Der demografische Wandel und der Hausärztemangel stellen die bestehenden Versorgungsstrukturen zunehmend vor große Herausforderungen. Versorgungsassistenten und Versorgungsassistentinnen sind medizinische Fachangestellte (MFA), die durch den Besitz einer Spezialisierungsqualifikation dazu befähigt sind, delegationsfähige Leistungen in der ambulanten Praxis zu übernehmen. Auf diese Weise unterstützen und entlasten sie Hausärzte und Fachärzte und -ärztinnen.
Versorgungsassistenten und Versorgungsassistentinnen können als entlastende Versorgungsassistentin (EVA) oder als Versorgungsassistent in der Hausarztpraxis (VERAH) qualifiziert sein, wobei die Bezeichnung EVA mit der sogenannten NäPa (nichtärztliche Praxisassistentin) gleichzusetzen ist. Dabei unterscheiden sie sich von der AGnES-Fachkraft (arztentlastende, gemeindenahe, e-health-geschützte, systematische Intervention), die mit einer Fortbildungsmaßnahme verbunden ist, welche hauptsächlich Pflegekräfte wahrnehmen.
Die Versorgungsassistentin steht während ihrem Arbeitsalltag in ständiger Absprache mit der Hausärztin bzw. Fachärztin, da ihr unter anderem delegierende Aufgaben übertragen werden – Diese bezeichnen Leistungen, die ansonsten allein dem Arzt vorbehalten sind. So ist sie beispielsweise befähigt, eigenständig Fäden zu ziehen, verordnete Medikamente zu verabreichen, Blutdruck und -zucker zu messen und die Patientin in gesundheitlichen Fragen zu beraten.
So übernimmt die Versorgungsassistentin Hausbesuche, bei denen sie Patienten und Patientinnen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern betreut. Sie beurteilt deren aktuellen Gesundheitszustand und führt eine regelmäßige medizinische Dokumentation durch. Auf diese Weise unterstützt sie die Ärztin bei Diagnose-, Präventions- und Therapiemaßnahmen. Außerdem übernimmt sie die Wundversorgung und betreibt Notfallmanagement, wenn es die Situation erfordert.
Darüber hinaus erstellt sie Versorgungspläne und organisiert bzw. koordiniert Therapie- und Sozialmaßnahmen. Während ihrer Arbeit kann sie ihre Patienten und Patientinnen für die Einhaltung der Therapie zu motivieren und angemessen mit ihnen kommunizieren.
Versorgungsassistenten sind in einer Hausarztpraxis bzw. Facharztpraxis angestellt. Vereinzelt existieren auch vergleichbare Stellen in Krankenhäusern. Da Hausbesuche zum Arbeitsalltag eines Versorgungsassistenten gehören, agieren sie ebenfalls in Pflegeeinrichtungen, Privatwohnungen oder anderen Unterkünften von Patientinnen und Patienten.
Da Hausbesuche und viele andere Tätigkeiten im Alleingang ausgeführt werden, ist eine selbstständige und verantwortungsbewusste Arbeitsweise sowie gutes Zeitmanagement Voraussetzung für die Arbeit als Versorgungsassistent. Aufgrund der steten Zusammenarbeit mit Menschen sollte er über Geduld und Empathie verfügen. Die oft komplexe Situation der Patienten erfordert ein gutes Fallmanagement, da nicht nur körperliche, sondern auch mentale Hilfe geleistet wird. Mitunter kann es auch für den Versorgungsassistenten selbst belastend sein, den richtigen Kommunikationsweg zu finden und den Betroffenen einfühlsam, aber trotzdem sachbezogen gegenüberzustehen und den teilweise hohen menschlichen Anforderungen standhalten zu können.
Die Ausbildung erfolgt im Rahmen einer berufsbegleitenden Fortbildung. Voraussetzung hierfür ist der Nachweis einer abgeschlossenen Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten (MFA) bzw. Arzthelferin und einer anschließenden Berufserfahrung von mindestens drei Jahren. Der Umfang der Fortbildung ist abhängig von der bisherigen Dauer der Berufstätigkeit. Die Absolventin erlernt theoretische wie auch praktische Zusatzkenntnisse.
Die Qualifikation zur EVA/ NäPa erfolgt innerhalb eines Curriculums der Bundesärztekammer, wohingegen die VERAH eine Fortbildung des Deutschen Hausärzteverbandes darstellt. Nach Erwerb einer dieser Kompetenzen kann die verbleibende durch eine entsprechende Ergänzungsprüfung zusätzlich absolviert werden. Grundsätzlich weichen die Lehrinhalte der Fortbildung zur EVA und VERAH nur geringfügig voneinander ab. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sich die VERAH-Fortbildung speziell an in Hausarztpraxen angestellte MFA richtet, während EVA/ NäPa sowohl für die Arbeit in hausärztlichen als auch in fachärztlichen Praxen qualifiziert sind.
Über diese Fortbildungen hinaus kann eine Versorgungsassistentin ergänzende Weiterbildungen in folgenden Modulen absolvieren:
Arzneimittelversorgung
Gewaltfreie Kommunikation
Hygienemanagement
Häusliche Sterbebegleitung