Die Behandlung von psychischen und seelischen Störungen und Krankheiten verbinden die meisten Menschen mit Medikamenten sowie vor allem intensiven therapeutischen Gesprächen. Bei einem Musiktherapeuten bzw. einer Musiktherapeutin stehen hingegen Klänge, Melodien und Rhythmen im Mittelpunkt. Diese werden zur Verbesserung oder Erhaltung des psychischen und physischen Zustands eines Patienten oder einer Patientin eingesetzt.
Es handelt sich beim Beruf also um eine Spezialform der Therapeutin, die viele Aspekte des Musikerberufs in sich vereint. Ähnlich wie Tanz- und Bewegungstherapeutinnen oder Kunsttherapeuten wirkt die Behandlungsmethode auf einer nonverbalen Ebene.
Einfach nur wahllos Lieder hören? Mitnichten, denn Musiktherapie ist ein anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren, welches sich auf empirische Grundlagen stützt und auf systematische Art und Weise die körperliche und geistige Gesundheit von Patientinnen wiederherstellt und fördert. Sie ist nicht nur eng mit der Psychologie, sondern auch mit Medizin sowie Pädagogik verbunden. Dabei teilt sie sich in zwei große Unterbereiche auf: Bei der rezeptiven Musiktherapie ist die behandelte Person in der Rolle der Zuhörerin und lauscht Musikstücken, die auch von der Therapeutin selbst vorgespielt werden können. Bei der aktiven Musiktherapie erzeugt die Patientin die Musik hingegen selbst, etwa durch simple Musikinstrumente oder durch Singen.
Welche Form der Musiktherapie sowie welche konkreten Behandlungsmaßnahmen am besten geeignet sind, hängt vor allem von der Patientin ab. Eine Musiktherapeutin kann bei einer extrem großen Spannbreite an Problemen eingesetzt werden: Sie arbeitet sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen sowie mit Senioren und wird etwa bei Depressionen, bei der Palliativbetreuung oder bei Traumafällen zurate gezogen. Das sind indessen nur einige Beispiele, theoretisch kann eine Musiktherapeutin bei fast allen mentalen und oftmals auch körperlichen Leiden einen positiven Beitrag leisten. Insbesondere kommt sie dann zum Einsatz, wenn eine herkömmliche verbale Gesprächstherapie fehlschlägt, etwa wenn ein autistisches Kind Schwierigkeiten damit hat, sich auszudrücken.
Zu Beginn der Therapie führt eine Musiktherapeutin daher eine eingehende Anamnese durch, also eine Beleuchtung der ganzen Krankheitsgeschichte. Anhand dessen erstellt sie dann einen Therapieplan, hier wählt sie dann auch geeignete Instrumente und Lieder aus. Diese können mit anderen kreativen Aktivitäten wie etwa Tanzen oder Malen verbunden werden. Oftmals beinhaltet eine Musiktherapie durchaus Einzelgespräche zwischen Therapeutin und Patientin, im Mittelpunkt steht jedoch stets die Musik. Auch wenn Musiktherapie vielen Außenstehenden schwer greifbar scheint, so folgt sie doch strengen wissenschaftlichen Standards – deswegen dokumentiert eine Musiktherapeutin sämtliche Sitzungen und Therapieschritte.
Musiktherapeutinnen können in ganzheitlich ausgerichteten psychotherapeutischen oder heilpädagogischen Einrichtungen und Kliniken arbeiten. Ebenso werden sie in Rehabilitationskrankenhäusern, Pflegeheimen, Wohnheimen und Hospizen eingesetzt. Es gibt aber auch therapeutische Praxen, die sich speziell auf Musiktherapie spezialisiert haben – hier besteht dann zudem die Möglichkeit der beruflichen Selbstständigkeit. Darüber hinaus finden sich Musiktherapeutinnen vereinzelt in Förderschulen und Musikschulen.
Musiktherapie ist mittlerweile ein anerkanntes und eigenständiges Studienfach. Zukünftige Musiktherapeuten müssen in der Regel also eine Hochschulzugangsberechtigung besitzen, hinzu wird oftmals erste Berufserfahrung in Form eines Praktikums verlangt. Bildungsträgern steht es zudem frei, Eignungstests und Auswahlgespräche durchzuführen. Das Studium an sich schließt mit dem Bachelor of Arts (B. A.) bzw. Master of Arts (M. A.) ab.
Der Beruf des Musiktherapeuten ist indessen nicht gesetzlich geschützt, deswegen können Musiktherapeuten stattdessen auch eine Ausbildung bei privaten Lehrgangsträgern absolvieren. Egal wo er sein Wissen erwirbt, auf dem Lehrplan stehen üblicherweise etwa folgende Bereiche:
Ein Musiktherapeut sollte zuallererst natürlich Musik lieben und dementsprechend auch musikalische Begabung sein Eigen nennen. Idealerweise beherrscht er ein oder mehrere Instrumente und besitzt weitreichendes Wissen über verschiedene Stile und Stücke. Gleichzeitig benötigt er ebenso psychologisches und pädagogisches Know-how, daher muss er große Kommunikationsfähigkeiten sowie vor allem sehr viel Empathie und Verständnis mitbringen. Im Umgang mit Patienten ist dann auch eine gesunde Portion Geduld gefragt.