Bei Fehlstellungen der Fußknochen bzw. des Fußgelenks oder einer Gehbehinderung hilft normales Schuhwerk nicht mehr weiter. Hier kommen Orthopädieschuhmacher bzw. Orthopädieschuhmacherinnen ins Spiel: Sie fertigen eigens angepasste orthopädische Maßschuhe oder Einlagen an und gehen dabei auf ärztliche Anleitungen ein.
Somit handelt es sich um eine Spezialform des Schuhmachers. In vielen Fällen wird später eine Meisterweiterbildung angestrebt, um dann zur Orthopädieschuhmachermeisterin aufzusteigen.
Es bestehen starke Ähnlichkeiten zu den Berufen der Orthopädietechnik-Mechanikerin bzw. des Orthopädietechnikermeisters. Verwandt sind zudem die Tätigkeiten des Medizintechnikers und der Ingenieurin Medizintechnik.
Die möglichen Ursachen für orthopädische Hilfe sind vielfältig: Sportverletzungen, Rheuma, Skelettverformungen oder ungleichmäßige Beinlänge sind nur einige Gründe für die Notwendigkeit spezieller orthopädischer Schuhe. Ein Orthopädieschuhmacher stellt jedoch nicht nur Schuhwerk her, sondern kümmert sich auch um die Produktion von weiteren Hilfsmitteln wie Einlagen und Orthesen.
Keines seiner Erzeugnisse ist gleich, denn er passt sie individuell an die Bedürfnisse jedes Einzelnen an. Hierzu untersucht er die Füße seiner Kunden und Patienten, indem er etwa Fußabdrücke in Schaum bzw. Gips nimmt oder Bewegungsanalysen durchführt. Anschließend fertigt er Profilzeichnungen an und stellt dann hiervon ausgehend die Leisten her. Manchmal werden auch schlichtweg konfektionierte Schuhe umgearbeitet.
Kunden und Patienten kommen aus medizinischen Gründen zu einem Orthopädieschuhmacher, dieser führt seine Anweisungen deshalb in Einklang mit allen ärztlichen Verordnungen und Hinweisen aus. Ebenso ist er beratend tätig und informiert die künftigen Besitzer der von ihm produzierten Orthopädieschuhe über die Handhabung der Hilfsmittel sowie etwaige Folgeerscheinungen. In manchen Fällen gibt er zusätzliche Hinweise zu gesundheitsschonenden und vorbeugenden Maßnahmen. Ein Orthopädieschuhmacher ist somit sowohl im Auftrag des Arztes als auch des Patienten tätig.
Orthopädieschuhmacherinnen arbeiten gewöhnlicherweise in Fachbetrieben des Orthopädieschuhmacher-Handwerks. Manchmal leiten sie diese auch selbst. Obendrein stellen Sanitätshäuser mit einer eigenen Orthopädieschuhtechnikabteilung einen verbreiteten Arbeitgeber dar. Weitere Möglichkeiten zur Anstellung bieten Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen sowie in Einzelfällen auch Industriefirmen, welche sich auf orthopädische Schuhe spezialisiert haben.
Bei der Orthopädieschuhmacherin handelt es sich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Die Lehre nimmt insgesamt dreieinhalb Jahre in Anspruch und wird dual durchgeführt – theoretischer Unterricht in der Berufsschule wechselt sich also mit praktischen Übungsmöglichkeiten in einem Betrieb ab. Schulische Zugangsvoraussetzungen gibt es nicht, in der Regel bringen Auszubildende zumindest einen mittleren Schulabschluss mit.
Zu den Kenntnissen, welche Lehrlinge während ihrer Ausbildungszeit erlangen, gehören etwa:
Viele Orthopädieschuhmacherinnen erwerben im Laufe ihrer Berufslaufbahn den Meistertitel und können sich fortan als Orthopädieschuhmachermeisterin bezeichnen. Ohnehin wird stets empfohlen, sich auch während der Karriere stetig fortzubilden, um die eigenen Kenntnisse aufzufrischen und zu erweitern. Mögliche Themengebiete sind hier zum Beispiel:
Die Arbeit eines Orthopädieschuhmachers lässt sich am ehesten als Schnittmenge aus Handwerk, Technik und Dienstleistung beschreiben. Daher muss er in all jenen Gebieten versiert sein: Neben Fingerfertigkeit und einer handwerklichen Veranlagung stellen vor allem Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit wichtige Eigenschaften dar, denn Füße sind überaus sensible Körperteile und schon kleinste Abweichungen können den orthopädischen Nutzen des Schuhwerks beeinträchtigen.
Im Umgang mit Kunden und Patienten treten Orthopädieschuhmacher einnehmend und serviceorientiert auf. Hierbei ist nicht nur Freundlichkeit, sondern auch Kommunikationsstärke gefragt, schließlich soll der Gegenüber die Sinnhaftigkeit und Funktionsweise der orthopädischen Hilfen nachvollziehen können. Zuletzt können auch gute mathematische Grundkenntnisse nicht schaden, damit bei der Planung des Schuhmodells nichts schief geht.