Kunsttherapeuten bzw. Kunsttherapeutinnen behandeln psychische Störungen, indem sie die Patienten zur künstlerischen Betätigung anleiten. Die künstlerische Aktivität wird durch die Erkenntnisse aus Medizin, Gesellschaftswissenschaften, Psychologie und Pädagogik ergänzt.
Im Arbeitsalltag stehen sie mit anderen Therapeuten bzw. Therapeutinnen sowie Ärzten und Ärztinnen im Austausch.
Kunsttherapeutinnen kommen zum Einsatz, wenn durch ihre Arbeit eine Verbesserung der Lebensqualität des Patienten zu erwarten ist. Viele Kunsttherapeutinnen behandeln in der Psychotherapie psychotische, psychosomatische und depressive Störungen. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Heil- und Sonderpädagogik mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen sowie Menschen mit Behinderung. Die Kunsttherapie wird aber auch bei Resozialisierungsprozessen von Straffälligen durchgeführt. Hauptgegenstand der Therapie sind Methoden des kreativen Gestaltens:
Wenn eine Kunsttherapeutin die Behandlung eines neuen Patienten aufnimmt, muss sie zunächst eine Diagnose stellen, indem sie unter anderem die gesundheitliche Vorgeschichte der Patienten berücksichtigt. Daraufhin wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, denn für jede Diagnose wählt die Therapeutin eine auf die Bedürfnisse des Patienten angepasste Behandlungsmethode aus. Während und nach der künstlerischen Aktivität wird der Patient ermutigt, die eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen zu reflektieren. Die Dokumentation und Analyse des Verlaufs ermöglicht es, den Fortschritt des Patienten zu bestimmen. Kunsttherapeutinnen tauschen sich regelmäßig in Supervisionen aus.
Kunsttherapeutinnen können zudem an Hochschulen in der wissenschaftlichen Forschung tätig sein. Sie entwickeln neue Methoden für die Kunsttherapie und veröffentlichen ihre Ergebnisse in Fachpublikationen. Als Dozentinnen führen sie Vorlesungen und Seminare durch und unterstützen die Studierenden bei schriftlichen Arbeiten.
Kunsttherapeuten, die psychotherapeutisch arbeiten, finden eine Anstellung in Kliniken für Psychosomatik, in Psychiatrien oder Praxen für Kunsttherapie. Kunsttherapeuten in der Heil- und Sonderpädagogik arbeiten z. B. in Altenpflegeheimen oder in Wohnheimen für Menschen mit Behinderung. Im Strafvollzug helfen Kunsttherapeuten bei der Resozialisierung von Straffälligen. An Universitäten werden Kunsttherapeuten als Wissenschaftler oder Dozenten beschäftigt. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen.
Eine Kunsttherapeutin erlernt ihren Beruf durch ein Studium im Bereich Kunsttherapie oder durch eine spezielle Ausbildung. Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung können je nach Anbieter die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife, eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium sein. Außerdem kann ein Nachweis über die gesundheitliche Eignung gefordert werden. Um die künstlerischen Fähigkeiten überprüfen zu können, muss meist eine Mappe mit Arbeitsproben vorgelegt werden. Die Ausbildung zur Kunsttherapeutin dauert in der Regel zwei Jahre und ist zum Teil mit hohen Ausbildungskosten verbunden. Die Ausbildungsinhalte umfassen unter anderem Diagnostik, Psychologie und die künstlerische Praxis.
Wenn Kunsttherapeutinnen mit Kindern oder Jugendlichen zusammenarbeiten wollen, ist ein Führungszeugnis notwendig. Um selbstständig arbeiten zu dürfen, brauchen Kunsttherapeutinnen eine Approbation. Für die Ausübung von Heilkunde wird ebenfalls eine entsprechende Erlaubnis benötigt.
Die ständige Weiterbildung ist in der Kunsttherapie sehr wichtig. Ein Studium ermöglicht es, auf dem neusten Forschungsstand zu bleiben und sich ggf. in folgenden Bereichen weiter zu spezialisieren:
Für Führungspositionen oder wissenschaftliche Tätigkeiten wird die Promotion oder Habilitation benötigt.
Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit den Patienten ist eine wichtige Voraussetzung für einen Kunsttherapeuten. Die Therapie von psychischen Störungen erfordert viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Auch mit Misserfolgen müssen die Kunsttherapeuten umgehen können. Als Kunsttherapeut sollte man ein großes Interesse sowohl an kreativen als auch an sozial-beratenden Tätigkeiten aufweisen. Kontaktbereitschaft und ein geschickter Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist in beratenden Berufen Grundvoraussetzung.