Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosengeld – Begriffe mit denen sich ein Sozialjurist bzw. eine Sozialjuristin täglich auseinandersetzt. Sie werden meist von Menschen mit existenziellen Lebensproblematiken aufgesucht, die rechtliche Unterstützung in Notlagen benötigen. Die Zahl der Sozialjuristinnen und Sozialjuristen in Deutschland steigt, da immer mehr Bürger vor Standardrisiken wie Arbeitslosigkeit, Unfällen oder Einkommensminderungen bewahrt werden müssen.
Sozialjuristinnen und Sozialjuristen werden auch Fachanwälte und Fachanwältinnen für Sozialrecht genannt. Sie besitzen spezielle Kenntnisse im Rechtsgebiet ihrer Fachanwaltsbezeichnung und vertreten ihre Mandanten und deren Interessen in sozialrechtlichen Angelegenheiten gerichtlich sowie außergerichtlich. Neben dem Sozialrecht können Fachanwältinnen und Fachanwälte auch in anderen Bereichen tätig sein, beispielsweise existieren Fachanwälte für Familienrecht, Fachanwältinnen für Arbeitsrecht und Fachanwälte für Medizinrecht.
Ein Sozialjurist unterstützt seinen Mandanten in allen sozialrechtlichen Belangen, vornehmlich bei Problematiken, die mit Sozialleistungen und Sozialhilfen von staatlichen Leistungsträgern zusammenhängen. Er berät seine Klienten, gibt Tipps zum Ausfüllen der verschiedenen Anträge und setzt Ansprüche vor verschiedenen Ämtern durch. Im Fokus stehen hier meist Forderungen an die Jobcenter, die Agentur für Arbeit, das Sozialamt oder Versicherungsunternehmen. Ein Fachanwalt für Sozialrecht wird beispielsweise zurate gezogen, wenn ein Antrag auf Arbeitslosengeld abgelehnt wird, Kindergeld oder Wohngeld nicht gezahlt wird und eine Abfindung infolge einer Kündigung verweigert wird. Hier besteht eine Überschneidung mit dem Arbeitsrecht. Ein Sozialjurist hat die Aufgabe, seinen Mandanten in sozialrechtlichen Angelegenheiten zu beraten, den geschilderten Sachverhalt zu prüfen und festzustellen, ob die Wünsche und Forderungen seines Klienten rechtlich durchsetzbar sind.
Ein Sozialjurist vertritt seine Mandanten auch vor Gericht, in diesem Fall vor einem Sozialgericht. Er bereitet jede Gerichtsverhandlung sorgfältig vor, sichtet die Akten und verhandelt mit Gerichtsgegnern, wobei er bei jedem individuellen Fall darauf achtet, dass der Ausgang des Verfahrens möglichst positiv für seinen Mandanten ausfällt. Er vertritt seine Klienten jedoch nicht nur vor Gericht, sondern berät auch außergerichtlich bei sozialrechtlichen Konflikten und begleitet sie zu Terminen bei Behörden oder Privatpersonen. Nach einem Prozess handelt er mit seinem Mandanten das Honorar aus und wickelt sonstige vertragliche Angelegenheiten ab.
Ein Sozialjurist findet in der Regel eine Beschäftigung in einer Anwaltskanzlei. Aber auch die Eröffnung einer eigenen Kanzlei, die auf sozialrechtliche Angelegenheiten spezialisiert ist, und somit der Schritt in die Selbstständigkeit ist eine Möglichkeit.
Der Zugang zur Tätigkeit der Sozialjuristin ist reglementiert. Am Anfang steht das Studium der Rechtswissenschaften, welches in der Regel neun Semester dauert und mit dem ersten Staatsexamen beendet wird. Darauf folgt das Rechtsreferendariat, während dem die angehende Sozialjuristin Praxiserfahrung im Gerichtssaal sammeln kann. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Fachanwaltstitel ist das zweite Staatsexamen. Nach erfolgreichem Bestehen ist die Anwältin nun offiziell Volljuristin.
Sozialjuristin ist eine Weiterbildung nach dem Studium. Die Rechtsanwaltskammer hat die Befugnis, gemäß der Fachanwaltsverordnung (FAO), unter Berücksichtigung einiger Voraussetzungen, diesen Titel zu verleihen. Die angehende Fachanwältin für Sozialrecht muss eine mindestens dreijährige anwaltliche Zulassunghaben und innerhalb der letzten sechs Jahre in diesem Beruf tätig gewesen sein. Außerdem muss sie einen Fachanwaltslehrgang besuchen, dessen Dauer je nach Anbieter und Region variieren kann. Zusätzlich muss sie ausreichend praktische Erfahrung in der Bearbeitung von sozialrechtlichen Fällen aufweisen können. Erfüllt sie diese Voraussetzungen, darf sie sich nach der abgeschlossenen Weiterbildung Fachanwältin für Sozialrecht bzw. Sozialjuristin nennen.
Da der Job einer Sozialjuristin an den Nerven zerren kann, sollte sie äußerst belastbar und stressresistentsein. Auch Durchsetzungsvermögen sowie eine engagierte und lösungsorientierte Arbeitsweise sind wichtige Eigenschaften einer Sozialjuristin. Außerdem sollte sie eine schnelle Auffassungsgabe und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit besitzen.