Lotsen bzw. Lotsinnen manövrieren Schiffe im Hafengebiet oder Küstengebiet und sorgen somit für einen reibungslosen und sicheren Transport von internationalen Waren und Fahrgästen. Mit Lotsenversetzbooten werden sie zu Containerschiffen, Tankschiffen, Fahrgastschiffen oder Forschungsschiffen gefahren, um diese in den Hafen zu steuern. Besonders bei breiten und tiefen Schiffen sind die Fähigkeiten von Lotsen und Lotsinnen grundlegend für die Sicherheit.
Sie werden auch Hafenlotsin, Seelotse oder Schiffslotsin genannt. Ein ähnlicher Beruf ist der Fluglotse, der den reibungslosen Ablauf des Luftverkehrs sicherstellt.
Lotsen arbeiten in einem bestimmten Revier und kennen sich dort genau mit den vorherrschenden Strömungen sowie der Breite und Tiefe der Fahrrinne aus. Sie kommen in Häfen, auf Kanälen oder in Flüssen zum Einsatz und sind somit entweder für die Durchfahrt, für das Anlegen oder das Ablegen aus dem Hafen zuständig. Ihre Aufgabe ist es, den Kapitän oder die Kapitänin zu beraten und gelegentlich selbst die Steuerung zu übernehmen.
Nachdem die Leitstelle ein neues Schiff am Hafen angekündigt hat, macht sich der Lotse auf den Weg zur Kommandobrücke des Kapitäns an Bord des Schiffes, zu der er mit einem Lotsenboot oder gelegentlich auch mit einem Hubschrauber gebracht wird. Seine Aufgabe ist es nun, das Schiff sicher in den von der Zentrale bestimmten Liegeplatz zu manövrieren. Dazu muss sich der Lotse schnellstmöglich auf die Fahreigenschaften des jeweiligen Schiffes einstellen und die aktuellen Wetterbedingungen sowie die Gezeiten berücksichtigen. Außerdem kennt sich ein Lotse mit den internationalen Richtlinien der Schifffahrt aus. Vom Festland aus können Lotsen Radarberatungen durchführen und das Anlegen und Ablegen eines Schiffes kontrollieren.
Lotsen haben keine festen Arbeitszeiten, da sich ihr Einsatz nach dem Schiffsverkehr am Hafen richtet. So kommt es vor, dass sie häufig auch in der Nacht arbeiten müssen.
Lotsen arbeiten üblicherweise freiberuflich in der Schifffahrt und schließen sich in ihrem Revier meist zu Lotsenbrüderschaften zusammen.
Um als Lotse arbeiten zu können, ist eine Weiterbildung notwendig. Vorher müssen eine Ausbildung zum Kapitän ohne Einschränkungen in den nautischen Befugnissen oder ein Hochschulstudium abgeschlossen worden sein sowie mindestens zwei Jahre Arbeitserfahrung als Kapitän in nautisch verantwortlicher Position nachgewiesen werden. Nach der Bewerbung bei der Aufsichtsbehörde für das Seelotsenwesen oder Hafenlotsenwesen beginnt die Weiterbildung. In acht Monaten lernt der angehende Lotse alle Eigenheiten seines Reviers kennen und macht anschließend einen Abschluss als Lotse entsprechend des internationalen Standards der STCW. Alternativ kann auch ein Befähigungszeugnis eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines Vertragsstaates des Europäischen Wirtschaftsraumes als Arbeitserlaubnis dienen. Zusätzlich sind gute Deutschkenntnisse und Englischkenntnisse sowie ein Nachweis über die gesundheitliche Befähigung notwendig. Um in einem Gebiet als Überseelotse tätig zu sein, welches nicht Teil des eigenen Reviers ist, muss eine entsprechende Erlaubnis vorliegen.
Als Weiterbildungsmöglichkeiten bieten sich Spezialisierungen in den folgenden Bereichen an:
Aufstiegsmöglichkeiten bietet ein Bachelorabschluss in den folgenden Studiengängen:
Lotsinnen zeichnen sich durch ihre hervorragende Teamfähigkeit bei der Zusammenarbeit mit Kapitänen oder Kapitäninnen aus. Sie haben ein großes Verantwortungsbewusstsein für die Waren und Personen auf dem Schiff. Auch in gefährlichen Situationen können sie spontan richtige Entscheidungen treffen. Sie sind sowohl am Tag als auch in der Nacht einsatzbereit und weisen eine hohe Belastbarkeit auf. Bei der Absprache der Manöver mit der Leitstelle ist Kommunikationsstärke gefragt.