Sozialwissenschaftler bzw. Sozialwissenschaftlerinnen sind Experten für die Strukturen und die Entwicklung des sozialen Zusammenlebens. Überall, wo die Gesellschaft erforscht, analysiert oder verbessert werden soll, kommen sie zum Einsatz. Die Aufgabenbereiche in der Sozialwissenschaft sind daher äußerst vielfältig, weshalb Sozialwissenschaftler sich meist auf die Tätigkeit in einer bestimmten Branche spezialisieren.
Große Überschneidungen mit dem Beruf des Sozialwissenschaftlers haben die Berufe des Soziologen, der Marktforscherin, des Demografen, der Bildungsforscherin und des Politologen. Außerdem gehören Genderwissenschaftlerin und Genderwissenschaftler zu den Sozialwissenschaftlern. Sie analysieren Geschlechterrollen in unterschiedlichen Epochen, Kulturen und Kontexten. In Deutschland gibt es seit einigen Jahren den Studiengang Gender Studies.
Einen großen Teil der Arbeit einer Sozialwissenschaftlerin macht die Datenanalyse aus. Darunter fällt zum Beispiel die Auswertung von eigens erstellten Fragebögen zur statistischen Erfassung des Konsumverhaltens oder des Wahlverhaltens der Bevölkerung. Nach der Analyse kann die Sozialwissenschaftlerin den Auftraggebern mitteilen, welche Produkte von den Käufern erwünscht sind, wie die politische Stimmung unter den Wählern ist oder welche Radiobeiträge oder Fernsehshows unter der Bevölkerung besonders beliebt sind. Die Marktforschung und Meinungsforschung sind somit wichtige Aufgabengebiete einer Sozialwissenschaftlerin.
Gelegentlich verfassen Sozialwissenschaftlerinnen sogar selbst Artikel, Reportagen oder Texte für Pressemitteilungen und übernehmen Aufgaben in der Redaktion. Zudem können sie in Zusammenarbeit mit Autoren und Autorinnen auf die Veröffentlichung eines Buches hinarbeiten, indem sie das Manuskript prüfen und gegebenenfalls überarbeiten.
Auch die Tätigkeit als Unternehmensberaterin in der Personalabteilung eines Unternehmens ist für Sozialwissenschaftlerinnen möglich. Dort sind sie für die Optimierung der Betriebsprozesse zuständig, wofür sie die aktuelle Unternehmensstruktur analysieren, bewerten und daraufhin bestimmte Schritte zur Verbesserung einleiten. Sie veranlassen beispielsweise die Neueinstellung von Personal oder ordnen die Weiterbildung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an.
Zudem können Sozialwissenschaftlerinnen im Bereich der Lehre tätig werden. Sie organisieren dann Angebote für politische Bildung in der Erwachsenenbildung und führen gelegentlich selbst Seminare durch. An Universitäten unterrichten sie als Dozentinnen die Studierenden und unterstützen sie beim Verfassen von Hausarbeiten. Als Wissenschaftlerinnen forschen sie meist in Zusammenarbeit mit Experten für Recht, Wirtschaft, Psychologie oder Statistik an gemeinsamen Forschungsprojekten und veröffentlichen ihre Ergebnisse anschließend in Fachpublikationen.
Die Analysefähigkeit von Sozialwissenschaftlern ist gefragt, wenn Unternehmen das Konsumverhalten der Käufer ermitteln wollen, weshalb Institute für Markt- und Meinungsforschung bedeutende Arbeitgeber von Sozialwissenschaftlern sind. Aber auch politische Parteien haben ein Interesse an der Meinung und dem Verhalten ihrer Wähler und stellen somit eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit dar. Dazu kommen Unternehmen der Medienbranche wie Fernsehen oder Hörfunk. Bei Verlagen, Zeitungen oder Zeitschriften finden Sozialwissenschaftler eine Beschäftigungsmöglichkeit in der Redaktion. Außerdem arbeiten sie für Werbeagenturen oder PR-Agenturen.
Die Arbeit einer Sozialwissenschaftlerin ist auch im Sozialwesen gefragt, beispielsweise bei Sozialämtern, Jugendämtern oder Gesundheitsämtern. Für Sozialwissenschaftler, die im Bereich der Bildung tätig sind, kommen vor allem Universitäten oder Einrichtungen der Erwachsenenbildung als Arbeitgeber infrage. Wenn sich Sozialwissenschaftler selbstständig machen möchten, gründen sie beispielsweise eine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit oder ein Unternehmen für Personalberatung.
Der Beruf eines Sozialwissenschaftlers ist nicht offiziell reglementiert. Die Voraussetzung ist ein Studium der Sozialwissenschaften. Ein Sozialwissenschaftler erwirbt während des grundständigen Studiums unter anderem Kenntnisse in folgenden Bereichen:
Im Masterstudium werden die Themen vertieft und es besteht die Möglichkeit zur Spezialisierung. Ein weiterführendes Studium ist meist auch die Voraussetzung für Führungspositionen und kann in folgenden Studiengängen abgeschlossen werden:
Anpassungsweiterbildungen sind für Sozialwissenschaftler in folgenden Bereichen denkbar:
Für Tätigkeiten in der Wissenschaft wird häufig die Promotion oder sogar die Habilitation gefordert.
Die Arbeit als Sozialwissenschaftlerin erfordert viel Sorgfalt, denn häufig müssen zahlreiche Daten analysiert werden, deren Erfassung sich über Jahre hinweg erstrecken kann. Daher sind auch Durchhaltevermögen und Geduld wichtige Eigenschaften einer Sozialwissenschaftlerin. Bei der Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlerinnen ist Kommunikationsfähigkeit gefragt. Häufig schafft die Arbeit einer Sozialwissenschaftlerin die Grundlage wichtiger Entscheidungen in einem Unternehmen oder einer politischen Partei. Sozialwissenschaftlerinnen sind sich stets ihrer großen Verantwortung bewusst.