Lange Zeit als „Krisenmanager“ verschrien, wurde ein Chief Restructuring Officer (CRO) früher vor allem dann eingesetzt, wenn eine Firma eine heikle finanzielle Situation zu überstehen hatte. Zwar ist dies auch heute noch Teil seines oder ihres Arbeitsbereichs, doch fungiert ein CRO mittlerweile vielmehr als Interimsführungskraft, welche das Problemunternehmen weiterentwickeln und transformieren soll.
Die Abkürzung CRO kann sich auch auf einen Chief Research Officer, Chief Risk Officer oder Chief Revenue Officer beziehen.
Bei einem Chief Restructuring Officer handelt es sich um einen Manager auf Zeit, welcher als externe Kraft kurzfristig ins Unternehmen integriert wird, um eine Krisensituation zu bewältigen: Dies können finanzielle Engpässe sein, doch wird ein CRO manchmal auch dann ins Boot geholt, wenn die Erfolgsentwicklung stagniert oder eine strategische Umstrukturierung erwünscht ist.
In der Regel operiert ein CRO für die Dauer seiner Tätigkeit als gleichwertiger Vorstand und arbeitet der existierenden Führungsebene zu oder übernimmt die Leitung selbst und fungiert dann als Interims-CEO. Im Gegensatz zu einem klassischen Interimsmanager, welcher unabhängig von der aktuellen Situation des Unternehmens eine Überbrückungslösung darstellt oder für ein einzelnes Projekt angestellt wird, beschäftigt sich ein Chief Restructuring Officer mit allen akuten Problemzonen seines Auftraggebers.
Die konkreten Herausforderungen variieren von Fall zu Fall. Vielerorts liegt die Priorität auf der Liquiditätsbewahrung sowie der operativen Leitung des Unternehmens. Ein Chief Restructuring Officer kann zudem personelle Maßnahmen ergreifen, welche manchmal auch die Führungsebene oder gar den CEO selbst betreffen können.
Gleichzeitig ist ein Chief Restructuring Officer nicht nur ein kurzfristig ausgerichteter Problemlöser, sondern trägt auch Verantwortung für die mittelfristige strukturelle Veränderung der Unternehmensorganisation, damit der von ihm betreute Arbeitgeber auch nach Ende seiner Amtszeit ein solides Fundament für Wachstum und Weiterentwicklung besitzt.
Ein CRO verbleibt in aller Regel für einen Zeitraum zwischen einem und zwei Jahren in einem Unternehmen, doch kann die Einsatzdauer je nach Firma auch bei wenigen Monaten oder mehreren Jahren liegen.
Ein Chief Restructuring Officer kann in jedem größeren Unternehmen arbeiten und ist somit in allen Branchen gefragt. Aufgrund der vergleichsweise kurzen Verweildauer ist es üblich, von Auftraggeber zu Auftraggeber zu springen – daher kann ein CRO auch einer hierauf spezialisierten Beratungsgesellschaft angehören.
Ähnlich wie ein Chief Executive Officer (CEO) benötigt ein CRO umfassendes ökonomisches Wissen in allen Belangen – daher ist in der Regel ein Hochschulabschluss in einem Studienfach mit Wirtschafts- oder Managementbezug vonnöten. Viel wichtiger ist jedoch weitreichende Berufspraxis sowie nennenswerte Führungs- und Krisenerfahrung – daher ist ein Chief Restructuring Officer üblicherweise bereits viele Jahre als Manager oder in Unternehmensberatungen tätig, bevor er sich dem Krisenmanagement widmet.
Ein Chief Restructuring Officer kommt als externer Ratgeber in ein Unternehmen und muss sich schnellstmöglich in seine neue Situation einfinden, weswegen exzellente analytische Fähigkeiten sowie eine rasche Auffassungsgabe erforderlich sind. Aufgrund der kritischen Umstände, welchen sich ein CRO in der Regel ausgesetzt sieht, müssen sofortige Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, wofür Handlungsschnelligkeit, Entscheidungsfreude und Umsetzungsstärke mitgebracht werden sollten: Ein Chief Restructuring Officer ist also ein echter „Macher“, muss aber trotz allem überlegt und sachlich agieren.
Als Neuling sind oftmals interne Widerstände zu überwinden – aus diesem Grund zeichnet sich ein CRO im besten Fall durch hohe Sozialkompetenz und Empathie sowie große Kommunikationsfähigkeiten aus, ist gleichzeitig aber auch durchsetzungsstark und verantwortungsvoll. Ausgeprägte Führungsqualitäten runden das Idealprofil ab. Branchenwissen sowie juristische Kenntnisse sind hilfreich, aber kein Muss.