In den letzten Jahren hat sich eine neue Beschäftigtengruppe in den psychiatrischen Einrichtungen gebildet. Der Genesungsbegleiter bzw. die Genesungsbegleiterin leidet selber an einer psychischen Erkrankung oder hat diese bereits überwunden und betreut – nach Absolvierung einer entsprechenden Schulung –psychisch kranke Patienten. Er bzw. sie stellt eine Unterstützung dar, unter anderem bei der Tagesgestaltung, dem Behandlungsablauf und der beruflichen Rehabilitation.
Eine weitere Berufsbezeichnung ist Peer-Begleiter bzw. Peer-Begleiterin. Wer das entsprechende Qualifizierungsprogramm durchlaufen hat, wird auch als Ex-In-Genesungsbegleiter bzw. Ex-In-Genesungsbegleiterin bezeichnet.
Die Aufgaben eines Genesungsbegleiters sind vielfältig, die Wichtigsten können in fünf Teilgebiete untergliedert werden:
Der Genesungsbegleiter hilft beim Einkaufen, dem Umgang mit Geld sowie der richtigen Ernährung. Da viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung lange Zeit keinen geregelten Wochenrhythmus kannten, unterstützt der Genesungsbegleiter auch bei der Strukturierung der Woche und beim Finden oder Erhalten sozialer Kontakte.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Genesungsbegleiters ist die die Gestaltung des Tagesablaufs. Vor allem in der stationären Betreuung bietet er Einzel- und Gruppenaktivitäten an mit dem Ziel, den Tag zu strukturieren sowie die Kontaktfindung und Geselligkeit der Patienten zu fördern.
Die psychische Erkrankung ist oftmals die Ursache für den Jobverlust vieler Betroffener. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe des Genesungsbegleiters, den Patienten auf dem Weg in eine berufliche Normalität zu begleiten und beratend zur Seite zu stehen. Er unterstützt bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz sowie bei Bewerbungsprozessen und fördert die Motivation.
Da der Genesungsbegleiter selber Erfahrungen mit einer psychischen Erkrankung gemacht hat, bringt er diese Kenntnisse ein, um Konflikte und Krisensituationen richtig einzuschätzen. Außerdem geht er deeskalierend auf die Patienten ein und die klärt die Angehörigen auf.
Gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften und den behandelten Ärzten arbeitet der Genesungsbegleiter einen Behandlungsplan sowie die passende Betreuung für die einzelnen Patienten aus. Er dokumentiert außerdem den Betreuungsverlauf sorgfältig und gibt die Informationen an den Rest des behandelnden Teams weiter.
Überall dort, wo Menschen mit psychischen Schwierigkeiten begleitet und unterstützt werden, findet die Genesungsbegleiterin eine Anstellung. Dazu zählen unter anderem:
Immer mehr Psychiatrien und andere Einrichtungen beschäftigen Genesungsbegleiter. Aus diesem Grund sind diese mittlerweile nicht mehr ehrenamtlich tätig, sondern durchlaufen ein spezielles Ausbildungsprogramm (EX-IN kurz für Experienced Involvement), welches ein Angebot für Psychiatrie-Erfahrene darstellt. Je nach Anbieter kann die Dauer des Kurses variieren. Die Bewerber haben sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe, da die vorherige Tätigkeit kaum eine Rolle spielt. Nach der abgeschlossenen Ausbildung ist es dem Teilnehmer erlaubt, als Genesungsbegleiter in entsprechenden Einrichtungen zu arbeiten. Er ist jedoch dazu aufgefordert, regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen.
Jede Genesungsbegleiterin muss eigene Erfahrungen mit einer psychischen Erkrankung und einem Aufenthalt in einer entsprechenden Einrichtung mitbringen. Gleichzeitig muss sie selber psychisch stabil sein und die Fähigkeit besitzen, eigene Erfahrungen zu reflektieren. Wichtige Eigenschaften sind außerdem Teamfähigkeit, Einfühlsamkeit und Kommunikationsfähigkeit sowie eine positive Ausstrahlung und die Freude an der Arbeit mit Menschen. Da diese Tätigkeit ein verhältnismäßig neues Berufsbild ist, sollte die Genesungsbegleiterin außerdem stets offen für Neues sein und die Bereitschaft mitbringen, sich laufend weiterzubilden.