Psychiater und Psychiaterinnen bzw. Fachärzte und Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie behandeln nach einem ganzheitlichen Ansatz psychische Erkrankungen. Psychiatrie ist eng verbunden mit den Bereichen Psychotherapie, Psychologie und Neurologie, wobei Psychologen ohne ärztliche Ausbildung keine Medikamente verschreiben dürfen und Neurologen in der Regel vordergründig mit den körperlichen Störungen des Nervensystems beschäftigt sind und nicht wie Psychiater mit der psychischen Gesundheit. Während Psychiater von ihren Patienten häufig nur einmal im Quartal aufgesucht werden, um ihre Medikamente einzustellen, therapieren Psychotherapeuten ihre Patienten in kürzeren regelmäßigen Abständen.
Psychiater sind für die ärztliche Behandlung von psychischen, psychosomatischen, entwicklungsbedingten und neurologischen Krankheiten zuständig. Beispiele solcher Erkrankungen sind Psychosen, Demenz, Depressionen, Schizophrenie und verschiedene Abhängigkeiten (zum Beispiel von Drogen, Alkohol oder Medikamenten).
Zunächst stellt ein Psychiater durch die Anamnese das Befinden und gegebenenfalls Vorerkrankungen seines Patienten fest. Im Gespräch stellt der Arzt gezielt Fragen, die unter anderem die Stimmung, das Gefühlsleben, die Denkweise, die geistige Leistung und mögliche körperliche Beschwerden des Patienten betreffen. Um eine Diagnose stellen zu können, führt er anschließend gegebenenfalls ergänzend verschiedene neurologische und psychologische Tests durch. Führen das Gespräch und die Tests zur Feststellung einer Krankheit, stellt der Psychiater einen Behandlungs- bzw. Therapieplan auf. Dieser kann zum Beispiel eine Gesprächs- sowie Verhaltenstherapie oder auch eine medikamentöse Behandlung umfassen. Im Prozess der Diagnose und Therapie wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, da körperliche Krankheiten beispielsweise auch zu psychischen Erkrankungen führen können. Daher erfolgt stets eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen.
In der forensischen Psychiatrie werden vor allem psychisch kranke Straftäter behandelt und bzgl. ihrer Schuldfähigkeit untersucht. Auch Zeugen, die in Strafermittlungen involviert sind, werden begutachtet, um ihre Glaubwürdigkeit festzustellen.
Psychiater können außerdem als Psychotherapeuten tätig sein. Nachdem ein Antrag bei der Krankenkasse gestellt wurde, behandeln sie ihre Patienten regelmäßig – meist einmal pro Woche – über einen längeren Zeitraum. Psychotherapeuten behandeln psychische Krankheiten mittels gezielten Gesprächstherapien und speziellen Übungen und nicht mit Medikamenten.
Neben den medizinischen Tätigkeiten übernehmen Psychiater außerdem organisatorische und verwaltende Aufgaben. So dokumentieren sie die Behandlung ihrer Patienten, erstellen Gutachten und kontrollieren die Leistungsabrechnung.
Darüber hinaus können Psychiater auch für die Ausbildung angehender Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und des Pflege- und Assistenzpersonals zuständig sein. An Universitätskliniken beteiligen Psychiater sich an der Forschung und halten gegebenenfalls Vorlesungen, geben Seminare und prüfen die Studierenden.
Psychiater finden in Krankenhäusern und Hochschulkliniken Anstellung. Hier sind unregelmäßige Arbeitszeiten und das Arbeiten in Not-, Schicht- und Bereitschaftsdiensten üblich. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, die entweder angestellt oder selbstständig in einer Praxis tätig sind, arbeiten seltener im Not- und Nachtdienst.
An Universitätskliniken können Psychiater in der medizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Meist wird hierfür eine Promotion oder Habilitation vorausgesetzt.
Um als Psychiaterin praktizieren zu dürfen, muss die fünfjährige Weiterbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapieabsolviert werden, die durch die zuständige Landesärztekammer geregelt wird. Die Zulassung zu dieser Weiterbildung erfordert die ärztliche Approbation bzw. die Erlaubnis, den ärztlichen Beruf auszuüben. Eine Psychiaterin muss weiterhin als Fachärztin von der Landesärztekammer anerkannt sein.
Psychotherapeutinnen benötigen darüber hinaus eine therapeutische Zusatzausbildung, um ihren Beruf ausüben zu können.
Die Versorgung der psychischen Gesundheit stellt eine sehr hohe Verantwortung dar, weshalb eine sorgfältige und präzise Arbeitsweise essentiell ist. Eine Psychiaterin muss außerdem über ein besonders hohes Einfühlungsvermögen verfügen, um empathisch auf die Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen eingehen zu können. Oft werden Psychiaterinnen mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert. Dies darf sie jedoch nicht in ihrer Arbeit beeinflussen. Sie müssen demnach eine hohe psychische Belastbarkeit mitbringen. In der Zusammenarbeit mit Patienten und dem restlichen medizinischen Team sind darüber hinaus ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten gefordert.