Nur wenige Menschen haben die Möglichkeit, die Erde einmal aus mehreren hundert Kilometern Entfernung zu betrachten. Für Astronauten und Astronautinnen genügt allerdings ein Blick aus dem Fenster, denn zu ihren Aufgaben gehört es, Raumfahrzeuge zu steuern oder als Besatzungsmitglied auf der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS) an einer Mission teilzunehmen. Dort erledigen sie beispielsweise Aufgaben wie Reparaturarbeiten, die Durchführung von wissenschaftlichen Experimenten oder Montagearbeiten.
Schon bevor sich Astronauten auf den Weg zur ISS begeben, absolvieren sie umfangreiche Trainings auf der Erde, um auf jeden möglichen Zwischenfall vorbereitet zu sein. Sie simulieren beispielsweise wichtige Abläufe oder Störungen, teilweise auch mithilfe von Virtual Reality. Nachdem die Astronauten mit einer Rakete in den Weltraum befördert wurden, erfolgt das Andocken an die Raumstation ISS. Dort erwarten die Astronauten etwa zwölf Stunden lange Arbeitstage. Damit die Astronauten trotz Schwerelosigkeit gesund bleiben, sind täglich zwei Stunden Sport fester Bestandteil des Alltags auf der ISS.
Einen großen Teil ihrer Arbeitszeit verbringen Astronauten mit Reparaturarbeiten und Reinigung. Zudem montieren sie neue Einzelteile, zum Teil auch außerhalb der Raumstation. Diese sogenannten Weltraumspaziergänge müssen lange und detailliert geplant werden. Neue Systeme werden aktiviert und andere regelmäßig überprüft, damit eine einwandfreie Steuerung der Raumstation gewährleistet ist. Das Leben auf der Raumstation verursacht zwangsläufig Abfälle und den Bedarf nach Lebensmittelnachschub. Daher ist die Besatzung auch für die Entladung und Beladung der Raumtransporter zuständig.
Die dauerhafte Besetzung der ISS hat vor allem den Zweck, wichtige wissenschaftliche Untersuchungen zu ermöglichen, die beispielsweise besondere Bedingungen wie Schwerelosigkeit erfordern. Damit die Astronauten die Experimente fachgerecht durchführen können, stehen sie in engem Austausch mit den Wissenschaftlern auf der Erde. Gelegentlich dienen die Astronauten selbst als Versuchspersonen.
Astronauten, die sich gerade nicht auf der Raumstation befinden, unterstützen die Raumfahrtprogramme in technischen Angelegenheiten von der Erde aus. Zudem bilden sie sich in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen weiter und leisten Öffentlichkeitsarbeit.
Astronautinnen finden in Europa bei der Raumfahrtbehörde ESA (European Space Agency) eine Anstellung. Die Auswahlverfahren für angehende Astronautinnen finden allerdings nur selten statt. International arbeiten Astronautinnen in den jeweiligen Raumfahrtbehörden ihrer Länder, beispielsweise bei der US-Behörde NASA (National Aeronautics and Space Administration), bei der russischen Behörde Roskosmos oder bei der chinesischen CNSA (China National Space Administration).
Der Zugang zur Ausbildung als Astronautin ist stark reglementiert. Grundvoraussetzung ist ein Hochschulabschluss in einem naturwissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Fach. Einen großen Vorteil bietet ein Studienabschluss der Luft- und Raumfahrttechnik, aber auch ein Abschluss unter anderem folgender Fachrichtungen ist denkbar:
Zusätzlich ist dreijährige Berufserfahrung als Pilotin erforderlich. Sehr gute Englischkenntnisse sind ebenfalls Voraussetzung zur Aufnahme der Ausbildung. Die mehr als drei Jahre dauernde Ausbildung findet im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der ESA in Köln statt und umfasst unter anderem folgende Inhalte:
Für Astronautinnen sind regelmäßige Weiterbildungen essenziell, denn die fachgerechte Ausführung von wissenschaftlichen Experimenten erfordert Kenntnisse in zahlreichen naturwissenschaftlichen Fachbereichen.
Die Arbeit im All erfordert von Astronauten einen ausgezeichneten Gesundheitszustand. Wenn Schwierigkeiten entstehen, müssen die Astronauten schnell Entscheidungen treffen und auch in belastenden Situationen hohe Konzentration bewahren. Die Bedingungen im Weltraum erfordern zudem ein gutes räumliches Orientierungsvermögen. Neben guten Kenntnissen mehrerer naturwissenschaftlicher Fächer ist auch manuelle Geschicklichkeit erforderlich. Auf der ISS verbringen die Astronauten meist mehrere Monate mit Kollegen und Kolleginnen aus verschiedenen Ländern, weshalb Teamfähigkeit essenziell ist.