Bei Kunststoffen handelt es sich um synthetisch hergestellte Festkörper. Sie bestehen aus linearen oder vernetzten Ketten. Die Kunststoffindustrie ist für die Herstellung und Verarbeitung der polymeren Festkörper verantwortlich. Die Branche unterteilt drei unterschiedliche Kunststoffarten: die Elastomere, die Duroplaste und die Thermoplaste. Elastomere besitzen eine flexible, da weitmaschig vernetzte Struktur. Deshalb weisen Elastomere elastische Fähigkeiten auf. Unter Druck oder durch Dehnen verändern sie ihre Form. Nach dem Ende der Belastung nehmen Elastomere erneut ihre ursprüngliche Form an. Duroplaste zeichnen sich durch eine bei erhöhten Temperaturen vorhandene chemische und mechanische Beständigkeit aus. Die aus linearen Molekülen aufgebauten Thermoplaste sind nach vorheriger Energiezufuhr beliebig formbar. Durch geeignete Verfahren bringt die Kunststoffindustrie die Thermoplaste in die gewünschte Form. Die Verfahren erhitzen die Kunststoffe für den Verformungsprozess. Nach dem Abkühlen behält das Objekt seine Form.
Die Kunststoffindustrie gehört zur chemischen Industrie. Die Branche nimmt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft in Deutschland ein. Sie erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von knapp 90 Milliarden Euro. Sechs Prozent der industriellen Produktion in der Bundesrepublik stammen aus dem vorgestellten Wirtschaftszweig. Die hergestellten Produkte und Lösungen der Kunststoffindustrie finden in zahlreichen anderen Zweigen der Industrie Verwendung. Als wichtige Abnehmer gelten der Maschinenbau, die Automobilindustrie, die Elektrotechnik, der Bausektor sowie die Verpackungsbranche. Des Weiteren besitzt der Kunststoff für Trinkwasser- und Nahrungsmittel einen hohen Stellenwert. Ohne Kunststoff wäre die Distribution der dazugehörigen Produkte nicht realisierbar. Aufgrund der großen Bedeutung des Kunststoffes gilt die Kunststoffindustrie unverändert als Wachstumsbranche.
Die Kunststoffbranche untergliedert sich in drei Teilsektoren:
➤ Kunststofferzeugung
➤ Verarbeitung des Kunststoffs
➤ Kunststoffmaschinenbau
Unternehmen aus dem Bereich der Kunststofferzeugung produzieren die Kunststoffe. Große Anteile des genannten Sektors entfallen auf international agierende, bekannte Konzerne. Die Herstellung erfolgt durch das Aneinanderreihen von Monomeren, wodurch Ketten entstehen. Die Branche unterscheidet zwei grundlegende Verfahren: die Stufen- sowie die Kettenpolymerisation. Die Stufenpolymerisation bildet die Polymere des Kunststoffs, indem die Monomere direkt untereinander reagieren. Dagegen baut die Kettenpolymerisation den Kunststoff schrittweise auf. Das Herstellverfahren beginnt mit einem Molekül und knüpft daran anschließend weitere Monomere an.
Die von den Konzernen hergestellten Kunststoffe gelangen anschließend zu Unternehmen, die in der Kunststoffverarbeitung tätig sind. Der Sektor verwendet bevorzugt das Urformverfahren. Während des Ablaufs der Verfahren herrschen Temperaturen von bis zu 430 Grad Celsius. Damit liegt die notwendige Hitze deutlich unter der Temperatur, die bei der Metallverarbeitung herrscht. Das geht für die verarbeitende Industrie mit einer Reihe von Vorteilen einher. Neben der geringeren notwendigen Energie eignen sich die Werkzeuge für den mehrfachen Gebrauch. Das erlaubt eine preiswerte Herstellung der Kunststoffe. Dennoch weisen die Verfahren Ähnlichkeiten zur Bearbeitung von Metallen auf, da sie auf Vorgehensweisen der älteren Metallindustrie beruhen. Die bekannten Vorgehensweisen passte die Kunststoffindustrie an die veränderten Rahmenbedingungen an. Dadurch ist der Druckguss der Metallindustrie mit dem in der Kunststoffbranche zum Einsatz kommenden Spritzgießen vergleichbar. Die in der Kunststoffverarbeitung verwendeten Verfahren benötigen darauf ausgerichtete Maschinen. Die Herstellung und Lieferung der erforderlichen Werkzeuge und Maschinen übernehmen Unternehmen aus dem Maschinenbau, die sich auf die Kunststoffindustrie spezialisiert haben.
Im direkten Vergleich der drei Teilsektoren der Kunststoffindustrie besitzt – bei einem Blick auf die Anzahl der Unternehmen – die Kunststoffverarbeitung die größten Branchenanteile. Über 2.800 Betriebe mit Sitz in Deutschland arbeiten im genannten Sektor. Dagegen fällt der Anteil von Kunststofferzeugung und Kunststoffmaschinenbau deutlich kleiner aus. Rund 200 Unternehmen entfallen auf die Erzeugung, 250 Betriebe auf den Maschinenbau. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Fokus auf die Beschäftigten. 27.000 Personen im Kunststoff- und Gummimaschinenbau und 37.000 Personen in der Kunststofferzeugung stehen knapp 300.000 Erwerbstätigen in der Kunststoffverarbeitung gegenüber. Bemerkenswert ist die Umsatzstatistik der Kunststoffindustrie. Während der Kunststoffmaschinenbau einen Umsatz von sieben Milliarden Euro erwirtschaftet, erzielt die Kunststoffverarbeitung 25 Milliarden Euro. Der Umsatz des verarbeitenden Kunststoffsektors beträgt über 55 Milliarden Euro.
Das in der Kunststoffbranche erzielbare Gehalt hängt von der Position und den Qualifikationen des jeweiligen Angestellten ab. Ein Konstrukteur in der Kunststoffindustrie verdient ungefähr zwischen 40.000 und 50.000 Euro jährlich. Dasselbe gilt für einen Produktionsleiter. Der Lohn von Ingenieuren mit dem Schwerpunkt Kunststoff schwankt. Er bewegt sich zwischen 45.000 und 80.000 Euro im Jahr. Mit höher gestellten Positionen, die mit leitenden Aufgaben einhergehen, steigt gleichermaßen das Gehalt in der Kunststoffbranche. Manager, die in Betrieben aus der vorgestellten Branche beschäftigt sind, verdienen im Jahr bis zu 100.000 Euro. Bei Geschäftsführern fällt der jährliche Lohn nochmals höher aus.