Das Bauwesen oder Baugewerbe, auch als Bauwirtschaftbezeichnet, befasst sich mit der Planung und dem Bau von Gebäuden und baulichen Anlagen. Dazu gehören alle mit dem Bau verbundenen Arbeiten und Gewerke wie Hochbau und Tiefbau, Landschaftsbau, Garten- und Städtebau sowie Ingenieursbau. Der Straßenbau und Eisenbahnbau ist ein Teil des Bauwesens und beinhaltet das Errichten und Instandhalten des Verkehrsnetzes. Zum Bauwesen zählen außerdem die Fachdisziplinen Baukunst und Bautechnik. Diese beschäftigen sich mit der Architektur und den technischen Details eines Bauwerkes.
Zu den Bauwerken gehören alle Arten von Gebäuden und baulichen Anlagen wie Wohn- und Geschäftshäuser, Kirchen, Schulen, Brücken oder Tunnel. In der Regel spezialisieren sich die Baubetriebe auf eine bestimmte Art von Bauwerken, beispielsweise dem Wohnungs-, Straßen-, Industrie- oder Brückenbau. Bei den verwendeten Baustoffen reicht die Bandbreite von Mauerwerk, Stahl und Stahlbeton bis zu Lehm und Holz. Vor allem Holz gewinnt in der Baubranche aufgrund seiner Eigenschaften zunehmend an Bedeutung. Holz gilt als nachwachsender Rohstoff und zeichnet sich durch seine gute Wärme- und Schalldämmung aus.
Ein wichtiger Teil des Bauwesens ist der Bauprozess. Er umfasst die Bauplanung, das Genehmigungsverfahren und die Bauausführung. Diese beinhaltet wiederum den Rohbau, dem sich der Innenausbau anschließt. Weitere Fachgebiete sind der Um- und Rückbau sowie die Instandhaltung. In allen Phasen des Bauprozesses spielen der Umweltschutz und das Schonen der Ressourcen eine bedeutende Rolle.
Die Fachplanung befasst sich mit der Architektur und Technik von Bauwerken. Diese erfolgt heutzutage mittels 3-D-Software auf dem Computer. Bei der äußeren Gestaltung kommt es in erster Linie darauf an, dass sich ein Bauwerk harmonisch in die Umgebung einfügt. Der Planungsphase schließt sich das Genehmigungsverfahren an, das neben der Architektur die Statik und den Schutz der Umwelt beinhaltet. Liegen alle Genehmigungen vor, beginnt die eigentliche Bauphase.
Einen hohen Stellenwert nimmt der Umbau ein. Durch den Um- und Ausbau lässt sich die vorhandene Bausubstanz effektiver nutzen. Ein kostenintensiver Neubau entfällt. Beispiele hierfür sind der Ausbau von ungenutztem Raum (Dachgeschoss) zu Wohnungen, der Einbau von Bädern oder Anbau von Balkons und Terrassen. Beim Rückbau geht es um den teilweisen oder kompletten Abriss von Gebäuden, baulichen Anlagen und Verkehrswegen. Als Verfahren kommt das Abtragen, Einreißen, Demontieren oder kontrollierte Sprengen zum Einsatz.
Das Bauwesen bietet eine Vielzahl an Berufen, die vom Bauarbeiter über den Baustellenleiter bis zum Architekten und den Bauingenieur reichen. Für Berufseinsteiger und Arbeitssuchende bestehen somit gute Chancen auf einen Job in der Baubranche. Die Lehre dauert drei Jahre und schließt mit einer Gesellenprüfung ab. Diese bildet die Basis für einen optionalen Meisterlehrgang. Während der Lehrzeit erfolgt die praktische Ausbildung im Lehrbetrieb und den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB). Die Berufsschule vermittelt die theoretischen Grundlagen und fachspezifischen Kenntnisse.
Ein guter Haupt- oder Realschulabschluss gilt als Basis für einen Beruf in der Baubranche. Neben handwerklichem Geschick sind körperliche Fitness, technisches Verständnis und der sichere Umgang mit der Technik gefragt. In der Regel erfolgt die Bauausführung unter Vorgabe eines engen Zeitfensters. Daher zählen Flexibilität, Mobilität und die Bereitschaft zu Überstunden und Schichtarbeit zu den wichtigen Eigenschaften. Kenntnisse auf dem Gebiet der Statik, Materialkunde und dem Umgang mit Computer und Software runden das Ausbildungsprofil ab.
Nach der Lehre bestehen vielfältige Möglichkeiten für eine Weiterbildung. Der Meistertitel berechtigt zum Gründen einer eigenen Existenz und zum Ausbilden von Lehrlingen. Bei entsprechenden Leistungen besteht die Option zur Aufnahme eines Studiums als Bauingenieur sowie Innen- oder Landschaftsarchitekt. Damit eröffnet sich ein breites Aufgabengebiet mit einem attraktiven Gehalt.
Der nach wie vor bestehende Bauboom garantiert einen sicheren und unbefristeten Arbeitsplatz mit attraktiven Konditionen. Lehrlinge erhalten im ersten Lehrjahr 660 Euro im Monat. Das Entgelt steigert sich im zweiten Lehrjahr auf 1.000 und im Dritten auf 1.300 Euro. Nach erfolgreichem Lehrabschluss verdient ein 27 Jahre alter Bauarbeiter 2.400 Euro brutto monatlich. Bei Einsätzen auf überregionalen Baustellen kommen weitere Konditionen wie eine Erstattung der Reisekosten hinzu. Mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit steigert sich das Gehalt eines Bauarbeiters auf 3.100 Euro und darüber.
Ein abgeschlossenes Studium ermöglicht den Aufstieg in die Leitungsebene. Ein 31 Jahre alter Architekt verdient um die 3.500 Euro bei einer Arbeitszeit von 45 Stunden pro Woche. Das Gehalt eines Poliers im Aus- und Hochbau liegt bei mehr als 4.000 Euro. Der Beruf als Bauingenieur setzt ein hohes Maß an Verantwortung voraus. Sein monatliches Gehalt liegt bei 6.000 Euro. Die Gehälter eines Projektleiters sind im Bereich zwischen 2.600 und 3.500 Euro angesiedelt.