Obwohl das Denken und Fühlen eines Menschen für einen Außenstehenden nicht direkt zu erkennen ist, können mittlerweile zumindest bestimmte Aspekte geistiger Aktivität sichtbar gemacht werden. Dies macht sich ein Neurologe bzw. eine Neurologin zunutze, um Erkrankungen des Nervensystems zu untersuchen.
Häufig wird auch die Berufsbezeichnung Facharzt bzw. Fachärztin für Neurologie verwendet.
Eine Neurologin ist gefordert, sobald eine Störung des zentralen Nervensystems vermutet wird. Dieses setzt sich aus Gehirn und Rückenmark zusammen. Darüber hinaus sind auch das periphere Nervensystem (also Hirn- und Rückenmarksnerven) sowie zugehörige Blutgefäße, Muskelzellen und sonstige Umgebungsstrukturen für die Arbeit einer Neurologin relevant.
Zur Untersuchung eines Patienten wird eine große Bandbreite an Verfahren zurate gezogen. Neben herkömmlichen Geräten wie Augenspiegel oder Reflexhammer, welche eine Neurologin einsetzt, um grundlegende Parameter wie Reaktionsgeschwindigkeit zu überprüfen, sind es vor allem bildgebende Verfahren, welche Aufschluss über den neurologischen Zustand eines Patienten geben können. Hierzu gehören etwa:
Auch Lumbalpunktionen zur Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit finden regelmäßig Anwendung. Darüber hinaus können neuropsychologische Tests, z. B. zur Bestimmung der Gedächtnisfähigkeit, durchgeführt werden.
Häufige Störungen, welche von einer Neurologin diagnostiziert werden können, sind etwa Epilepsie, Demenz, chronische Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen, Migräne, Muskelerkrankungen, Parkinson und Multiple Sklerose (MS), aber auch Depressionen oder Psychosen, weswegen eine Überschneidung mit dem Feld der Psychiatrie besteht.
Viele Neurologen spezialisieren sich auf eine Krankheit oder ein Krankheitsmuster – ein Beispiel sind sogenannte Stroke Units, bei der Fachärzte aus verschiedenen Bereichen (inklusive Neurologie) Schlaganfallpatienten versorgen.
Zur Therapie neurologischer Störungen wird ein medikamentöser Behandlungsplan in die Wege geleitet, beispielsweise mithilfe von Antidepressiva oder Neuroleptika. Wichtig: Eine Neurologin führt keine operativen Eingriffe durch – das ist Aufgabe einer Neurochirurgin.
Mehr als 7.500 Neurologen und Neurologinnen gibt es mittlerweile in Deutschland; die Mehrzahl von ihnen ist stationär in Krankenhäusern, Gesundheitszentren oder Rehabilitationseinrichtungen beschäftigt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine eigene Praxis zu eröffnen. Da viele neurologische Krankheiten noch unheilbar sind, stellt medizinische Lehre und Forschung ein weiteres überaus bedeutendes und zukunftsträchtiges Arbeitsfeld dar.
Beim Neurologen handelt es sich um einen gesetzlich reglementierten Weiterbildungsberuf. Zuerst muss die ärztliche Approbation erworben werden – zu diesem Zwecke wird das sechsjährige grundständige Medizinstudium absolviert. Anschließend muss eine Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie abgeschlossen werden, welche üblicherweise weitere fünf Jahre in Anspruch nimmt.
Um den eigenen Wissensschatz auszubauen, können anschließend zudem verschiedene Weiterbildungsangebote wahrgenommen werden, beispielsweise in Notfallmedizin oder Medizinischer Genetik. Viele Neurologen entscheiden sich auch für eine zweite fachärztliche Weiterbildung, z. B. in Psychiatrie, damit die Behandlung noch ganzheitlicher durchgeführt werden kann.
Als unverzichtbares Werkzeug bei der Diagnose neurologischer Störungen nimmt die Arbeit mit bildgebenden Verfahren eine zentrale Rolle ein, weswegen diesbezüglich technisches Know-how vonnöten ist. Bei der Auswertung kommt es weiterhin auf Beobachtungsgabe und Genauigkeit an.
Neben fachlichem Wissen ist beim Umgang mit Patienten stets auch Empathie und Freundlichkeit entscheidend; besonders bei schweren neurologischen Störungen ist zudem ein ausgeprägtes Maß an Geduld gefragt. Da interdisziplinäre Arbeit mit anderen Fachärzten keine Seltenheit ist, sollte ein Neurologe zudem Kommunikations- und Teamfähigkeiten vorweisen können. Ebenso sollte Bereitschaft zu gelegentlicher Nacht-, Wochenend- und Schichtarbeit mitgebracht werden.