in der Fachrichtung Schweinehaltung züchten, pflegen und veräußern Schweine und ihre Ferkel. Um qualitativ hochwertiges Fleisch und einen positiven Zuchterfolg vermerken zu können, begleitet die Tierwirtin die Schweine von der Geburt bis zur Schlachtung. Ihren Großteil der Arbeit erledigt sie in Ställen.
Für die Tierwirtin in der Schäferei stehen Schafe im Mittelpunkt. Sie schert, melkt und schlachtet die Tiere, um ihr Fleisch, ihre Milch und Wolle verkaufen zu können. Bei der Hütung der Schafe unterstützen sie Hütehunde. Dementsprechend muss die Tierwirtin auch diese richtig führen und versorgen können.
Im Freien fungiert die Tierwirtin häufig als Wanderschäferin, das heißt, sie sucht mit der Herde unterschiedliche Weideflächen auf, um diese mit gutem Grünfutter zu versorgen. Das schmeckt nicht nur den Schafen, sondern auch der Landwirtschaft, da die Tiere wertvollen Dünger hinterlassen.
Die Aufgaben in der Imkerei reichen von der Betreuung und Vermehrung von Bienenvölkern bis hin zu Gewinnung und Vermarktung von Erzeugnissen wie Honig. Die Tierwirtin befasst sich mit den Bienenvölkern und ihren Unterkünften, sucht einen geeigneten Standort für sie und führt Bienenwanderungen durch. Zusätzlich sorgt sie dafür, dass die Tiere überwintern können, und repariert zu dieser Zeit ihre Bienenkästen.
Ein essenzieller Bestandteil im Umgang mit der Biene ist ihre Honigwabe, die die Tierwirtin entnimmt und im Schleuderraum schleudert, wenn sie mit Honig gefüllt ist. Um das Ausschwärmen der Biene vorzubeugen, trifft die Tierwirtin Maßnahmen wie eine Neusortierung oder Ausgleichung des Volkes. So kann sie verhindern, dass die Imkereien und Betriebe zu wenig Honig anbieten können.
Die genauen Arbeitsorte eines Tierwirts sind abhängig von seiner Fachrichtung. Grundsätzlich kommen folgende Arbeitsplätze in Frage:
Für organisatorische Tätigkeiten suchen Tierwirte das Büro auf. Auch die Arbeit im Freien, in Ställen und Lagerräumen ist Teil des Berufs.
Tierwirtin ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf, der in der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb stattfindet. Es besteht die Möglichkeit, die Ausbildungszeit auf zweieinhalb Jahre zu verkürzen, wenn die Bewerberinnen Abitur oder Fachabitur haben. Die Wahl des Betriebs ist davon abhängig, welche Fachrichtung sie anstreben.
Um die Ausbildung beginnen zu können, brauchen Bewerberinnen mindestens einen Hauptschulabschluss. Für bestimmte Tätigkeiten, wie die Besamung von Tieren oder Schlachtungen, müssen Bewerberinnen entsprechende Prüfungen bestehen und Nachweise erbringen. Sollten Tierwirtinnen ihren Abschluss im Ausland erworben haben, ist dieser nach einer Feststellung der Gleichwertigkeit genauso gültig wie ein im Inland erworbener Abschluss.
In der Ausbildung lernen die Bewerberinnen die Grundsätze der Tierwirtschaft mit Schwerpunkt ihrer Fachrichtung und Umweltschutz. Außerdem vermitteln die Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe ihren angehenden Tierwirtinnen, wie sie Tiere züchten, halten und füttern, wie sie Unterkünfte herrichten, instand halten und reparieren und wie sie die benötigten Maschinen bedienen müssen. Im Vordergrund stehen dabei immer das Wohl und die Gesundheit der Tiere. Gute Vorkenntnisse in Biologie und Mathematik erleichtern das Erlernen des Berufs.
Nach einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss stehen der Tierwirtin mehrere Weiterbildungsoptionen offen. Sie kann sich als Tierwirtschaftsmeisterin in ihrer präferierten Fachrichtung weiterbilden oder auch Landwirtschaftsmeisterin werden. Mit den notwendigen Zertifikaten kann sie auch eine Weiterbildung als Fachagrarwirtin für Besamungswesen oder Agrarbetriebswirtin anstreben. Tierwirtinnen, die gerne studieren gehen möchten, können ein Studium in Agrarwissenschaften oder Agrarmanagement beginnen.
Tierwirte sollten aufgrund ihres Arbeitsumfeldes tierlieb und naturverbunden sein. Für Tier- oder Pollenallergiker ist dieser Beruf nicht geeignet. Es sollte für sie kein Problem sein, früh aufzustehen und sowohl am Wochenende als auch an Feiertagen zu arbeiten. Gerade in speziellen Situationen, wie Tiergeburten oder akuten Krankheiten, müssen Tierwirte zu Überstunden bereit und stets verlässlich sein.
Im Umgang mit den Tieren ist der Tierwirt liebevoll und sorgfältig. Er beobachtet ihr Verhalten genau und erkennt, was sie brauchen. Er weiß, dass Hygiene ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist und reinigt dementsprechend die Geräte und Tiere gewissenhaft.
Die Beschäftigung als Tierwirt ist harte körperliche Arbeit. Beispielsweise nehmen sie viele Zwangshaltungen ein und tragen Futtersäcke, weshalb sie sehr belastbar sein sollten. Auch unbeständiges Wetter darf sie nicht in ihrer Arbeitsqualität beeinträchtigen.
Ein guter Tierwirt beweist handwerkliches Geschick und ausgeprägtes technisches Verständnis, um Ställe und Maschinen zu warten und zu reparieren. Zudem überzeugt er durch seine selbstständige Arbeitsweise und erkennt anfallende Aufgaben sofort.