Gebärdensprachdolmetscher bzw. Gebärdensprachdolmetscherinnen stellen die Brücke zwischen der sprachlichen Minderheit der Gehörlosen oder Schwerhörigen und der Mehrheit der Hörenden dar. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden im Alltag erwünscht oder nötig ist. Neben der Deutschen Gebärdensprache (DGS) sind im deutschsprachigen Raum auch die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) und die Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS) vertreten, die wiederum in verschiedenen Dialekten vorkommen.
Für die Berufsbezeichnung Gebärdensprachdolmetscherin ist auch die Bezeichnung Gehörlosendolmetscherin verbreitet.
Meist arbeiten Gebärdensprachdolmetscher freiberuflich und in Einzelarbeit. Sie begleiten die Gehörlosen in ihrem Alltag und dolmetschen zum Beispiel bei Behördengängen. Somit haben sie keinen festen Arbeitsort, sondern müssen örtlich und zeitlich flexibel sein. Bei Konferenzen, Gerichtsverhandlungen oder anderen größeren Veranstaltungen schließen sich die Dolmetscher in Teams zusammen.
Neben den weitgefächerten Einsatzmöglichkeiten gibt es wie auch bei anderen Dolmetschern verschiedene Arbeitsweisen, die sich erheblich voneinander unterscheiden: Beim Simultandolmetschen wird die deutsche Gebärdensprache zeitgleich in die deutsche Lautsprache (oder umgekehrt) übertragen. Konsekutivdolmetscher hingegen entwickeln eine eigene spezielle Notiztechnik, um das Gesprochene nach abgeschlossenen Einheiten exakt wiedergeben zu können. Weitere Formen sind:
Um eine fehlerfreie Übertragung des Gesprächs zu gewährleisten, müssen die Gebärdensprachdolmetscher nicht nur die Gebärdensprache perfekt beherrschen, sondern sich auch in der jeweiligen Fachterminologie ständig fortbilden.
Aufgrund der meist freiberuflichen Tätigkeit kommen neben der eigentlichen Tätigkeit als Gebärdensprachdolmetscherin noch organisatorische und administrative Aufgaben wie Terminvereinbarungen hinzu.
Die Aufgabenfelder der Gebärdensprachdolmetscherinnen sind so vielseitig wie der Einsatz von Sprache im alltäglichen Leben:
Als Gebärdensprachdolmetscherin ist aber auch eine Beschäftigung in der Wissenschaft möglich. An Universitäten können Gebärdensprachdolmetscherinnen als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an Forschungsprojekten arbeiten. Zu den Aufgaben einer Dozentin gehören die Organisation von Vorlesungen, Seminaren und Übungen sowie die Abnahme von Prüfungen.
Die Berufsbezeichnung Gebärdensprachdolmetscherin ist nicht gesetzlich geschützt. Für einen erfolgreichen Einstieg in den Beruf ist aber ein Bachelorabschluss im Bereich Gebärdensprachdolmetschen Voraussetzung. Im Studium wird nicht nur die deutsche Gebärdensprache gelehrt, die Lebenssituation und die Kultur in der Gemeinschaft der Gehörlosen sind ebenfalls elementare Bestandteile der Ausbildung.
Um offiziell bei Gericht oder in Behörden dolmetschen zu dürfen, ist eine Beeidigung und öffentliche Bestellung notwendig.
Wer nach dem Studium als Wissenschaftlerin arbeiten möchte, sollte auch das Masterstudium und gegebenenfalls auch die Promotion oder Habilitation abschließen.
Das Gebärdensprachdolmetschen erfordert eine hohe Genauigkeit im Umgang mit Sprache. Ein gutes Sprachverständnis und Feinmotorik der Hände und Finger sind Grundvoraussetzung für einen professionellen Gebärdensprachdolmetscher. Die Gesprächssituation muss auch unter Zeitdruck mit viel Sensibilität erfasst werden und genauso präzise wiedergegeben werden. Besonders Simultandolmetscher sollten daher eine hohe Konzentrationsfähigkeit besitzen.