Versicherungsmathematiker bzw. Versicherungsmathematikerinnen haben die mathematische Modellierung und statistische Einschätzung von versicherten Risiken sowie die Berechnung benötigter Preise zur Übernahme dieser Risiken zur Aufgabe. Risikomanagement, Bilanzstrukturmanagement und Controlling fallen genauso in ihr Tätigkeitsfeld wie die Kalkulation der benötigten Eigenmittelausstellung und der versicherungstechnischen Rückstellungen.
Die Versicherungsmathematikerin ist Expertin für Versicherungsmathematik. Sie ist im Feld der angewandten Mathematik tätig, die ein wesentliches Anwendungsgebiet der Statistik und Stochastik (Wahrscheinlichkeitstheorie) darstellt. Dabei dreht es sich um die Sammlung, Analyse, Interpretation und Präsentation von Daten. Um die in Versicherungsverträgen enthaltenen Finanzrisiken darstellen zu können, nutzen Versicherungsmathematikerinnen auch Methoden aus der Finanzmathematik. Zu den Teilgebieten der Versicherungsmathematik gehören:
Versicherungsmathematikerinnen erstellen auf der Basis von Simulationen mathematische Modelle (darunter bspw. Risikomodelle) für die Bewertung von Risiken. Die Ermittlung von Zielgrößen für die Zukunft steht im Fokus. Hierbei werden vergangenheitsbezogene Daten aus Beobachtungen und Analysen ausgewertet und herangezogen, die versicherungstechnische Ergebnisse generieren sollen. Aus diesen Ergebnissen sollen Rückschlüsse gezogen werden, um damit zukünftige Ereignisse zu prognostizieren.
Nicht nur die Herleitung von Kalkulationsgrundlagen für die Bestimmung von Prämien oder versicherungstechnischen Rückstellungen gehört zu den Aufgaben einer Versicherungsmathematikerin, sondern auch die Verteilung von entstandenen Überschüssen. Neben der Entwicklung von Versicherungsprodukten (z. B. neue Tarife bzw. Tarifsysteme) fallen ebenfalls die Berechnung von Kapitalanlagensteuerung, Kapitalanlagerisiken, die Risikosteuerung von Versicherungen (z. B. Stresstests) oder die Bewertung von Versicherungsbeständen in ihren Aufgabenbereich.
Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Versicherungsmathematiker sind vielfältig. Sie können sich mit Lehrtätigkeiten an Hochschulen und Universitäten, wissenschaftlicher Forschung, Risikoanalyse und -management, sowie Versicherungs- und Finanzdienstleistungen befassen. Dementsprechend finden sie Arbeit in:
Die Grundlage für die Tätigkeit des Versicherungsmathematikers bildet eine abgeschlossene mathematische Ausbildung. Diese definiert sich über ein erfolgreich beendetes Studium mit einem mathematischen Schwerpunkt an einer Hochschule oder Universität. Dabei kann es sich um ein abgeschlossenes Mathematikstudium (wie z. B. Versicherungs- oder Wirtschaftsmathematik) oder auch um einen erfolgreich erlangten akademischen Abschluss in verwandten Fächern wie bspw. Physik, Informatik oder Wirtschaftswissenschaften handeln, solange sie einen mathematisch-analytischen Schwerpunkt aufweisen. Ein betriebswirtschaftliches Verständnis gehört zu den Grundvoraussetzungen für einen angehenden Versicherungsmathematiker. Auch wenn der Grad des benötigten Abschlusses (Bachelor, Master, Diplom, Doktor) selten spezifiziert wird, bieten diverse Universitäten Masterprogramme mit dem Titel „Finanz- und Versicherungsmathematik“ an. Der Zugang zu einem Bachelorstudium ist mit einer (Fach-)Hochschulreife und ggf. einem bestandenen fakultätsgebundenen Eignungstest zu erlangen. Die Zulassung zu einem Masterstudium erhält man mit einem erfolgreich abgeschlossenen Bachelor in Mathematik, Wirtschaftsmathematik oder einem vergleichbaren Hochschulabschluss, der die fachliche wie sprachliche Eignung verifiziert. Die Zulassungsvoraussetzungen sowohl für ein Bachelor- als auch für ein Masterstudium hängen von der jeweiligen Universität oder Hochschule ab und können z. B. eine Zulassungsbeschränkung (NC) beinhalten.
Beschäftigt man sich mit dem Beruf des Versicherungsmathematikers, stolpert man vielfach über die Bezeichnung Aktuar. Aktuar wird häufig synonym für Versicherungsmathematiker verwendet. Im Gegensatz zu einem Versicherungsmathematiker besitzen Aktuare allerdings umfassende Kenntnisse des Versicherungswesens, die über die reine Versicherungsmathematik hinausgehen. Es handelt sich jedoch um kein geschlossenes Berufsbild und keine geschützte Berufsbezeichnung. Mathematiker wie auch Physiker oder Wirtschaftswissenschaftler, die sich Aktuar DAV nennen möchten, müssen von der Deutschen Aktuarsvereinigung (DAV e.V.) zu einer vorgeschriebenen Ausbildung zugelassen werden und diese erfolgreich absolvieren und beenden.