Underwriter bzw. Underwriterinnen erstellen für eine Versicherung (Erst- oder Rückversicherer) eine Risikoeinschätzung. Dazu gehören die Analyse, die Beurteilung und die Gestaltung von Versicherungsprogrammen und -verträgen sowie von Quotierungssystemen für Versicherungsunternehmen. Sie sind im Bereich der Spezialversicherungen tätig, die, im Gegensatz zu Privatversicherungen, meist nicht zum Standardgeschäft gehören und damit keinen festen Tarifen unterliegen.
Der Fokus einer Underwriterin ist auf Risiken gerichtet. Dafür betrachtet sie die Risikoprofile der Versicherungsnehmer, die sie entweder selbst ausgearbeitet hat oder über einen Versicherungsmakler erhält, und erstellt daraufhin eine Risikobewertung. Dabei analysiert und bewertet sie Schadensszenarien, antizipiert nicht nur Risiken, sondern behält auch Produkt- und Branchenstrategien sowie den technologischen Fortschritt im Auge. Die Analyse kann eine Inspektion des zu versichernden Objekts, entweder persönlich oder durch einen beauftragten Gutachter, beinhalten. Die letztendliche Bewertung liefert die Grundlage für die Tarifisierung des Risikos, mit der Underwriterinnen Versicherungsbedingungen und einen Vertragsentwurf erstellen, für den Kunden ein Angebot ausarbeiten und ihm dieses vorlegen können. Kommt es zum Abschluss des Vertrags, für deren Verhandlung sie während des Entstehungsprozesses verantwortlich ist, dokumentiert die Underwriterin diesen abschließend.
Die Kernaufgabe der Risikoanalyse und -prüfung mit dem Ziel einer Beurteilung, Tarifizierung und Kalkulation der Versicherungsprämie beinhaltet:
Kundenakquise und die Schulung von Innen- und Außendienstmitarbeitern können ebenfalls in ihren Verantwortungsbereich fallen. Darüber hinaus gehören die Verwaltung und Betreuung von bestehenden Kundenverträgen sowie die Abwicklung innerbetrieblicher administrativer Vorgänge zu den Aufgaben einer Underwriterin.
Underwriter finden vor allem bei Versicherern und Rückversicherern Arbeit, einige Jahre Berufserfahrung werden auch hier zumeist vorausgesetzt. Zu ihren Arbeitgeber gehören z. B. Kranken-, Schaden- oder auch Lebensversicherungen. Dabei sind sie allerdings nicht im Privatkundengeschäft tätig, das wie erwähnt stark standardisiert ist und in dem selten von Underwriting gesprochen wird. Auch wenn im Privatkundengeschäft derselbe Vorgang stattfindet, werden die Aufgaben eines Underwriters hier vom jeweiligen Sachbearbeiter ausgeführt.
Underwriter sind besonders in Geschäften mit allgemeinen Groß- oder Industrierisiken zu finden und können, je nach Aufgaben- und Wirkungsbereich des jeweiligen Unternehmens, sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene arbeiten. Letzteres erfordert verhandlungssichere Englischkenntnisse. Underwriter, die bei Rückversicherungsgesellschaften oder in der Industrie eingesetzt werden, können Spezialisten aus anderen Gebieten sein. Es kann sich dabei bspw. um Juristen, Ingenieure oder Geologen handeln.
Underwriter ist eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung im Versicherungswesen. Grundlage kann ein Ausbildungsberuf in der Versicherungsbranche oder im kaufmännischen Bereich sein, genau wie ein erfolgreich abgeschlossenes Studium in unterschiedlichen Fachbereichen wie bspw. Jura oder BWL. Oft bilden sich allerdings auch Experten aus anderen Wirtschafts- und Fachbereichen wie Geologie, Finanz- und Wirtschaftsmathematik oder Risikomanagement zum Underwriter weiter. Dabei bringen sie die gefragte Expertise ihrer jeweiligen Disziplin ein.
Die Weiterbildung erfolgt meist berufsbegleitend, wasdie zentrale Qualität eines Underwriters verdeutlicht: Erfahrung. Zum Teil kann die Weiterbildung erst mit fünf Jahren relevanter Berufserfahrung angestrebt werden (drei Jahre bei einer abgeschlossenen Ausbildung als Versicherungskaufmann/-frau oder als Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen und ein Jahr bei einem Abschluss als geprüfte/-r Fachwirt/-in für Versicherungen und Finanzen).