Kameraleute haben auf einem Set im wahrsten Sinne des Wortes den Durchblick: Sie wirken bei Filmproduktionen bzw. Fernsehproduktionen mit und sind dort für die technische und künstlerische Umsetzung aller mit einer Kamera filmbaren Ideen verantwortlich. Je nach Aufgabenverteilung können sie eher ausführend tätig sein und den Anweisungen der Regie entsprechen, aber ebenso selbst eine aktive und kreative Rolle bei der Bildgestaltung einnehmen.
Im Alltag auf einem Filmset bzw. TV-Set arbeitet ein Kameramann oder eine Kamerafrau eng mit Regisseurin, Tontechniker, Film-Producerin bzw. TV-Producerin, Cutter bzw. Filmeditor und Beleuchterin zusammen. Je nach Budget kann eine Produktion auch Computer Generated Imagery (CGI) beinhalten, dann ist ebenso ein Visual Effects Artist eingebunden.
Im Englischen wird der Titel Director of Photography (DP) verwendet, dieser Begriff ist auch im deutschsprachigen Raum geläufig.
Eine Kamerafrau steht bei Produktionen von audiovisuellen Projekten für Film und Fernsehen hinter der Kamera und sorgt dafür, dass alle zu filmenden Szenen technisch und künstlerisch angemessen eingefangen werden. Sie kann sowohl bei Spielfilmen als auch bei Dokumentationen eingesetzt werden, aber ebenso TV-Serien, Werbespots oder Musikvideos drehen: Solange es sich um Bewegtbild handelt, sind Kameraleute zur Stelle.
Welche exakten Aufgaben sie übernimmt, hängt vor allem davon ab, wie viel Handlungsspielraum ihr eingeräumt wird bzw. wie viel künstlerische Freiheit das Projekt erfordert. Bei Werbeclips kommt es etwa eher auf eine technisch saubere Ausführung an. Wichtig ist vor allem die vorteilhafte Zurschaustellung des jeweiligen Produkts – die meisten Elemente und Parameter sind deswegen vom Auftraggeber bestimmt. Bei Produktionen für Film oder Fernsehen kann es sich anders verhalten, das hängt dann jedoch vor allem von der Arbeitsweise der Regisseurin ab: Manche sind gerne in sämtliche Details des visuellen Looks eingebunden und haben dementsprechend klare Vorstellungen bezüglich Kameraeinstellung, Belichtung und der sogenannten Mise en scène, also der Bildkomposition. Andere Regisseurinnen lassen ihren Kameraleuten hingegen weitgehend freie Hand und vertrauen auf deren ästhetisches Gespür.
In jedem Fall kümmert sich eine Kamerafrau aber um die technische Vorbereitung der zu filmenden Szene, denn die heutige Bildtechnik ist mir einer simplen Kamera nicht abgedeckt: Stattdessen muss zusätzlich eine Unmenge an Kabeln, Kamerawagen (Dollys), Stativen, Objektiven und Scheinwerfern organisiert werden. Oftmals wählt eine Kamerafrau auch den Drehort selbst aus oder bespricht sich diesbezüglich mit der Regisseurin oder der Drehbuchautorin. Beim filmischen Prozess an sich führt die Kamerafrau dann oftmals sämtliche Kamerafahrten und Kameraschwenks aus, wobei diese Aufgabe auch die Kameraassistentin übernehmen kann. Das letzte Wort über Kamerawinkel, Kameralinse und Einstellungsgröße haben aber stets Regisseurin und Kamerafrau.
Je nach Szene können sich Kameraleute dafür entscheiden, besondere Kameras einzusetzen, zum Beispiel Handkamera, Unterwasserkamera oder Steadicam. Mit speziellen Objektiven und Filtern lassen sich zudem auch Trickeffekte erreichen. Hier verwischt dann bereits die Grenze zwischen Produktion und Postproduktion – an letzterer ist eine Kamerafrau natürlich auch beteiligt, etwa wenn sie Farbkorrekturen vornimmt. Diese Aufgabe entfällt indessen bei Live-Produktionen, zum Beispiel bei Sportveranstaltungen: Hier drehen dann zumeist mehrere Kameraleute gleichzeitig, damit immer zur günstigsten Perspektive geschnitten werden kann. In diesem Falle hat die Aufnahmeleiterin die oberste Entscheidungsgewalt.
Eine Kamerafrau arbeitet in der Regel für ein Unternehmen der Filmwirtschaft und Fernsehwirtschaft oder für Rundfunkanstalten. Ebenso kann sie für Medienfirmen tätig sein. Viele Kameraleute sind als Freelancer tätig und werden lediglich für ein spezielles Projekt angeheuert – üblich ist es zudem, dass sich im Laufe der Zeit ein enges Verhältnis zu bestimmten Regisseurinnen bildet. Die meisten Regisseurinnen arbeiten daher häufig immer mit derselben Kamerafrau zusammen.
Angehende Kameraleute absolvieren eine entsprechende Ausbildung oder Weiterbildung. Wie diese abläuft und geregelt ist, hängt stark vom jeweiligen Lehrgangsträger ab. Der Beruf kann an Filmhochschulen und Filmakademien gelernt werden; ebenso ist ein Studium an einer Fachhochschule, Universität oder Kunsthochschule möglich. Auch eine passende Ausbildung, zum Beispiel zum Mediengestalter Bild und Ton, kann zum Ziel führen. In allen Fällen spielt jedoch das Sammeln von Berufserfahrung eine wichtige Rolle – viele Kameraleute haben daher etwa als Kabelträger oder Kameraassistent begonnen.
Ein Kameramann ist Handwerker, Techniker und Künstler zugleich. Einerseits muss er mit allen Feinheiten der Kameratechnik vertraut sein und beispielsweise wissen, wie ein Filmset oder Drehort richtig ausgeleuchtet wird und welche Kamera sowie Kameralinse am besten zu einer Szene passt. Andererseits muss er ein großes ästhetisches Gespür für Bildkomposition und Farbgestaltung mitbringen, hier ist dann auch Kreativität ein absolutes Muss.
Wichtige Softskills sind zudem Geduld, Ausdauer und Belastbarkeit; denn bis eine Szene im Kasten ist, können manchmal viele Stunden vergehen. Entsprechend lange dauert ein Tag an einem Filmset, reguläre Arbeitszeiten gibt es für Kameraleute meist nicht. Stattdessen ist er im Rahmen eines Projektes viele Tage am Stück aktiv, um dann wieder für längere Zeit nicht direkt hinter der Kamera zu stehen und stattdessen etwa die nächste Aufgabe vorzubereiten. Unverzichtbar ist obendrein ausgeprägte Teamfähigkeit, denn bei Film und Fernsehen arbeiten stets vielköpfige Teams.