Wie verbreitet sich eine Krankheit und warum? Welche Gebiete sind besonders gefährdet und wie können Epidemien eingegrenzt werden? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich Epidemiologinnen und Epidemiologen. Vor allem die von ihnen durchgeführten Studien und die damit verbundenen Erkenntnisse sind wichtig für das gesamte Gesundheitssystem und Versorgungssystem.
Epidemiologinnen und Epidemiologen arbeiten eng mit anderen Berufsgruppen zusammen, beispielsweise mit Mathematikerinnen und Mathematikern oder Fachärztinnen und Fachärzten der Fachrichtungen Virologie sowie Mikrobiologie.
Die Hauptaufgabe eines Epidemiologen ist die Erhebung von Daten zu Krankheiten hinsichtlich ihrer Ursachen, ihres Verlauf sowie der gesundheitlichen Folgen für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Dazu versucht er im Rahmen seiner Arbeit, verschiedene Fragen zu beantworten: unter anderem, welche Faktoren die Entstehung und Verbreitung von Krankheiten beeinflussen, wieso bestimmte Gebiete besonders von Krankheiten wie Krebs betroffen sind oder welche Maßnahmen zur Eindämmung einer Epidemie ergriffen werden müssen. Um verlässliche Ergebnisse zu erhalten und allgemeine Aussagen treffen zu können, führt der Epidemiologe wissenschaftliche Studien durch. Zunächst konzipiert er diese, bestimmt das Ziel sowie die Art der Studie und benennt äußere und innere Faktoren, beispielsweise Umweltfaktoren oder genetische und soziale Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen können. Weiterhin muss der Epidemiologe Studienteilnehmer gewinnen, diese untersuchen und die gewonnen Daten erfassen. Meist werden die Probanden über einen längeren Zeitraum beobachtet und untersucht. Basierend auf seinen Erkenntnissen entwickelt der Epidemiologe Risikomodelle sowie neue Computerprogramme zur Planung, Durchführung und Auswertung der Ergebnisse. Meist veröffentlicht er seine Studie und die daraus gewonnen Informationen in entsprechenden Fachzeitschriften.
Zusätzlich erforscht der Epidemiologe Möglichkeiten zur Prävention von Epidemien und beurteilt die Qualität des Gesundheitswesens. Häufig wird er auch in dem Gebiet eines Krankheitsausbruchs vor Ort tätig und unterstützt die Ärzte beim Kampf gegen die jeweilige Epidemie, leistet Hilfestellung bei der Projektplanung sowie Projektdurchführung und klärt die Bevölkerung auf. Vor allem in langfristige Projekte wie die Bekämpfung von Aids oder der Cholera ist in der Regel ein Epidemiologe involviert. In besonders gefährdeten Gebieten hilft er beim Aufbau von Frühwarnsystemen und arbeitet in politischen Gremien mit. Auch in der Forschung ist ein Epidemiologe aktiv tätig, hält Vorlesungen an Hochschulen und gibt Seminare.
Eine Epidemiologin findet in der Regel eine Anstellung an einer Hochschule, einem medizinischen Forschungsinstitut oder in einem Krankenhaus. Aber auch eine Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung, beispielsweise in einem Gesundheitsamt, oder in der Pharmaindustrie ist eine Möglichkeit.
Um die Tätigkeit des Epidemiologen ergreifen zu können, ist ein abgeschlossenes Studium in Epidemiologie oder Gesundheitswissenschaften, Public Health notwendig. Eine weitere Möglichkeit zum Berufseinstieg ist eine Weiterbildung nach dem grundständigen Studium der Epidemiologie. In Frage kommen hier die Weiterbildungen zum Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie oder der Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen.
Für Führungspositionen oder spezialisierte Aufgaben kann eine Promotion oder Habilitation verlangt werden. Ebenfalls notwendig wird dies, sollte der Epidemiologe eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Hochschule oder den Professorentitel anstreben.
Engagement und Verantwortungsbewusstsein sind Grundvoraussetzungen, um diesem Beruf zu ergreifen. Aber auch eine sorgfältige und selbstständige Arbeitsweise sowie Teamfähigkeit sind wichtige Eigenschaften einer Epidemiologin. Da eine der Hauptaufgaben in diesem Beruf aus der Konzipierung und Durchführung von Studien besteht, sollte die Epidemiologin einen sicheren Umgang mit Zahlen vorweisen und Kenntnisse in Statistik mitbringen.