Millionen Deutsche sind wegen Fehlstellungen der Fußknochen oder Geheinschränkungen auf orthopädisches Schuhwerk angewiesen. Für deren Herstellung zeichnen sich spezialisierte orthopädische Fachbetriebe verantwortlich – denen stehen in der Regel Orthopädieschuhmachermeister bzw. Orthopädieschuhmachermeisterinnen vor. Sie haben leitende und organisatorische Aufgaben inne, aber können auch selbst Hand anlegen, schließlich haben sie in der Regel selbst als Orthopädieschuhmacher bzw. Orthopädieschuhmacherin angefangen.
Es handelt sich hier folglich um eine Sonderform des Schuhmachers bzw. der Schuhmachermeisterin. Ebenso bestehen starke Ähnlichkeiten zu den Berufen der Orthopädietechnik-Mechanikerin bzw. des Orthopädietechnikermeisters, vergleichbar sind zudem die Tätigkeiten eines Medizintechnikers und einer Ingenieurin Medizintechnik.
Der Beruf eines Orthopädieschuhmachermeisters ist zu einem beträchtlichen Teil organisatorischer Natur. Zu ihren leitenden Aufgaben gehören daher die Führung von Mitarbeitern, die Anleitung und Ausbildung von Auszubildenden sowie die Initiation von Weiterbildungsmaßnahmen. Ebenso verantworten sie die Planung sämtlicher Arbeitsabläufe sowie den betrieblichen Terminkalender. Zugleich behalten sie den Überblick über alle Qualitätsrichtlinien sowie rechtlichen Vorgaben und sorgen dafür, dass diese eingehalten werden.
Insbesondere im Falle einer beruflichen Selbstständigkeit müssen sich Orthopädieschuhmachermeister des Weiteren darauf einstellen, auch kaufmännische Pflichten zu übernehmen. Etwa müssen Arbeitsmaterialien bestellt werden, hier können auch Verhandlungen mit Zulieferern, Kunden und Verbänden nötig sein. Im Allgemeinen fallen dann alle finanziellen Kalkulationen und die Analyse von Kostenfaktoren in den Zuständigkeitsbereich eines Orthopädieschuhmachermeisters.
Wenn ein Orthopädieschuhmachermeister in einem kleineren Betrieb arbeitet, ist es durchaus üblich, dass er weiterhin praktische Aufgaben übernimmt und die Belegschaft bei der Produktion von orthopädischen Schuhen, Einlagen und Orthesen unterstützt. Da solche Erzeugnisse stets individuell an die Füße des Kunden angepasst werden müssen, untersucht er etwa deren Füße, indem er Schaumabdrücke anfertigt oder Bewegungsanalysen durchführt. Bevor es dann zur eigentlichen Herstellung kommt, werden in der Regel auf Papier entsprechende Profilskizzen entworfen. Somit besitzen Orthopädieschuhmachermeister je nach Arbeitsort ein weit gestrecktes Aufgabengebiet und können ihre Expertise in sämtlichen Betriebsfeldern einbringen.
Ein Orthopädieschuhmachermeister arbeitet normalerweise für orthopädische Fachhandwerkbetriebe bzw. leitet diese meistens auch selbst. Dies ist dann in der Regel gleichzeitig mit der beruflichen Selbstständigkeit verbunden. Darüber hinaus können Sanitätshäuser mit einer ausgelagerten Abteilung für Orthopädieschuhtechnik, medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser und Rehabilitationszentren sowie industrielle Fertigungsunternehmen eine Beschäftigungsoption für Orthopädieschuhmachermeister darstellen.
Eine Orthopädieschuhmachermeisterin beginnt ihre Laufbahn als reguläre Orthopädieschuhmacherin. Hierbei handelt es sich um einen staatlich anerkannten Lehrberuf, dessen duale Ausbildung in Regelzeit dreieinhalb Jahre dauert. Schulische Zugangsvoraussetzungen existieren nicht, üblich ist zumindest ein mittlerer Schulabschluss.
Sobald dieser Titel erworben wurde, kann theoretisch direkt eine Meisterweiterbildung begonnen werden. In der Praxis ist es allerdings angeraten, erst einige Jahre Berufserfahrung zu sammeln. Auch wenn die Teilnahme an Vorbereitungskursen nicht verpflichtend ist, wird durchaus empfohlen, diese tatsächlich abzuleisten. In Vollzeit nimmt dies etwa neun Monate in Anspruch, doch viele künftige Orthopädieschuhmachermeisterinnen entscheiden sich dafür, die Kurse in Teilzeit wahrzunehmen. Berufsbegleitend kann sich die Weiterbildungsdauer dann auf mehrere Jahre verlängern.
Auch nach dem Aufstieg zur Orthopädieschuhmachermeisterin ist es möglich, sich kontinuierlich fortzubilden. Relevante Themengebiete hierfür sind beispielsweise:
Eine Orthopädieschuhmachermeisterin ist Handwerkerin, Dienstleisterin und Führungskraft zugleich. Auf fachlicher Ebene sind Fingerfertigkeit und praktisches Können ebenso erforderlich wie Präzision und Sorgfalt, schließlich können schon geringfügige Abweichungen bei der Herstellung den gesamten Bewegungsapparat der Schuhträgerin beeinflussen. Beim Umgang mit Zulieferern und Kundinnen ist außerdem eine serviceorientierte Mentalität sowie ein höfliches Auftreten bedeutend.
Gleichzeitig sollten sich Orthopädieschuhmachermeisterinnen durch Führungsstärke, Sozialkompetenz und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten auszeichnen. Auch kaufmännisches Know-how stellt oftmals eine Grundvoraussetzung dar. Abgerundet wird das Idealprofil durch grundlegendes planerisches und strategisches Geschick.