Liegen Störungen des Stimmapparats und Sprachapparats vor, helfen Klinische Linguisten und Linguistinnen weiter. Sie nähern sich in der Therapie auf akademisch linguistische Weise der Störung und entwickeln mit den Patienten eine Therapiemöglichkeit. Die Tätigkeiten decken sich mit denen der Logopäden und Logopädinnen, diese konzentrieren sich allerdings eher weniger auf den linguistischen Teilbereich. Klinische Linguisten und Linguistinnen werden auch Patholinguisten und Patholinguistinnen genannt.
Klinische Linguistinnen behandeln als akademische Sprachtherapeuten Erwachsene, Kinder, aber auch Senioren mit Sprachstörungen, Sprechstörungen, Stimmstörungen, Schluckstörungen und Kommunikationsstörungen. In den Sitzungen stellen sie Diagnosen und entwickeln individuelle Therapiepläne, die sie mit ihren Patienten umsetzen. Sie arbeiten eng mit Ärzten und Kliniken zusammen, da bei Beeinträchtigungen des Sprachapparats auch andere Erkrankungen naheliegend sein können. Durch die Zusammenarbeit können sie die bestmögliche Therapie erreichen. Klinische Linguistinnen versuchen herauszufinden, welche psycho-sozialen Faktoren die vorliegende Störung begünstigen. Beispiele hierfür sind ein Schlaganfall, eine Entwicklungsverzögerung oder ein Unfall. Häufig finden die Therapiesitzungen einmal oder mehrmals in der Woche statt. Klinische Linguistinnen dokumentieren den Verlauf und bereiten die anstehende Sitzung intensiv vor. Sie sind ihren Patienten sowohl körperlich als auch persönlich sehr nah. Es kann sein, dass manche Übungen es erfordern, den Patienten im Gesicht zu berühren, um die richtige Ausführung sicherzustellen. Mit Kindern versuchen sie, spielerisch an die Übungen heranzugehen.
Klinische Linguisten haben meist während ihres Studiums eine Tendenz, ob sie lieber in der Reha-Klinik, einer geriatrischen Abteilung in einer Klinik oder in einer eigenen Praxis arbeiten möchten. Sie können ihrer Tätigkeit aber auch in Sprachheilkindergärten, Kindertagesstätten, in Altenpflegezentren oder in Einrichtungen zur Frühförderung nachgehen. Auch Beratertätigkeiten in Förderstellen und Ambulanzen sind möglich. Nach der Beendigung des Masters stehen die Wege auch in Richtung Forschung offen.
Zukünftige Klinische Linguistinnen müssen ein Studium im Fach Klinische Linguistik, Patholinguistik oder Sprachtherapie absolviert haben. Dabei ist es sowohl möglich, mit einem Bachelor in den Beruf einzusteigen als auch mit einem Master. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass zukünftige Klinische Linguistinnen nur Störungen behandeln dürfen, auf die sie im Studium bereits vorbereitet worden sind. Daraus lässt sich schließen, dass einem mit einem Master mehr Möglichkeiten offenstehen. Für die Eröffnung einer eigenen Praxis ist ein Master sogar Pflicht. Zusätzlich müssen sich zukünftige Klinische Linguistinnen durch den Bundesverband Klinische Linguistik (BKL) zertifizieren lassen. Mit diesem Zertifikat wird nachgewiesen, dass genug Praxiserfahrung vorhanden ist und die Inhalte des Studiums die jeweilige Person zur vollwertigen Klinische Linguistin qualifizieren. Je nach Studium muss, um dieses Zertifikat zu erlangen, noch ein zwölfmonatiges Praktikum absolviert werden. Klinische Linguistinnen müssen ein phoniatrisches Gutachten vorweisen, aus dem hervorgeht, dass ihre Stimmleistung und Hörleistung ausreichen, um den Beruf auszuüben. Meistens bestimmt der Inhalt des Studiums die jeweilige Spezialisierung und die Störungen, die behandelt werden dürfen. Klinische Linguistinnen, die eine eigene Praxis haben, müssen stetig nachweisen, dass sie sich fortbilden.
Klinische Linguisten müssen ihren Patienten während einer Behandlung psychologisch-beratend zur Seite stehen. Zusätzlich kann es sein, dass sie ihnen Mut machen müssen, wenn sich Therapieerfolge nicht sofort offenbaren. Mit ihren Patienten sollten sie geduldig umgehen und Einfühlungsvermögen zeigen. Gleichzeitig dürfen sie die Schicksale ihrer Patienten nicht zu nah an sich heranlassen, da diese teilweise belastend sein können.