Essstörungen, Depressionen und andere Krankheiten, die zunächst nur ein einzelnes Familienmitglied zu betreffen scheinen, wurzeln oft in unterschwelligen Konflikten innerhalb der Familie. Der Familientherapeut bzw. die Familientherapeutin deckt mit Hilfe psychotherapeutischer Verfahren Problemquellen auf, versucht, diese zu beseitigen und unterstützt die Familie so auf dem Weg zurück in ein gesundes und harmonisches Familienleben.
Viele Familientherapeuten bieten auch Paartherapie an. Das Berufsbild eines Familientherapeuten ist nicht mit dem eines Familienberaters bzw. einer Familienberaterin zu verwechseln.
Die Familientherapeutin versucht durch Gespräche in Einzeltherapien und Gruppensitzungen, die Ursachen familiärer Probleme zu erkennen und Lösungen aufzuzeigen. Betroffene Familien sind alleine oft nicht im Stande, die Gründe für auftretende Konflikte auszumachen und wenden sich aus diesem Grund in vielen Fällen an eine Therapeutin. Im ersten Schritt klärt die Familientherapeutin die Betroffenen über verschiedene Therapiemöglichkeiten und die damit verbundenen Kosten auf. Im Laufe der Sitzungen analysiert sie Verhaltensauffälligkeiten und Störungen einzelner Familienmitglieder, betrachtet aber auch die Familie als Ganzes und erstellt, mithilfe ihrer Beobachtungen und der daraus folgenden Diagnose, einen Behandlungsplan.
Sie zeigt ihren Klienten außerdem wie sie mit Stress und Belastungen umgehen und ihre Sorgen und Nöte kommunizieren können. Die Familientherapeutin versucht dabei, sich in jedes Familienmitglied individuell hineinzuversetzen, ohne eine Person zu bevorzugen. Die Behandlungen selbst gestaltet sie mithilfe entsprechender Interventionstechniken und psychotherapeutischer Verfahren, durch die ein Vertrauensverhältnis hergestellt und eine offene Kommunikation angeregt werden soll. Da die Familientherapie nicht an eine Therapieform gebunden ist, wendet die Familientherapeutin verschiedene Arten wie Verhaltenstherapie, Systematische Therapie oder Tiefenpsychologische Therapie an. Je nach Therapieausrichtung unterscheidet sich auch die jeweilige Vorgehensweise.
Weitere Aufgaben der Therapeutin sind die genaue Dokumentation des therapeutischen Verlaufs, das Ziehen von Zwischenbilanzen und die Bewertung des Therapieerfolgs. Nach der Therapie führt die Familientherapeutin mit den Klienten abschließend ein sogenanntes Follow-up-Gespräch.
Viele Familientherapeuten arbeiten selbstständig und haben eigene Praxisräume, in denen sie ihre Klienten empfangen können. Doch auch eine Anstellung in einer Praxisgemeinschaft ist eine Möglichkeit. Ein Familientherapeut findet außerdem Beschäftigung in Kliniken oder Familienberatungsstellen.
Der Zugang zur Tätigkeit als Familientherapeutin ist reglementiert. In der Regel ist ein abgeschlossenes Studium an einer Universität oder Fachhochschule im Bereich Humanwissenschaften Grundvoraussetzung. Da die Familientherapie der Systematischen Therapie sehr ähnlich ist, haben viele Familientherapeutinnen eine Weiterbildung in diesem Bereich absolviert. Dies ist jedoch keine Notwendigkeit, da die Familientherapie an keine Therapieform gebunden ist.
Verpflichtend ist jedoch eine Weiterbildung in einem Mitgliedsinstitut des Dachverbands für Familientherapie und systemisches Arbeiten (DFS) oder die offizielle Anerkennung einer ähnlichen Ausbildung. Die Weiterbildung zur Familientherapeutin dauert in der Regel drei Jahre und wird mit einer Abschlussarbeit sowie mit einem Kolloquium beendet. Während dieser drei Jahre muss die Auszubildende 150 Therapiestunden selbstständig, jedoch unter Supervision, durchgeführt haben.
Ein Familientherapeut sollte Freude am Umgang mit Menschen und eine gute Kommunikationsfähigkeit haben. Da der Therapeut oft mit schwierigen Situationen und Schicksalen konfrontiert ist, muss er psychisch äußerst belastbar und ausdauernd sein. Auch überdurchschnittliches Engagement, Einfühlungsvermögen und Kreativität sind Eigenschaften, die zum Erfolg in diesem Beruf führen. Für Menschen, die unregelmäßige Arbeitszeiten eher als negativ empfinden und nicht bereit sind, auch an Wochenenden zu arbeiten, ist dieser Beruf nicht die richtige Wahl.