Wer als Werkpolier bzw. Werkpolierin tätig ist, hat eine Weiterbildung in einem Beruf der Bauwirtschaft durchlaufen und sich entweder auf den Hochbau oder Tiefbau spezialisiert. Werkpoliere und Werkpolierinnen übernehmen bei solchen Arbeiten Fach- und Führungsaufgaben und kontrollieren auf Baustellen den Betriebsablauf sowie die Qualität der ausgeführten Arbeiten. Außerdem leiten sie Mitarbeitende an und erledigen organisatorische Aufgaben.
Die Werkpolierin stellt in der Bauwirtschaft die zweite Stufe eines insgesamt dreigeteilten Aufstiegssystems dar: Auf der ersten Stufe befindet sich der Vorarbeiter und auf der dritten Stufe die Polierin. Verwandte Berufe sind Bauarbeiter, Bauleiterin, Baumeister, Bauingenieurin sowie Bautechniker.
Je nachdem, ob die Werkpolierin im Hochbau oder Tiefbau tätig ist, können sich ihre Aufgaben unterscheiden. Sie ist zunächst für die Vorbereitung der anstehenden Arbeiten zuständig. Im Hochbau betrifft dies beispielsweise die Fundamentgestaltung, den Gerüstaufbau und Gerüstabbau sowie Tätigkeiten in Spezialgebieten wie dem Schornsteinbau. Im Tiefbau bereitet die Werkpolierin hingegen Straßen-, Gleisbau-, Kanal- oder Rohrleitungsbauarbeiten vor. In beiden Fällen plant, organisiert und überwacht sie die Baustelleneinrichtung und den Bauablauf. Im Rahmen dieser Vorbereitung wirkt sie bei Vermessungsarbeiten mit, verteilt Tätigkeiten auf die Mitarbeitenden und kontrolliert die Ausführung der Arbeiten und ihre Qualität.
Im Sinne ihrer organisatorischen und leitenden Aufgaben ist die Werkpolierin auch für die Terminierung und das Budget zuständig: Sie stellt sicher, dass Fertigstellungstermine eingehalten werden und die Bauarbeiten den festgesetzten Kostenrahmen nicht überschreiten. Deswegen beschafft sie die benötigten Materialien rechtzeitig und plant den Personaleinsatz. Die Werkpolierin überprüft außerdem die eingesetzten Betriebsmittel und Anlagen, um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu gewährleisten. Um Unfällen vorzubeugen, beaufsichtigt sie die Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen und den Vorschriften der Unfallverhütung.
Weitere Aufgaben betreffen die Erstellung eines Leistungsberichtes oder Mitarbeiterbeurteilung. Die Werkpolierin arbeitet Qualifikations- und Weiterbildungsvorschläge aus und wirkt bei der betrieblichen Ausbildung mit. Dies geschieht auch durch die Beteiligung an den auszuführenden Arbeiten. So bewegt sie im Tiefbau beispielsweise mithilfe von Baumaschinen Erdmassen oder Gestein und legt Gräben, Schächte, Kanäle oder Böschungen an. Im Hochbau führt sie unter anderem Putz-, Estrich- und Trockenbauarbeiten aus oder saniert im Spezialgebiet Feuerfest- und Schornsteinbau industrielle Feuerungsanlagen sowie die dafür erforderlichen Abgasleitungen.
Die Einsatzbereiche des Werkpoliers hängen von dem Gebiet ab, auf welches er sich spezialisiert ab. Im Hochbau findet er Anstellung in folgenden Bereichen:
Im Tiefbau arbeiten Werkpoliers häufig in folgenden Bereichen:
Da es sich bei der Werkpolierin um eine berufliche Weiterbildung handelt, wird eine entsprechende Prüfung für die Ausübung der Tätigkeit vorausgesetzt. Diese findet abhängig vom Bereich, in welchem die Werkpolierin arbeitet, entweder im Hochbau oder Tiefbau statt.
Um zur Weiterbildungsprüfung zugelassen zu werden, wird in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung in einem anerkannten Beruf der Bauwirtschaft oder der Abschluss eines sonstigen Ausbildungsberufes mit entsprechender Berufspraxis vorausgesetzt. Ohne eine solche Qualifikation durch erfolgreich bestandene Ausbildung besteht für Quereinsteigerinnen die Möglichkeit, durch Nachweis einer sechsjährigen Berufserfahrung in der Baubranche zur Weiterbildungsprüfung zugelassen zu werden.
Typische Ausbildungsberufe im Baugewerbe sind beispielsweise:
In der Regel haben Werkpolierinnen bereits Erfahrungen im Anleiten und Überwachen eines reibungslosen Arbeitsablaufes auf der Baustelle durch ihre Tätigkeit als Vorarbeiterin gewinnen können.
Die Weiterbildungsdauer kann sowohl für den Hochbau als auch Tiefbau unterschiedlich ausfallen. Je nachdem, ob man die Weiterbildung in Vollzeit oder Teilzeit durchläuft und welchen Bildungsanbieter man wählt, dauert die Lehre zur Werkpolierin zwischen 6-7 Wochen oder aber 6-7 Monaten. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, ist die Teilnahme an einem Lehrgang allerdings nicht verpflichtend. Während der Weiterbildung werden im Tiefbau und Hochbau gleichermaßen folgende Kompetenzen geschult:
Da auf den Schultern des Werkpoliers Verantwortung lastet, ist ein pflichtbewusster und sorgfältiger Arbeitsstil essenziell zur Ausübung der Tätigkeit. Der Werkpolier ist leistungs- und einsatzbereit und packt auch selbst auf der Baustelle mit an. Hierfür bringt er eine gewisse körperliche Fitness und Belastbarkeit mit. Er ist flexibel und kann auch bei unvorhergesehenen Problemen schnell umdisponieren und Lösungen finden. Der Werkpolier ist gut organisiert und hat alle Fertigstellungstermine sowie die durch das Baupersonal auszuführenden Aufgaben gleichermaßen im Blick.
Außerdem besitzt er eine hohe Kommunikationskompetenz und steht seinen Mitarbeitenden als fachlicher Ansprechpartner sowie Berater in Sachen Mitarbeiterführung und -Schulung zur Seite. Seine Führungsfähigkeit wird durch Teamfähigkeit und Qualitätsbewusstsein abgerundet. Dem Werkpolier liegen zudem auch kaufmännische Aufgaben, so erstellt er exakte Abrechnungen sowie Bauzeichnungen und Leistungsunterlagen fachgerecht.