Granaten, Bomben, Minen und Munition – das alles sind Kampfmittel, welche sich noch heute in unbestimmter Zahl unter der Erde befinden. Da von diesen Blindgängern und nicht ausgelösten Stoffen eine zum Teil unmittelbare Gefahr ausgeht, entschärfen Kampfmittelbeseitiger und Kampfmittelbeseitigerinnen gefundene Objekte und tragen so maßgeblich zur allgemeinen Sicherheit der Bevölkerung bei.
An Munitionsbergung und Kampfmittelabwehr sind außerdem häufig Sondierer und Sprengmeisterinnen sowie Mitglieder der Polizei und Bundeswehr beteiligt. Kampfmittelräumer bzw. Fachtechnisches Aufsichtspersonal der Kampfmittelbeseitigung tauchen häufig als Synonyme auf.
Der Verdacht auf ein Spreng- oder Zündmittel tritt häufig im Zusammenhang mit Bauarbeiten auf und muss unverzüglich einer entsprechenden Stelle gemeldet werden. Mittels spezieller Sonden und Detektoren prüft eine Kampfmittelräumerin in einem solchen Fall das Gelände, führt ggf. eine Probebohrung durch und setzt mobile Röntgengeräte, Biosensoren oder Mienenspürhunde ein. Sie wertet die Daten der Ortungsgeräte aus und leitet bei ausschlaggebenden Werten Sicherungsmaßnahmen ein. Gemeinsam mit Ordnungspersonal und Fachkräften der Polizei oder Feuerwehr kümmert sich die Kampfmittelbeseitigerin um die Absperrung bzw. Evakuierung des Gebiets. Mittels Luftverortung und archivierter Dokumente versucht sie, den Standort des Sprengkörpers möglichst eindeutig zu bestimmen.
Ein durchdachtes Vorgehen ist wichtig: Die Kampfmittelräumerin kontrolliert andere Fachkräfte bei der Beseitigung von Vegetation und leitet sie beim Freilegen bzw. Angraben des Objekts an. Anschließend bestimmt sie die Herkunft und Beschaffenheit des Modells und entscheidet darüber, ob ein Abtransport möglich ist oder das Gefahrgut vor Ort entschärft bzw. gesprengt werden muss. Dafür muss sie sich mit diversen Waffen und Materialbeschaffenheiten auskennen, da die Stoffe unterschiedlich auf Umwelteinflüsse reagieren. Bei Sprengungen sind unter anderem auch Berechnungen für eine sichere Entfernung notwendig. In den meisten Fällen stammt das Kampfmittel aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg. Ausschließlich eine Sprengmeisterin ist dazu befugt, eine kontrollierte Sprengung durchzuführen. Die Kampfmittelbeseitigerin sorgt ebenfalls dafür, dass alle Altlasten vollständig vom Fundort entfernt werden.
Als qualifizierte Fachkraft kann ein Kampfmittelräumer bei staatlichen Kampfmittelbeseitungungsdiensten arbeiten und zum Beispiel bei der Feuerwehr, einer Polizeidienststelle oder der Kampfmittelabwehr der Bundeswehr beschäftigt sein. Geoinstitute, Ingenieurbüros und private Kampfmittelbeseitigungsfirmen können ebenfalls Arbeitgeber eines Kampfmittelräumers sein. Mit entsprechender beruflicher Erfahrung und Qualifizierung ist es ebenfalls möglich, seine Leistungen als selbstständiger Berater oder Kampfmittelbeseitiger anzubieten.
Kampfmittelbeseitigerin ist kein klassischer Ausbildungsberuf und kann über verschiedene Wege erreicht werden. Gemäß dem Sprengstoffgesetz muss jede fachtechnische Aufsichtsperson einen Befähigungsschein vorweisen können, welcher ab dem 21. Lebensjahr erteilt werden kann. Ihr fachliches Know-how kann eine Kampfmittelräumerin über diverse Lehrgänge und Weiterbildungsmöglichkeiten erwerben, welche von sogenannten Sprengstoffschulen angeboten werden. Zugang zu diesen erhält sie durch den Besitz einer Unbedenklichkeitsbescheinigung, welche sie bei einer zuständigen Aufsichtsbehörde für Arbeitsschutz beantragen kann.
Innerhalb der Ausbildung gibt es zwei Qualifizierungsstufen. Der erste Lehrgang kann als eine Einführung in das Tätigkeitsgebiet der Sondiererin und Munitionsräumerin betrachtet werden. Die erworbenen Grundkenntnisse kann die Absolventin anschließend in einer praktischen Phase festigen und erweitern, wobei die Zusammenarbeit mit einer entsprechenden Aufsichtsperson obligatorisch ist. Nach zwei Jahren wird sie zur zweiten Qualifikationsstufe zugelassen. In einem Zeitraum von ca. neun Wochen erwirbt die Teilnehmerin anschließend alle nötigen Kenntnisse und Methoden zur alleinigen Kampfmittelbeseitigung und schließt den Lehrgang mit einer Prüfung und einem staatlich anerkannten Fachkundezeugnis ab.
Auch die Bundeswehr bildet Streitkräfte zu Kampfmittelbeseitigerinnen aus. Die Tätigkeit bei der Kampfmittelabwehr als Soldatin auf Zeit ist mit einer Verpflichtung von 8 bis 13 Jahren verbunden. Außerdem kann sie während dieser Zeit bundesweit versetzt werden.
Um Kampfmittelsprengungen durchführen zu können, muss die Kampfmittelbeseitigerin eine spezielle Weiterbildung absolvieren, welche sie zur Sprengmeisterin qualifiziert. Außerdem besteht die Möglichkeit, ein Studium in einem verwandten Anwendungsgebiet zu beginnen, beispielsweise im Bereich Sicherheitstechnik, Geophysik oder Geotechnologie.
Die Tätigkeit als Kampfmittelräumer ist mit einer hohen Verantwortung verbunden und erfordert Risikobereitschaft. Die Einsätze erfordern ein sorgfältiges und gut durchdachtes Vorgehen sowie eine gute Konzentrationsfähigkeit. Ein Kampfmittelbeseitiger ist aufmerksam, besitzt eine schnelle Auffassungsgabe und ist in der Lage, innerhalb kurzer Zeit substanzielle Entscheidungen zu treffen. Er sollte über gewisses Maß an körperlicher Fitness sowie ein gutes technischen Verständnis und räumliche Vorstellungskraft verfügen. Teamfähigkeit und Stressresistenz runden das Profil eines Kampfmittelbeseitigers ab.