Schon hinter kleinen Beschwerden wie alltäglichen Kopfschmerzen kann sich ein komplexes Krankheitsbild verbergen, welches einen vielschichtigen Behandlungsplan erfordert. Damit eine derartige Menge an Daten korrekt und übersichtlich in Patientenakten übertragen werden kann, hat sich in den letzten Jahren der Beruf der Kodierfachkraft (KFK) entwickelt, welche Diagnose- und Therapieinformationen in transparente und vergleichbare Codes überführt.
Andere Berufsbezeichnungen sind Medizinische Kodierfachkraft und Klinische Kodierfachkraft. Häufig wird auch die Bezeichnung Medizinischer Dokumentationsassistent bzw. Medizinische Dokumentationsassistentin synonym verwendet, deren Aufgaben sich teilweise überschneiden.
Sobald eine Diagnose gestellt wurde, notiert der zuständige Arzt alle Informationen in Stichpunkten oder ausformulierter Form; gleiches gilt für den weiteren Krankheitsverlauf sowie alle eingeleiteten Behandlungsschritte. Jene Daten eignen sich in dieser Gestalt jedoch nicht für eine maschinelle Weiterverarbeitung – daher ist eine Umwandlung von Prosa- in Codeform essentiell. Das ermöglicht statistische Auswertungen und Analysen, aber auch die automatisierte Erstellung von Abrechnungen.
Lange Zeit wurde diese Aufgabe von Ärzten übernommen: Aufgrund des großen zeitlichen Aufwandes sowie anwachsenden fachlichen Voraussetzungen stellte sich dies jedoch nicht als gangbare langfristige Lösung heraus, weswegen sich das Berufsbild der Kodierfachkraft herausbildete, welche nun einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung des ärztlichen Personals leistet. Infolgedessen kann die Tätigkeit der Kodierfachkraft durchaus als Zukunftsberuf bezeichnet werden, die einen ansteigenden Dokumentationsbedarf abdeckt.
Im Zentrum steht das G-DRG-System (German Diagnosis Related Groups), ein pauschalisiertes Vergütungssystem für Krankenhausleistungen. Hierdurch können Leistungen in einer stationären medizinischen Einrichtung einem festen Entgelt zugewiesen werden, indem Patientendaten, Haupt- und Nebendiagnose sowie eingesetzte Behandlungsverfahren und Medikamente kategorisiert werden. Weiterhin spielen das ICD-System (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) zur Klassifizierung von Diagnosen sowie der OPS (Operationen- und Prozedurenschlüssel) zur Ordnung von operationellen Prozeduren eine entscheidende Rolle.
Weitere Aufgaben einer Kodierfachkraft sind etwa:
Eine Kodierfachkraft arbeitet meist in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder sonstigen medizinischen Einrichtungen. Hierbei ist sie üblicherweise in die Abteilung Medizincontrolling eingebunden. Darüber hinaus ist eine Tätigkeit bei Krankenkassen und Versicherungen sowie in externen, auf klinische Kodierung spezialisierten Dienstleistungsunternehmen möglich.
Der Beruf ist nicht gesetzlich geschützt, d. h. es existiert kein staatlich geregelter Weg zur Kodierfachkraft. Auch wenn dies nicht verpflichtend ist, so stellt eine Ausbildung im medizinischen oder pflegerischen Bereich jedoch in der Regel eine gute Basis dar, z. B. zum Medizinisch-technischen Assistenten (MTA), zum Medizinischen Fachangestellten (MFA) oder zur Pflegefachkraft.
Anschließend wird dann eine spezialisierte Weiterbildung zur Kodierfachkraft absolviert: Diese wird mittlerweile von zahlreichen Instituten und Einrichtungen angeboten. Die Dauer variiert je nach bereits vorhandenen Kenntnissen; während Kompaktkurse nur einige Tage in Anspruch nehmen, können sich berufsbegleitende Qualifikationsmaßnahmen über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr erstrecken. Wenn keine weitreichenden Vorerfahrungen vorliegen, sollte eine angehende Kodierfachkraft allerdings mit einem Aufwand von mindestens einigen Monaten rechnen, da der nötige Wissensschatz in kürzerer Zeit kaum seriös zu vermitteln ist.
Da sich die relevanten Regelwerke ständig ändern, teilweise gar im Jahrestakt, muss eine Kodierfachkraft zusätzlich die Bereitschaft für stetige Fortbildungen mitbringen, um das eigene Fachwissen aktuell zu halten.
Neben umfangreichen Fachkenntnissen zu Fallkodierungen, Abrechnungssystematiken sowie sämtlichen Regularien und Richtlinien sollte eine Kodierfachkraft grundlegendes Wissen zu allgemeiner Sozialversicherung und Krankenhausfinanzierung mitbringen. Da es sich bei dem Beruf um eine Querschnittstätigkeit handelt, sind Team- und Kommunikationsfähigkeiten unabdingbar.
Nichtsdestotrotz sollte sich eine Kodierfachkraft darüber im Klaren sein, dass kein direkter Patientenkontakt besteht, weswegen Interesse und Begeisterung für administrative Aufgaben wichtig sind. Aufgrund der Vielzahl an komplexen Vorschriften, welche bei der Kodierung eingehalten werden müssen, ist es ebenso von hoher Bedeutung, mit größter Genauigkeit zu arbeiten.