Aus motorischen, neurologischen oder einer Vielzahl von anderen Gründen können Menschen in ihrer Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt sein. Ein Ergotherapeut bzw. eine Ergotherapeutin hilft diesen Menschen ihre gesundheitlich beeinträchtige Handlungsfunktion wieder zu erlangen oder soweit zu stabilisieren, dass sie im Alltag selbständig agieren können. Die Tätigkeit als Ergotherapeut ist in Deutschland ein anerkanntes Berufsbild, das entweder im Rahmen einer Ausbildung oder durch ein Studium erlernt werden kann.
Nach der Ausbildung oder dem Studium gibt es verschiedene Möglichkeiten ins Berufsleben einzusteigen. Ergotherapien werden besonders in medizinischen Instituten wie Krankenhäusern, Psychiatrien oder Tagesklinken angewendet, aber genauso in der Altenpflege und in der Behindertenhilfe. Darüber hinaus ist es nicht selten, dass sich Ergotherapeuten mit einer abgeschlossenen Ausbildung selbstständig machen und eine eigene Ergotherapie-Praxis gründen.
An insgesamt ca. 200 staatlich anerkannten Berufsfachschulen in Deutschland kann in einer dreijährigen Ausbildung der Beruf Ergotherapeut erlernt werden. Der Ausbildungsinhalt umfasst dabei 4.440 Unterrichtsstunden, die in 2.700 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht sowie in 1.700 Stunden praktische Ausbildung unterteilt sind. Während der Ausbildungszeit werden medizinische und sozialwissenschaftliche Grundlagen sowie ergotherapeutische Maßnahmen und Verfahrensweisen vermittelt. Vorrausetzung für die Zulassung zur Ausbildung ist zunächst der Nachweis eines schulischen Abschlusses, der mindestens der mittleren Reife entsprechen muss. Alternativ ist auch ein Hauptschulabschluss in Verbindung mit zweijähriger Berufserfahrung möglich. Die weiteren Aufnahmevoraussetzungen sind von Schule zu Schule unterschiedlich geregelt. Einige Schulen verlangen neben dem Schulabschluss den Nachweis eines absolvierten Praktikums oder setzen das Bestehen eines Aufnahmetests voraus.
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland auch die Möglichkeit, sich über ein Studium dem ergotherapeutischen Berufsfeld zu nähern. Diese Studiengänge sind in der Regel dual aufgestellt, man macht also parallel zum Studium eine Ausbildung; oder man startet mit der Ausbildung und schließt ein Studium an. So befindet sich am Ende der Ausbildungszeit neben der Zulassung zum staatlich anerkannten Ergotherapeuten auch ein Bachelor of Science auf der Habenseite. Dies ist dann besonders sinnvoll, wenn man perspektivisch eine Führungsposition anstrebt, aber auch bei einer Selbständigkeit ist es von Vorteil. Außerdem gibt es an Universitäten weiterbildende Studiengänge, die sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit belegt werden können.