„Bei Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ – diesen Satz hat wohl jeder schon etliche Male gehört. Für die Inhalte des Beipackzettels eines Medikaments ist in vielen Fällen dann ein Medical Writer bzw. eine Medical Writerin verantwortlich; deren Aufgabe ist es nämlich, medizinische Fachinformationen verständlich für Laien aufzubereiten.
Hierbei bestehen starke Ähnlichkeiten zu den Tätigkeiten des Medizinjournalisten bzw. der Technischen Redakteurin. Verwandt sind zudem die Berufe der Medizinpädagogin, des Medizinischen Gutachters, der Medizinischen Dokumentationsassistentin (MDA), des Medical Advisors sowie der Medizinischen Schreibkraft.
Mitunter findet sich die deutsche Bezeichnung als Medizinischer Autor bzw. als Medizinische Autorin, wenngleich diese Form mittlerweile als veraltet gilt.
Ob medizinische, biomedizinische, medizintechnische oder pharmazeutische Forschung, eines haben diese ähnlichen und doch unterschiedlichen Wissenschaftsfelder gemeinsam: Hier gewonnene Erkenntnisse werden in der Regel nur von ausgewiesenen Experten vollständig verstanden. Zu spezifisch ist oftmals das erforderliche Fachwissen, und zu ausufernd in vielen Fällen die Datenlage. Sich durch tausende Zahlen zu wälzen stellt aus praktischen Gründen keine Option dar, und selbst Grafiken können nur bedingt Abhilfe schaffen.
Hier kommt ein Medical Writer ins Spiel: Seine Aufgabe ist es, derart komplexe und umfangreiche Informationen in eine verständliche und übersichtliche Form zu bringen. Somit ist er zwar selbst kein Forscher, jedoch steht er stets in engem Kontakt zu allen beteiligten Wissenschaftlern, schließlich wollen diese eine korrekte schriftliche Darstellung ihrer empirischen Arbeit gewährleistet wissen. Hierzu muss ein Medical Writer große Kenntnis der Materie mitbringen – hierzu greift er einerseits auf generalistische Expertise zurück, andererseits führt er jedoch auch selbst minutiös Recherche durch und macht relevante Studien ausfindig. Erst dann steht das eigentliche Schreiben auf der Agenda, die Erstversion des Manuskripts wird gewöhnlicherweise noch mehrere Male in der sogenannten Formating-Editing-Phase auf sprachliche und inhaltliche Fehler überprüft.
Welche Texte ein Medical Writer verfasst, kann sich zum Teil stark unterscheiden. Manche Autoren legen ihren Schwerpunkt auf Medical Journalism und arbeiten größtenteils für wissenschaftliche Zeitschriften und Zeitungen. Auch Publikationen für Forschungskonferenzen und Kongresse gehören dann zum Aufgabengebiet; der Übergang zum Medizinjournalisten ist fließend, wobei ein Medical Writer sich an ein noch breiteres Publikum wendet. Daher ist verständliche und eingängige Sprache ein echtes Muss.
Im Bereich Medical Marketing geht es hingegen eher um Artikel im Bereich Gesundheitsfürsorge, etwa für Broschüren und Berichte, während sich das Feld Medical Education um das Verfassen von Lehrbüchern dreht. Gleichzeitig stellt auch die Pharmaindustrie einen wichtigen Arbeitgeber dar, hier erstellen Medical Writer dann beispielsweise Zulassungsdokumente für Behörden, Aufklärungsbögen für Probanden oder eben Packungsbeilagen und Gebrauchsanweisungen.
Eine Medical Writerin arbeitet häufig auf freiberuflicher Basis und ist somit selbstständig tätig. Ebenso kann sie fest für einen Pharmakonzern arbeiten. Mittlerweile gibt es zudem Textagenturen, die Autorinnen beschäftigen, welche sich rein auf das Feld der Medizin spezialisiert haben.
Einen standardisierten Ausbildungsweg zum Medical Writer gibt es nicht, der Beruf ist nicht gesetzlich geschützt. Häufig besitzen medizinische Autoren bereits Berufserfahrung in anderen Feldern und fokussieren sich erst später aufs Schreiben. In den meisten Fällen bringen Medical Writer einen naturwissenschaftlichen oder technischen Hochschulabschluss mit, Beispiele sind hier neben Medizin oder Pharmazie gleichermaßen Biologie, Chemie oder gar Ingenieurswesen. Mitunter kann auch ein Studium in Journalismus, Germanistik, Publizistik oder einem ähnlichen Studiengang zum Job befähigen, dann sollte jedoch unbedingt medizinisches Fachwissen vorhanden sein.
Mittlerweile werden entsprechende Weiterbildungskurse angeboten, zum Beispiel von der European Medical Writers Association (EMWA). Zudem bilden manche Agenturen ihre Autoren einfach selbst aus, etwa im Rahmen eines Traineeprogramms.
Das Aufgabengebiet einer Medical Writerin vereint Kreativität mit wissenschaftlicher Nüchternheit. Einerseits sollte sie natürlich sprachlich gewandt sein und einen sauberen Schreibstil mitbringen, der sowohl wissenschaftlichen Standards genügt als auch allgemein verständlich ist. Hier sind hohe Eigenmotivation und Spaß am Schreiben unerlässlich. Andererseits muss sie sich auf langwierige Recherchearbeiten einstellen – hier sind dann empirische Präzision und Sachlichkeit gefragt, aber auch Durchhaltevermögen und Geduld.
Auf fachlicher Ebene ist grundlegendes medizinisches Wissen vonnöten, obgleich eine Medical Writerin nicht zwangsläufig selbst Medizinerin sein muss. Nicht minder bedeutend sind zudem ausgeprägtes Statistikverständnis sowie manchmal auch versicherungstechnisches Know-how. Was oftmals vergessen wird: Die Mehrheit der Texte wird auf Englisch verfasst, daher sollte eine Medical Writerin hier exzellente Kenntnisse besitzen.