Verkehrssichere Bäume und Begrünungen, regionale Produkte im Supermarkt oder der einwandfreie Betrieb eines Golfplatzes – die Agrarwirtschaft ist ein besonders umfangreicher Sektor mit unterschiedlichsten Berührungspunkten. Fachagrarwirte und Fachagrarwirtinnen sind spezialisierte Fach- und Führungskräfte, die sich auf allen Ebenen mit Bereichen der Agrarwissenschaft sowie Betriebswirtschaft auseinandersetzen. Besonders häufig kommen sie im Gartenbau bzw. der Landschaftspflege zum Einsatz.
Aufgrund der vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, etwa in der Baumpflege, Sport- und Golfplatzpflege oder der Nutztierhaltung, kann ihre Tätigkeit beispielsweise mit dem Beruf des Gärtnermeisters, der Baumpflegerin, aber auch eines Herdenmanagers oder einer Technikerin im Bereich Umweltschutztechnik verwandt sein.
Die Fachagrarwirtin kann ihren Schwerpunkt auf diverse Bereiche der Agrarwirtschaft legen, weshalb ihre konkreten Tätigkeiten und Handlungsfelder ausgesprochen unterschiedlich ausfallen. Im Allgemeinen analysiert und beurteilt sie meist eine vorhandene Situation in einem landwirtschaftlichen Arbeitsumfeld und leitet entsprechende Maßnahmen ab, für deren Organisation und qualitative Durchführung sie die Verantwortung trägt.
In der Baumpflege ist die Fachagrarwirtin zum Beispiel für die botanische Diagnose auftretender Schäden oder Gefahren am Baum zuständig. Sie identifiziert die Ursache des Defizits, etwa einen Krankheitsbefall oder die Verkehrsunsicherheit aufgrund eines stark verwitterten Baums, und plant erforderliche Sanierungsmaßnahmen. Dabei ist sie Ansprechpartnerin für Bürgerinnen, die Kundschaft sowie Einsatzkräfte, erstellt Angebote und kalkuliert den Kostenaufwand. Die Fachagrarwirtin koordiniert das gesamte Projekt, organisiert Gerätschaften, leitet die Mitarbeitenden an und dokumentiert den Prozess. Außerdem kennt sie sich mit allen relevanten Richtlinien des Umweltschutzes sowie der Verkehrssicherheit aus und sorgt für Unfallverhütung und Arbeitssicherheit.
Ebenfalls kann die Fachagrarwirtin als Greenkeeperin in der Sport- und Golfplatzpflege beschäftigt sein, wo sie hauptsächlich für die Instandhaltung und Weiterentwicklung von Rasenflächen sowie Nutzungskonzepten verantwortlich ist. Als Head-Greenkeeperin kann die Fachagrarwirtin beispielsweise selbst einen Golfplatz leiten, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Öffentlichkeitsarbeit durchführen, den Mitarbeitereinsatz managen und Betriebsmittel beschaffen. Zugleich kann sie weiterhin an der Platzpflege beteiligt sein.
Im Zusammenhang mit der Haltung und Zucht von Nutztieren kann die Fachagrarwirtin im Bereich Herdenmanagement, Klauenpflege oder im Besamungswesen tätig sein. Auch hier analysiert sie den gesundheitlichen Zustand der Rinder, Schweine oder Hühner und stellt die künstliche Fortpflanzung oder die korrekte Behandlung der Hufe und Klauen sicher. Auf technischer Seite ist eine Fachagrarwirtin zum Beispiel für die Kontrolle und Konzeption von Biomassenkraftwerken und Biogasanlagen autorisiert und treibt die Nutzung erneuerbarer Energien voran.
Hat sich die Fachagrarwirtin für das Rechnungswesen entschieden, ist sie kompetente Beraterin für agrarwirtschaftliche Betriebe. Sie betreut ihre Kundschaft in steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten, klärt Kostenfragen und bildet Möglichkeiten der Finanzierung oder Investition ab. Als Expertin im Rechnungswesen erstellt die Fachagrarwirtin Bilanzierungen, erarbeitet Steuererklärungen, verwaltet Konten und prüft Gehaltsabrechnungen mit dem Ziel einer möglichst kosteneffizienten Betriebsführung.
Der agrarwirtschaftliche Sektor bietet vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. So kann ein Fachagrarwirt in Unternehmen und Ämtern des Garten- und Landschaftsbaus tätig sein oder für Bauernverbände und Landwirtschaftskammern arbeiten. Ebenfalls ist es möglich, bei einer Kanzlei der Wirtschaftsprüfung oder Steuerberatung oder bei einem landwirtschaftlichen Betrieb der Nutztierhaltung angestellt zu sein.
Der Zugang zur Tätigkeit kann durch eine Weiterbildung zur geprüften Fachagrarwirtin im jeweiligen Fachbereich erlangt werden. Voraussetzung hierfür ist in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung zur Gärtnerin, Forstwirtin, Winzerin oder Landwirtin. Im Besitz einer anderen anerkannten Ausbildung sollte die Bewerberin mindestens drei Jahre berufliche Erfahrung vorweisen können. Ohne eine Ausbildung sind meist fünf Jahre Berufspraxis erforderlich, um die Weiterbildung zur Fachagrarwirtin absolvieren zu können.
Abhängig von ihrem Arbeitsfeld muss die Fachagrarwirtin außerdem ein Zertifikat für Seilklettertechnik oder Arbeitssicherheit im Bereich Baum aufweisen und an einem Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen. Vorteilhaft kann ebenfalls der Besitz des Führerscheins oder Meisterbriefs sein.
Die Fachagrarwirtin hat die Möglichkeit, sich durch Fortbildungen und Lehrgänge für eine verantwortungsvollere Position in ihrem Fachbereich zu qualifizieren. Beispielsweise kann eine Fachagrarwirtin im Bereich Sport- und Golfplatzpflege zur Head-Greenkeeperin aufsteigen. Auch ohne Hochschulzugangsberechtigung hat die Fachagrarwirtin die Chance, ein Studium zu beginnen. Naheliegende Studiengänge sind zum Beispiel Agrarwissenschaften, Agrarmanagement, Naturschutz oder Agrarbiologie. Infrage kommen ebenfalls Landschaftsökologie, Landschaftsarchitektur, Betriebswirtschaftslehre oder Tiermedizin.
Unabhängig von seinem agrarwirtschaftlichen Fachgebiet sollte ein Fachagrarwirt kommunikationsstark, flexibel und teamfähig sein, kundenorientiert sowie verantwortungsbewusst handeln und Einsatzbereitschaft zeigen. Wichtige Eigenschaften eines Fachagrarwirts können neben Durchsetzungsvermögen und Organisationsfähigkeit, körperliche Fitness, eine gute Auffassungsgabe sowie ein technisches Verständnis sein.