HelloFresh: Gehalt, Karriere und Jobs beim Weltmarktführer für Kochboxen

Einer der wenigen Gewinner der Covid-19-Krise: HelloFresh. Das Start-up ist mittlerweile wohl jedem ein Begriff. Das Konzept ist simpel: In einem Abonnement-Modell wird den Nutzern und Nutzerinnen wöchentlich eine Box mit frischen Lebensmitteln und Rezepten nach Hause geschickt, die vorher in der App oder Website ausgewählt werden. Jede Woche gibt es neue Gerichte, für jeden ist etwas dabei und die Lebensmittel reichen genau für die geplante Mahlzeit. Mit HelloFresh soll Zeit, Geld und Stress erspart werden, da man nicht mehr einkaufen und sich keine Gedanken um den Speiseplan machen muss. Eins ist klar: Das Konzept kommt an und HelloFresh konnte sich als Berliner Start-up schnell weltweit an die Spitze katapultieren! Doch wie schlägt sich HelloFresh aus der Sicht der Mitarbeitenden? In diesem Artikel geht es um Gehälter, Karrieremöglichkeiten und Jobs bei HelloFresh.  

Wir ändern die Art und Weise, wie Menschen essen, für immer. Dieser Satz verkörpert den Grundgedanken des Berliner Start-ups. Guckt man sich die Zahlen des Unternehmens an, haben sie das bis jetzt auch geschafft, zumindest für ihre 7,5 Millionen aktiven Kunden und Kundinnen im dritten Quartal dieses Jahres.  

Doch zurück zum Anfang: HelloFresh wurde im Jahr 2011 von Dominik Richter (CEO), Thomas Griesel (COO) und Jessica Nilsson gegründet. Unterstützt wurde die Gründung durch das Beteiligungsunternehmen Rocket Internet SE. In zwei Finanzierungsrunden konnten nach der Gründung insgesamt 17,5 Millionen US-Dollar an Kapital gewonnen werden. Zunächst bestand die Geschäftsidee aus dem Ausliefern von Kochtüten in Berlin.  Im Jahr 2012 lieferten sie die nun auch bekannten Kochboxen bereits deutschlandweit aus. Nach einigen Aussagen erschloss HelloFresh nach Januar 2012 fast jeden Monat einen neuen Zielmarkt und beschäftigte etwa 100 Mitarbeitende. Bereits dort sprachen sie von dem Versand der eine millionsten Mahlzeit. Von Anfang an war es geplant, sich mit möglichst viel Flexibilität und einer hohen Reichweite von der Konkurrenz abzusetzen. Während vergleichbare Anbieter zu der Zeit nur in bestimmten Regionen ausgeliefert haben, hat HelloFresh den gesamten deutschen Markt erschlossen. Das Konzept ist übrigens nicht neu: 2007 wurde in Schweden bereits das Unternehmen Middagsfrid gegründet.  

Ein weiteres einschneidendes Jahr für die Unternehmensgeschichte wurde 2017 geschrieben: HelloFresh geht an die Börse. Trotz teils verhaltender Prognosen und massiver Probleme beim amerikanischen Mitbewerber Blue Apron, kann sich HelloFresh durchsetzen. Das Jahr liefert dem Unternehmen einen Rekordumsatz von 902 Millionen Euro. Für einige Zeit war außerdem die Vorwerk-Gruppe an HelloFresh beteiligt. Sämtliche Anteile von Rocket Internet SE wurden 2019 und sämtliche Anteile von der Vorwerk-Gruppe im Jahr 2018 verkauft.  

Im Aktienverlauf von HelloFresh ist die Covid-19-Krise deutlich sichtbar. Die HelloFresh-Aktie erreicht das Rekordhoch im November 2021 mit 95,26 Euro. Danach ging es mit dem Kurs jedoch wieder bergab. Unabhängig davon hat sich HelloFresh jedoch mittlerweile weltweit in 19 Ländern ausgebreitet und gilt als Weltmarktführer. HelloFresh beschäftigt mittlerweile mehr als 22.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, hat im letzten Jahr 1 Milliarde Mahlzeiten an Kunden ausgeliefert und dabei einen Nettoumsatz von 6 Milliarden Euro erwirtschaftet. 

HelloFresh präsentiert sich allgemein als innovatives und technisch basiertes Unternehmen, auch auf der Karriereseite. Ein Chatbot hilft bei dem Bewerbungsprozess, in dem man häufig gestellte Fragen direkt per Chat beantwortet bekommt und nach bestimmten Positionen suchen kann.  

Karrierestart bei HelloFresh? Eine Ausbildung ist bei HelloFresh nicht möglich. Auch Traineeprogramme oder duale Studiengänge werden bislang nicht unterstützt. Der Karriereeinstieg ist für Studenten und Studentinnen aber beispielsweise durch ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit möglich. Freiwillige Praktika werden in der deutschen Unternehmenszentrale in Berlin in den Bereichen Logistics Project Management und Strategy & Analytics angeboten. Ab einer Dauer von 3 Monaten werden freiwillige Praktika mit dem Mindestlohn vergütet. Gerade in einem internationalen Unternehmen wie HelloFresh können Studenten und Studentinnen auch Auslandspraktika absolvieren.  Praktikumsplätze im nahen Ausland gibt es beispielsweise in den Niederlanden in den Bereichen Copy Writing, Beschaffung und Produktentwicklung.  

Für Werkstudenten und Werkstudentinnen gibt es derzeit die Möglichkeit, in der Rechtsabteilung in Berlin zu arbeiten. In der Werkstudententätigkeit kann mit einem Gehalt zwischen etwa 12.608 und 34.867 € gerechnet werden. 

Japan, Australien oder die USA: HelloFresh ist rund um den Globus vertreten. Doch gerade in Deutschland sind momentan sehr viele Stellen ausgeschrieben.  Das Unternehmen tritt als sehr technikbasiert und datenorientiert auf, weshalb diese Eigenschaften bei jeder Position gefragt sind. Mögliche Fachbereiche sind unter anderem Software-Engineering, Warehouse Operations, Supply-Chain-Management, Product Management, Marketing und Finance. Es werden Junior- und Senior-Positionen angeboten. Neben der Hauptzentrale in Berlin hat HelloFresh in Deutschland noch zwei Produktionsstandorte und 8 Last Mile Hubs, die eine schnellere Zustelllogistik ermöglichen. Dort werden vor allem Positionen für die Produktion, Qualitätskontrolle und Logistik ausgeschrieben. Produktionsmitarbeiter und Produktionsmitarbeiterinnen können mit einem Bruttogehalt zwischen 24.218 und 26.828 Euro rechnen und liegen damit unterhalb der üblichen Gehaltsspanne. Andere Positionen bei HelloFresh werden deutlich großzügiger vergütet. 

Im Folgenden sind weitere Berufe und zu erwartende Gehälter aufgelistet: 

• Business Analyst: 53.285 – 57.786 €
• Lkw-Fahrer/-in: 31.914 – 38.640 €
• Product Analyst: ca. 61.000 €
• Recipe Developer/-in: 47.741 – 51.790 €
• Senior Backend Engineer: ca. 80.801 €
• Senior Data Engineer: ca. 85.204 €
• Senior Product Owner: 75.120 – 84.672 €
• Strategische/-r Einkäufer/-in: 37.100 – 53.600 € 

Gerade in den hoch bezahlten Positionen sucht HelloFresh nach Mitarbeitenden mit Top-Abschlüssen und stellt häufig die Anforderung an relevanter Berufserfahrung sowie erweiterten Englischkenntnissen. Mit den hohen Erwartungen an Bewerber und Bewerberinnen preist HelloFresh an, dass es für die Karriere sehr wertvoll sei, bei einem der schnell wachsenden Technologieunternehmen Europas zu arbeiten. Zudem bietet das Berliner Start-up einige Extras für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an. Für alle Mitarbeitenden gibt es Rabatte auf die HelloFresh Boxen, weitreichende Weiterbildungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der Vorbereitung auf Abschlüsse, beispielsweise im juristischen Bereich. Weitere Extras sind: Fitnessangebote, Mobilitätsbudget in Zusammenarbeit mit RYDES, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, ein Budget für die Home-Office-Ausstattung sowie Arbeitsevents, beispielsweise Friday Beers oder ein Buchclub. Neue Mitarbeitende werden in vielen Positionen zudem durch ein umfangreiches Onboarding mitsamt Buddy-Programm unterstützt. Zuletzt weist das Unternehmen mehrfach darauf hin, dass es bei HelloFresh ein flexibles Arbeitsumfeld, ein modernes Bürogebäude und ein diverses Team gibt.  

HelloFresh selbst bezeichnet sich als Weltmarktführer mit lokalem Start-up-Vibe. Start-ups sind bekannt für flachen Hierarchien, offene Türen und viel Eigenverantwortung in jeder Position. Oft bringen diese Versprechungen jedoch auch Schattenseiten mit sich.  

In gängigen Bewertungsportalen schneidet HelloFresh als Arbeitgeber gemischt ab. Während die einen die Diversität am Arbeitsplatz loben und das Gefühl haben, dass ihre Ideen gehört werden, bemängeln die anderen den Umgang mit Mitarbeitenden, die kein Deutsch sprechen können. Es scheint vor allem von dem Bereich abzuhängen, in dem man arbeitet. Auffällig ist, dass gerade die Bewertungen und Kommentare von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in der Produktion schlecht ausfallen. Aber auch in anderen Bereichen wird eins deutlich: Eine Work-Life-Balance scheint es nicht zu geben. Es wird von dauerhaftem Stress gesprochen, den die Teamleiter und Teamleiterinnen auf die Angestellten übertragen. Laut den Kommentaren werden unmögliche Ziele gesetzt und viele Angestellte stehen unter ständiger Angst, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Es gäbe zwar schöne Teamevents und nette Kollegen und Kolleginnen, jedoch ist es kaum möglich, die Arbeit und ein Familienleben unter einen Hut zu bekommen: Die Arbeit ist die Familie. Das Gehalt wird von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden überwiegend als gut bewertet. Dennoch wird deutlich, dass es für HelloFresh noch weitgehende Verbesserungsmöglichkeiten in der Mitarbeiterzufriedenheit gibt. Der Spagat zwischen internationalem Marktführer und einem Arbeitsumfeld im Start-up-Stil scheint schwer zu fallen. 

• Hellofresh.de 
• Hellofreshgroup.com 
• Careers.hellofresh.com 
• Kununu.com 
• Gruender.wiwo.de  
• Finanzwissen.de  
• Deutsche-startups.de 
• Omr.com 
• Boerse-online.de 

Autorin: Jana Semper