Wenn jemand Probleme in einem Schul- oder Studienfach hat, wird häufig auf Nachhilfe zurückgegriffen. Ein Lerntherapeut bzw. eine Lerntherapeutin ist hingegen dann nötig, wenn die Probleme tiefer liegen: Sie kümmern sich nicht um Lücken in einem einzelnen Unterrichtsfeld, sondern erfassen und korrigieren ganzheitliche Lernstrukturen.
Verbreitet ist auch die Bezeichnung als Lernberater bzw. Lernberaterin.
Nicht immer können schulische Mängel einfach durch intensiveres Lernen gelöst werden. Bei fachübergreifenden, strukturellen Defiziten wird deswegen häufig ein Lerntherapeut zurate gezogen. Zu Beginn der Arbeit mit einem Klienten wird dieser gründlich untersucht, um seine Schwächen zu ermitteln. Welche Hindernisse überwunden werden müssen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich; allerdings existieren drei große Problemfelder, in welche die Mehrheit aller Klienten eingeteilt werden kann. Diese sind:
Sobald ein Stärken- und Schwächenprofil erstellt ist, legt ein Lernberater einen individuellen Therapieplan fest. Hierbei geht er auch auf individuelle Vorlieben ein, sodass die praktischen Maßnahmen stark von der Persönlichkeit und den Fähigkeiten eines Klienten abhängen. Bei einer Lese-Rechtschreibschwäche bietet es sich beispielsweise an, Wörter in Laute zerlegen zu lassen oder Wahrnehmungsübungen durchzuführen. Wichtig ist zudem, dass die psychologische Ebene nicht zu kurz kommt: Wie ein herkömmlicher Nachhilfelehrer versucht auch ein Lerntherapeut, regelmäßige und nachhaltige Erfolgserlebnisse zu schaffen und somit das Selbstbewusstsein sowie die Lernmotivation zu erhöhen.
Anders als es der Name vermuten lässt, handelt es sich bei einem Lerntherapeuten nicht um einen medizinischen oder klassisch therapeutischen Beruf. Das heißt: Die Diagnose von Störungen bleibt Fachärzten, Psychotherapeuten oder Heilpraktikern überlassen, ein Lernberater kann lediglich eine Schwäche feststellen und hiervon ausgehend Förderdiagnostik betreiben. Somit ist in der Regelviel interdisziplinäre Kommunikation gefragt: Die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften ist in den meisten Fällen empfehlenswert. Des Weiteren stehen Lerntherapeuten in engem Kontakt mit Eltern sowie Lehrkräften und können hier beratend zur Seite stehen.
Lerntherapeutinnen können fest angestellt sein, doch arbeiten oft auf Honorarbasis. Typische Arbeitgeber sind hier etwa:
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Selbstständigkeit, etwa durch die Eröffnung einer eigenen lerntherapeutischen Praxis oder die Durchführung von Hausbesuchen. In diesem Falle muss sich eine Lernberaterin allerdings darauf einstellen, dass zusätzliche Ressourcen in Buchhaltung, Organisation und vor allem Marketing und Kundenwerbung investiert werden müssen.
Im Gegensatz zu einem Psychotherapeuten handelt es sich beim Lerntherapeuten nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung. Somit kann theoretisch jeder diesen Titel tragen. In der Praxis sollte jedoch eine entsprechende Weiterbildung absolviert werden – diese wird von privaten Bildungsträgern angeboten.
Da es keine Vorgaben bezüglich Ablauf, Umfang und Zugangsvoraussetzungen gibt, variieren diese zum Teil stark. Grundlage des Lehrinhalts sollten allerdings stets die drei Kernprobleme Legasthenie, Dyskalkulie sowie ADHS sein. In der Regel besitzen Teilnehmer eines solchen Kurses durch ein Hochschulstudium oder eine Ausbildung einen Hintergrund im psychologischen, pädagogischen oder therapeutischen Bereich. Somit eignet sich der Lehrgang etwa für Lehrer, Psychologen, Sozialpädagogen oder Ergotherapeuten.
Insgesamt kann eine derartige Fortbildung in manchen Fällen schon in wenigen Monaten abgeschlossen werden, während sie bei anderen Anbietern durchaus Jahre in Anspruch nehmen kann, je nachdem wie viel Zeit ein angehender Lernberater investieren kann. Weiterbildungskurse werden üblicherweise in Teilzeit angeboten. Oftmals ist es auch möglich, einen Fernlehrgang durchzuführen, z. B. via Post oder Online-Tools. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass manche Weiterbildungen auch ein Praktikum beinhalten.
Wichtig ist es zudem, dass sich ein Lernberater stetig fortbildet, um sein Wissen aktuell zu halten und zu erweitern. Manche spezialisieren sich im Laufe ihrer Karriere auf eine bestimmte Störung und arbeiten dann beispielsweise als Legasthenieberater. Weitere Themenfelder, welche Lerntherapeuten auch nach Beginn der Berufstätigkeit studieren können, sind etwa:
Eine Lerntherapeutin sollte gerne mit Menschen und vor allem Kindern und Jugendlichen arbeiten. Um den Beruf erfolgreich ausüben zu können, sind obendrein ein hohes Maß an Geduld und Empathie nötig. Wichtig ist zudem eine scharfe Beobachtungsgabe, um den Förderungsbedarf einer Klientin feststellen zu können.
Bei der täglichen Arbeit sollte eine Lernberaterin auf ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten zurückgreifen können. Auch Kreativität und Ideenreichtum können häufig hilfreich sein. Das Idealprofil wird durch Flexibilität und Offenheit abgerundet.