Mit ihrer kraftvollen und voluminösen Stimme bringen Opernsänger bzw. Opernsängerinnen klassische musikalische Theaterstücke wie Die Zauberflöte, Aida oder La Bohème auf die Bühne. Dabei müssen sie häufig einen riesigen Tonumfang abdecken – nicht nur deshalb zählt der Beruf zu den anspruchsvollsten des Sängerfachs.
Den ganzen Tag nur Singen? Diese Vorstellung ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Wie jeder andere Musiker verbringt auch ein Opernsänger den Großteil seiner Zeit mit dem Musizieren auf seinem Instrument – nur ist das Instrument in diesem Fall die eigene Stimme. Dabei singt er nicht zwangsläufig nur in Opern, sondern kann auch in Operetten oder Musicals mitwirken. Somit schmettern viele Opernsänger nicht nur klassische Arien, sondern sind auch in moderneren Gattungen wie Pop und Rock aktiv.
Obwohl viele bei einem Opernsänger zuerst an famose Star-Solisten wie Pavarotti oder Netrebko denken, sind solche Rollen rar gesät. Daher sind die meisten Opernsänger Teil von Ensembles und Opernchören. Der Tagesalltag ist allerdings für alle gleich: Bevor der große Auftritt im Rampenlicht auf dem Programm steht, muss zunächst lange geübt werden. Die Proben können auch zu großen Teilen aus Sitzen und Stehen bestehen, schließlich muss ein Opernsänger erst auf seinen Einsatz warten, von vorher stattfindenden Kostümproben ganz zu schweigen.
Übung ist für einen Opernsänger jedoch vor allem auch Einzelarbeit. Bevor die Feinabstimmung mit dem gesamten Orchester ansteht, muss er zuerst seinen Text lernen. Das ist anspruchsvoller als gedacht, denn Opern können in allen möglichen Sprachen verfasst sein, z. B. Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Russisch oder gar Latein. An der richtigen Aussprache muss ein Opernsänger daher oftmals lange feilen.
Kaum jemand kommt mit einem perfekten Vokaltrakt auf die Welt. Eine schöne Stimme ist nicht genug – erst wenn sie kontinuierlich kultiviert und entwickelt wird, kann sie Bühnenreife erlangen. Diese Aufgabe ist nie abgeschlossen, ein Opernsänger wird sein Gesangsorgan während der gesamten Karriere trainieren, und zwar täglich. Es gibt diverse Stimmlagen wie etwa Tenor, Bariton und Bass (Männer) bzw. Sopran, Mezzosopran und Alt (Frauen) – jeder Sänger hat seine eigene Stimmlage.
In der Regel beherrscht ein Opernsänger zahlreiche Rollen, besonders Evergreens wie Don Giovanni oder La traviata sind beispielsweise immer gefragt. Daher verbringt ein Opernsänger nicht seine gesamte Übungszeit mit dem Erlernen neuer Kompositionen, sondern muss auch regelmäßig sein vorhandenes Repertoire auffrischen. Hier sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei der Oper um eine Gattung des Musiktheaters handelt: Deswegen ist nicht nur Gesang gefragt, hinzu kommen noch Schauspiel und mitunter auch Tanz.
Opernsängerinnen arbeiten üblicherweise in Opernhäusern oder Musiktheatern. Doch aufgepasst: Festverträge sind in dieser Branche nicht unbedingt die Regel. Wer sich für eine Karriere als Opernsängerin entscheidet, muss sich dem Risiko einer späteren finanziellen Unsicherheit bewusst sein.
Dazu schwindet die Anzahl an verfügbaren Plätzen, daher sind manche Opernsängerinnen auch als Gesangslehrerinnen tätig.
Ein Opernsänger wächst in der Regel schon vom Kindesalter an mit Musik auf. Fast jeder erlernt ein oder mehrere Instrumente, und auch mit Gesangsunterricht wird meist früh begonnen. Spätestens nach dem Abschluss der regulären schulischen Ausbildung sollte sich ein angehender Opernsänger nach Musikhochschulen und Konservatorien umschauen, diese bieten nämlich relevante Bachelorstudiengänge und Masterstudiengänge in Gesang an. Oftmals wird mit einem klassischen Gesangsstudium begonnen, im späteren Verlauf des Studiums spezialisiert er sich dann etwa auf Oper oder Musiktheater.
Viele Jungsänger versuchen nach dem Studium, in einem sogenannten Opernstudio unterzukommen – diese Einrichtung stellt einen Zwischenschritt zum Berufssänger an einem renommierten Opernhaus dar und dient speziell der Förderung von angehenden Talenten. Wer sich das Berufsziel Opernsänger gesetzt hat, sollte jedoch nicht vergessen: Die Plätze sind begehrt und die Konkurrenz groß.
Die wichtigste Eigenschaft einer Opernsängerin ist neben großer musikalischer Begabung eine schöne Stimme, doch um diese beständig weiterzuentwickeln, muss sie viel Zeit und Kraft investieren. Ohne Geduld, Ehrgeiz, Ausdauer sowie einer großen Portion Leidenschaft und Einsatz ist eine spätere Karriere unrealistisch. Damit nicht nur der gesangliche Part glänzt, sondern die gesamte Performance überzeugt, sollte sie zudem Charisma und Ausstrahlungskraft besitzen.
Da eine Opernsängerin ein Musikstück nicht ganz allein tragen kann, sondern Teil eines Ensembles ist, sollte sie viel Teamgeist mitbringen. Auch Flexibilität und Belastbarkeit sind wichtig, um im oft harten und wechselhaften Geschäft bestehen zu können. Obendrein dürfen Fitness und Gesundheit nicht unterschätzt werden – eine mehrstündige Oper ist nämlich harte körperliche Arbeit.