Bauphysikerinnen und Bauphysiker kümmern sich um die Planung und Prüfung von Baustoffen und Bauvorhaben. Sie untersuchen und entwickeln Baumaterialien für die Verwendung beim Lärmschutz, Wärmeschutz oder zur Verhinderung von Feuchtigkeitsschäden. Außerdem erstellen sie Gutachten und beraten bei Bauschäden ebenso wie bei geplanten Bauvorhaben.
In der Regel handelt es sich bei diesem Beruf um ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieure. Aus diesem Grund existiert die synonyme Berufsbezeichnung Ingenieurin bzw. Ingenieur für Bauphysik. Verwandte Berufe sind zudem Architektin, Akustiker, Bausachverständige oder Physikingenieur.
Lärm, Hitze, Feuchtigkeit oder Erschütterungen: Externe Faktoren können zu einer großen Belastung für Bauwerke und Bewohner führen. Um diesen Problemen vorzubeugen, beschäftigen sich Bauphysiker mit der Prüfung und Entwicklung von Baustoffen. Hierbei erstellen sie spezielle Berechnungsmodelle und führen Experimente durch, um den Einfluss von Kräften und Temperaturen auf verschiedene Baumaterialien zu ermitteln. Diese bauphysikalischen Forschungsergebnisse können sie anschließend in die technische Entwicklung optimierter Werkstoffe oder Herstellungsverfahren einfließen lassen. Zugleich können sie ihr Wissen nutzen, um neue Messverfahren und Untersuchungsmethoden für die Durchführung von Qualitätskontrollen zu entwerfen. Auf diese Weise können sie den aktuellen Zustand einer Bausubstanz einordnen und zukünftige Prozesse simulieren.
Ein wichtiges Aufgabenfeld von Bauphysikern ist die Durchführung von Beratungsgesprächen und Sachverständigenleistungen. Hierbei beraten sie Bauherren, Behörden und Architekten bei der Planung von Bauvorhaben: Sie analysieren die einwirkenden Umweltfaktoren und achten auf die Verwendung optimaler Baustoffe sowie auf die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen. Als Gebäudeenergieberater können sie beispielsweise die Energieeffizienz eines Gebäudes deutlich verbessern. Bei bestehenden Gebäuden können sie sich mit der Analyse von Bauschadstoffen befassen und bei Bedarf die Sanierungsarbeiten oder Abbruchmaßnahmen planen und leiten.
Auch eine Beschäftigung im Bereich der wissenschaftlichen Forschung ist denkbar. Zusätzlich zu ihrer Mitwirkung bei Forschungsvorhaben geben sie in diesem Fall ihr Wissen im Rahmen der Hochschullehre weiter.
Bauphysikerinnen arbeiten in verschiedenen Bereichen der Baubranche. Hierzu gehören beispielsweise Architekturbüros für Hochbau, Innenarchitektur oder für bautechnische Gesamtplanungen. Ebenso können sie als Teil eines Ingenieurbüros verschiedene Ingenieurdienstleistungen anbieten oder im Bausachverständigenwesen tätig sein. Beim Ausbau von Gebäuden kommen Bauphysikerinnen ebenso zum Einsatz wie in Unternehmen für Hochbau, Tiefbau oder andere Bereiche des Baugewerbes. Darüber hinaus wirken sie bei Herstellern von Baustoffen an der Produktion und Entwicklung unterschiedlichster Baustoffe mit. Ihr Fachwissen ist zudem in Behörden und Instituten im Bereich der Materialprüfung sowie bei technisch-physikalischen Untersuchungen gefragt. Hier sind sie beispielsweise bei Bauämtern tätig und erstellen Gutachten über Baumaterialien oder Wohngifte. Ingenieurinnen für Bauphysik können sich außerdem für die Selbstständigkeit entscheiden und ein eigenes Ingenieurbüro gründen oder als selbstständige Gutachterinnen tätig sein.
Um den Beruf des Bauphysikers ergreifen zu können, braucht es ein Studium im Bereich Bauphysik. Hierzu existieren sowohl dedizierte Studiengänge als auch die Möglichkeit, Bauphysik als Vertiefungsfach innerhalb eines Bauingenieurstudiums oder Architekturstudiums zu wählen. Zusätzlich können sich Interessenten aus angrenzenden Berufen aktiv um eine Qualifikation durch Fortbildungen im Bereich der Bauphysik bemühen.
Der Titel Ingenieur ist geschützt und darf nur nach dem Abschluss von mindestens sechs theoretischen Semestern in einem entsprechenden Studium genutzt werden. Um den Titel Beratender Ingenieur führen zu dürfen, erfordert es mehrjährige Berufserfahrung sowie eine Mitgliedschaft in einer Länderingenieurkammer inklusive der Eintragung in der dortigen Liste der Beratenden Ingenieure.
Bauphysiker können Anpassungsweiterbildungen absolvieren, um ihr Fachwissen zu vertiefen und neue Kompetenzen zu erlernen. Auf diese Weise erfahren sie beispielsweise von neuen technischen Innovationen, welche sie in ihren Arbeitsalltag integrieren können. Darüber hinaus können Anpassungsweiterbildungen ihnen dabei helfen, sich auf Trends wie nachhaltiges und klimaneutrales Bauen vorzubereiten. Zusätzlich können sich Interessenten angrenzender Berufe aktiv um Fortbildungen im Bereich der Bauphysik bemühen. Relevante Fortbildungsthemen sind beispielsweise:
Wer seine Karriereperspektiven verbessern oder in Führungspositionen aufsteigen möchte, kann eine Aufstiegsweiterbildung absolvieren. Dies ist für Bauphysiker am besten durch den Abschluss eines weiterführenden Studiums zu erreichen. Bachelorabsolventen können beispielsweise ein Masterstudium in den Fächern Bauingenieurwesen, Erneuerbare Energien oder Bauphysik abschließen. Für eine wissenschaftliche Laufbahn oder eine Tätigkeit in der Hochschullehre ist eine Promotion oder eine Habilitation nötig. Darüber hinaus erleichtern diese Abschlüsse den Zugang zu hohen Positionen in der öffentlichen Verwaltung, der Privatwirtschaft oder in der Forschung.
Eine Bauphysikerin befasst sich mit den Eigenschaften von Baumaterialien und Bauwerken. Hierfür benötigt sie nicht nur Fachwissen, sondern auch ausgeprägte analytische Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang muss sie zudem hohe Konzentration, eine gute Beobachtungsgabe und Durchhaltevermögen beweisen können. Mit ihrer Arbeit übernimmt sie eine wichtige Rolle in Bezug auf die Qualität, aber auch hinsichtlich der Sicherheit von Gebäuden. Aus diesem Grund sollte sich eine Bauphysikerin auch durch Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit auszeichnen. Diese Eigenschaften sind insbesondere im Rahmen ihrer gutachterlichen Tätigkeiten von Bedeutung, bei denen ihre Einschätzungen über die Zukunft von Bauvorhaben entscheidet. Gute kommunikative Kompetenzen sowie Teamfähigkeit können die Zusammenarbeit mit Auftraggebern, Fachleuten und Kollegen wesentlich erleichtern.