Wer als Versicherungsfachwirt beziehungsweise Versicherungsfachwirtin tätig ist, hat eine Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zum Fachwirt beziehungsweise zur Fachwirtin für Versicherung und Finanzen absolviert. Mit Spezialisierung auf Versicherungen stehen sie ihren privaten sowie gewerblichen Kunden in sämtlichen Fragen rund um diesen Bereich beratend und betreuend zur Seite, erstellen passende Angebote und arbeiten Verträge aus. Sie übernehmen zudem wesentliche Planungs-, Organisations- und Steuerungsaufgaben im eigenen Unternehmen. Die Bezeichnung Versicherungsfachwirtin ist insofern möglicherweise irreführend, da sie den Bereich der Finanzen ausklammert, welcher jedoch integraler Bestandteil der IHK-Weiterbildung ist.
Versicherungsfachwirtinnen besitzen meist eine abgeschlossene dreijährige Berufsausbildung als Kauffrau für Versicherungen und Finanzen, bevor sie die IHK-Prüfung ablegen. Wer sich gänzlich auf den Bereich Finanzen spezialisieren möchte, kann nach der generalistischen Ausbildung auch direkt den Berufsweg der Fachwirtin für Finanzberatung einschlagen.
Von 1998 bis 2008 nannte sich der Weiterbildungsberuf des Versicherungsfachwirtes Geprüfter Versicherungsfachwirt. Vorläuferberuf hierzu war der Fachwirt – Versicherung.
Der Versicherungsfachwirt bedient in seinem Tagesgeschäft sowohl Aufgaben der Beratung und Betreuung, Angebots- und Vertragserstellung sowie Kundenakquisition als auch die Bearbeitung von tatsächlichen Versicherungs- und Schadenfällen. Dabei entscheidet meist eine Spezialisierung auf bestimmte Versicherungen, beispielsweise Lebensversicherungen oder Rechtsschutzversicherungen, über die genauen Tätigkeitsinhalte des Versicherungsfachwirtes.
Des Weiteren unterteilt sich das Aufgabengebiet in die verschiedenen Tätigkeiten des Innen- sowie Außendienstes. Im klassischen Sinn generiert der Versicherungsfachwirt Neukunden durch Hausbesuche, sodass er häufig im Außendienst unterwegs ist. Doch auch die Betreuung und Beratung bereits bestehender Kunden und Geschäftspartner kann in den Außendienst fallen. Schnittstelle zum Innendienst ist in Sachen Neukundenakquise das Entgegennehmen oder eigenständige Ausführen von Telefonanrufen. Hier kommen zudem organisatorische und verwaltende Aufgaben zum Tragen, zum Beispiel die eigenständige Terminkoordinierung oder Pflege der Kundenstammdaten. Doch egal, ob vor Ort oder im Büro – der Versicherungsfachwirt erkennt die spezifischen Versicherungsbedürfnisse seiner Kunden und holt sich zur passenden Angebotserstellung alle notwendigen Informationen bei diesen ein.
Im nächsten Schritt stellt er die angebotenen Versicherungen und Vertragsleistungen seinen Kunden vor, bespricht enthaltene Konditionen und passt das Angebot möglicherweise an neu aufkommende Wünsche oder einen veränderten Bedarf an. Hierzu gehört auch die Beurteilung möglicher Risiken, welche in den Vertragsangeboten Berücksichtigung finden. Gegebenenfalls entwickelt er im Zuge dessen spezifische Problemlösungsstrategien. Auch die passende Tarifkalkulation obliegt dem Versicherungsfachwirt – durch fundierte Kenntnisse der Branche bestimmt er die genauen Gebühren für Vertragsabschluss und Laufzeit.
Kommt es zu einem tatsächlichen Schadensfall, nimmt der Versicherungsfachwirt die gemeldeten Schäden fachgerecht auf. Manchmal konsultiert er auch einen Gutachter, sollten beispielsweise Zweifel am Schadensfall bestehen. Anschließend prüft er den abgeschlossenen Versicherungsschutz seines Kunden und kümmert sich um die Schadensregulierung.
Neben diesen versicherungsspezifischen Aufgaben übt der Versicherungsfachwirt auch unternehmensintern wichtige Tätigkeiten aus: Er plant Arbeitsabläufe innerhalb des Betriebs und steuert diese. Dazu gehört auch die Ermittlung des Bedarfs an Personal, welches er ebenso beaufsichtigt wie deren Schulung und Weiterbildung verantwortet. Ebenso beobachtet und analysiert der Versicherungsfachwirt den Markt sowie die Konkurrenz, führt Analysen durch und entwickelt Strategien zur eigenen Umsatzsteigerung. Hier fallen gegebenenfalls auch Maßnahmen der Werbe- und Verkaufsförderung an.
Die Versicherungsfachwirtin kann klassischerweise im Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgewerbe arbeiten, sprich in Versicherungs- und Maklerbüros sowie bei Banken und Kreditunternehmen. Auch ist eine Beschäftigung in entsprechenden Organisationseinheiten anderer Wirtschaftsunternehmen denkbar, so etwa in der Automobilindustrie oder bei Leasingunternehmen.
Versicherungsfachwirtinnen arbeiten häufig im Angestelltenverhältnis, sie können sich jedoch auch als Vertreter beziehungsweise Agenturinhaber eines Versicherungskonzerns selbstständig machen und ein eigenes Versicherungsbüro eröffnen.
Da es sich beim Versicherungsfachwirt um eine berufliche Weiterbildung handelt, die durch eine Prüfung der Industrie- und Handelskammer bundeseinheitlich geregelt ist, stellt eine vorher abgeschlossene Berufsausbildung als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen einen gängigen Zugang zur Prüfung dar. Alternativ kann auch ein entsprechendes Studium die Zulassung zur Prüfung berechtigen. Dieses wird häufig in den Studienrichtungen Versicherungswesen, Rechnungswesen, Accounting & Finance oder Finanzmanagement absolviert. Ebenso steht Quereinsteigern mit einer anderen kaufmännischen oder verwaltenden Berufsausbildung sowie einer angeschlossenen einschlägigen Berufserfahrung der Zugang zur IHK-Prüfung offen.
Der erfolgreiche Abschluss der Prüfung ist in allen Fällen essenziell für die Ausübung der Tätigkeiten eines Versicherungsfachwirtes, denn für die gewerbsmäßige Vermittlung von Versicherungs- und Rückversicherungsverträgen benötigt man die damit erteilte Erlaubnis der örtlichen Industrie- und Handelskammer sowie eine Eintragung im dortigen Vermittlerregister
Um die vielfältigen Aufgaben des Arbeitsalltages einer Versicherungsfachwirtin abzudecken, benötigt sie umfassende Kenntnisse und Kompetenzen, sowohl fachlicher als auch persönlicher Natur. So ist das fundierte betriebswirtschaftliche Know-how essenziell, um die Unternehmensleitung, Verwaltung und Buchhaltung auszuführen und zu betreuen. Die unternehmensinternen Aufgabenbereiche der Personalbedarfsermittlung sowie Mitarbeiterförderung bedingen Führungskompetenzen und ein gewisses Organisationsgeschick. Dieses kommt nicht nur bei der Gewährleistung reibungsloser Arbeitsvorgänge im Unternehmen selbst zum Tragen – auch die Koordinierung unterschiedlicher Termine und Fristen sowie die Betreuung eines breiten Kundenstammes erfordern eine strukturierte Arbeitsweise und gutes Zeitmanagement.